Bauwoche vom 09. - 16. Mai 2015
Samstag, 09.05.
Abfahrt von zu Hause um 05.50 Uhr. Ralf Petersen bei Tarp abgeholt, gemeinsam zu Holger nach Klein-Kummerfeld und von da mit übervollem Auto auf den Highway über Hannover, Magdeburg, Halle, Leipzig und Dresden (hier stieß noch Hagen zu uns) zur Grenze nach Tschechien.
Nachdem wir hier Maut für Tschechien und die Slowakei bezahlt hatten, ging es über gut ausgebaute Autobahnen zügig und ohne nennenswerte Staus Richtung Ungarn (und auch hier wieder Maut!)
In Tschechien kamen wir an Orten vorbei wie Teplice (Teplitz) und Brod, die mich an mein Hobby, die Rosen, erinnerten.
Kurz vor 21.00 Uhr erreichten wir dann unsere Pension bei Tatabanya, bezogen unsere Zimmer und ließen die Anstrengungen der langen Fahrt bei einem schmackhaften Essen, einem alkoholfreien Bier und etwas zu lauter Musik hinter uns, bevor wir gegen 23.00 Uhr zur Nachtruhe übergingen.
Sonntag, 10.05.
Kurz vor 06.00 Uhr werde ich von Hühnergegacker und schnatternden Gänsen liebevoll aus dem Schlaf gerissen. Die Sonne scheint, ein paar harmlose Wolken sind am Himmel.
Nach dem ersten, guttuenden Kaffee kommen so langsam alle Mitfahrer an´s Tageslicht, auch Ralf! Und nach dem Frühstück trifft auch Armin ein, unser „deutscher Ungar“, um uns Budapest zu zeigen.
Mir persönlich hat diese Stadt sehr gut gefallen mit seinen schönen, alten Gebäuden, Brücken, Türmen, dem Parlament und den ganzen Sehenswürdigkeiten. Einen Besuch Budapest´s kann ich jedem nur ans Herz legen, der sich mal in Ungarn aufhält – ein lohnendes Reiseziel.
Auch hier, wie in den Dörfern und kleineren Städten, fiel uns allen die Sauberkeit auf öffentlichen Plätzen und in den Straßen auf da kann sich Deutschland noch 'ne Ecke abschneiden!!
Montag, 11.05.
Wieder vor allen anderen wach! Noch nicht mal die Gänse und Hühner sind zu hören. Und ich bin gespannt auf den ersten Einsatz im Tierheim!
Nachdem Hagen, Holger und ich (allesamt Frühaufsteher) schon längst gefrühstückt haben, tritt sage und schreibe um 09.00 Uhr unser Ralf ins Rampenlicht!!
Im Tierheim angekommen, begrüßt uns Eva, die Tierheim-Leiterin, freundlich und bespricht mit Holger die anstehenden Arbeiten. Nach einem kurzen Rundgang durch das TH und dem Welpen-Knuddeln gehen Hagen und ich an die Vorbereitungsarbeiten.
Holger muss mal wieder feststellen, dass viele der versprochenen Arbeiten durch das TH nicht, bzw. nicht ganz zu Ende gemacht werden konnten.
Ab 10.00 Uhr verbreitet die Sonne schon eine ordentliche Wärme. Ralf ist mittlerweile mit Armin nach Tatabanya gefahren, um die nötigen Einkäufe für die Ausläufe zu tätigen.b
Auch wenn es für uns unmöglich erscheint, so haben wir uns vorgenommen, bis Freitag die Ausläufe soweit fertig zu bekommen, dass für die TH-Leitung nur die Fertigstellung der Ausläufe ansteht. Wir werden schauen, was wir hinbekommen!
Mein erster Blick vom Tierheim ist zweigeteilt. Zum einen sieht man an allen Ecken Bemühungen, die Zustände dort zu verbessern und den Tieren einen erträglichen Aufenthalt zu ermöglichen. Zum tanderen gibt es sehr viele Unzulänglichkeiten und Stückwerk, was aus Geldmangel nicht anders zu bewerkstelligen ist. Angefangen bei unsachgemäßem Ausbesserungsarbeiten bis hin zu dem Müll- und Dreckproblem.
Durch den Abriss der alten Quarantäne ist natürlich weiterer Müll entstanden, der jetzt erst mal schnellstens entsorgt werden muss, denn dies alles würde nur die Gesundheit der Tiere gefährden.
Und die Hundi´s? Von einigen Wochen alten Welpen bis zu „Halbstarken“ in allen Formen und Farben vorhanden. Und alle wollen sie am liebsten auf den Arm. Sie fiepen und jammern, weinen und sehen dich mit teilweise traurigen Augen an. Daran muss man sich erstmal gewöhnen und das ist nicht einfach! Trotzdem kann ich am Ende des ersten Tages im TH sagen: Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt!!
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Dienstag, 12.05.
Gleich zu Beginn der Arbeit im Tierheim eine der Situationen, weshalb ich unter anderem im Tierschutz arbeite:
Ein kleiner, verängstigter Welpe sitzt zusammengekauert in einer Ecke der Welpenklappe, wimmert und weint, weil herzlose Menschen ihn dort in der Nacht einfach hineingesteckt haben.
Wenn man so ein Würmchen betrachtet, seinen zitternden Körper, sein Wimmern hört und in seine unendlich traurigen Augen blickt, kann man nicht anders, als wütend und ohnmächtig zugleich, seine Tränen krampfhaft zu unterdrücken und den aufsteigenden Hass auf Menschen abzuwürgen.
Heute endlich kommt das bestellte Material für die Ausläufe.
Obwohl nach immer wieder aufflammenden Diskussionen die Stahlmatten, Eisenpfosten und Kleinmaterial uns erst gegen Mittag erreichen, können wir, nach dem Einsetzen eines neuen Fensters im TH-Gebäude, gleich mit den Arbeiten für die Ausläufe beginnen.
Und auch hier zeigt sich immer wieder, wie unterschiedlich die Herangehensweise, die Ausführung und die Zeitintensität der deutschen und der ungarischen Arbeitsweise sind.
Durch Armin haben wir aber auch einen hochmotivierten und gut arbeitenden Maurer, Fliesenleger, Maler - eigentlich einen Tausendsassa – kennen gelernt, Gabor.
In meinen Augen eine glückliche Fügung für das Tierheim selbst und auch für kettenlos.
Mittwoch, 13.05.
Heute Morgen ist mein erster Gang der zu dem Findelkind von gestern. Klein, zusammengekauert mit unsicherem Blick liegt er in seinem kleinen Käfig. Man sieht ihm an, dass er noch nicht begreift, was ihn erwartet, warum er hier ist und wer diese Menschen um ihn herum sind.
Hat er eine Zukunft? Und wenn ja, welche? Ich hoffe, dass er gesund ist und in ein neues Leben starten kann bei Menschen, die ihn lieben. Sein bisheriges Leben hat nicht gut angefangen, aber wer weiß – vielleicht hatte er auch Glück, dass er ins TH kam, denn ich frage mich, warum er alleine hier abgegeben wurde und nicht mit seinen Geschwistern?
Was denen wohl widerfahren ist?
Heute gehen die Arbeiten gut voran, Gabor kommt an der Quarantänestation gut weiter und wir bohren die ersten Löcher für die Ausläufe und stoßen auf enorme Schwierigkeiten.
Fast die gesamte Fläche besteht unterhalb der Grasnarbe aus Schutt, Ziegelsteinen, großen Kieseln, Draht, Eisen, Glas und Knochen. Jedes Loch muss mit der Hand nachgearbeitet werden, denn das schafft kein Erdbohrer. Alles sehr zeit- und kraftraubend und das unter der brennenden Sonne.
Feierabend 17.30 Uhr, danach duschen, 1 Tasse Kaffee und ab nach Tata in die Pizzeria „Mahagoni“. Wie jeden Abend lassen wir den Tag Revue passieren und besprechen die Arbeiten für den nächsten Tag.
Gegen Mitternacht machen Ralf und ich uns auf den Weg, um Jana und Jenny mit dem Transporter abzuholen und sicher zur Pension zu bringen. Gegen 01.15 endlich schlafen!
Donnerstag, 14.05.
Trotz der kurzen Nacht wieder um 05.45 Uhr hoch und: Es regnet!! Langersehnt und trotzdem unpassend, wenn ich an unsere Arbeiten denke.
Aber rechtzeitig zum Arbeitsbeginn ist es wieder trocken. Den ganzen Tag Löcher gebohrt – Sklavenarbeit.
Freitag, 15.05.
Unser letzter Arbeitstag in Tatabanya. Trotz der Schufterei der letzten Tage immer noch motiviert, gehen Hagen und ich daran, die letzten Löcher für die Ausläufe zu setzen. Und stündlich müssen wir mehr Pausen machen – die Kraft ist einfach weg. ABER:
Wir haben es geschafft!!! Glücklich und erleichtert, mit etwas Wehmut, weil wir die Hundi´s zurücklassen müssen (ich vor allem das kleine Männlein), verabschieden wir uns von den Tierheim-Mitarbeitern in der Hoffnung, dass die begonnenen Arbeiten jetzt zügig beendet werden und wir bei der nächsten Bauwoche neue Projekte in Angriff nehmen können.
Willi Wagner