Unterwegs vom 10.-20.08.2016
Ich war so lange nicht mehr in Ungarn. Fast ein ganzes Jahr musste ich warten, bis es endlich wieder losgehen konnte.
Wir starteten schon am Mittwoch der Woche davor, da wir einige Tage in Ungarn verbringen wollten. Unser erstes Ziel war bei Carola und Ronny, wo wir liebevoll bewirtet wurden, bevor es weiterging, den Rest der Strecke zu fahren. Dankeschön ihr Lieben. Mitten in der Nacht kamen wir am Ziel an. Erschöpft, aber glücklich, denn es war wunderschönes ungarisches Nachtwetter mit sternenklarem Himmel. Sommer in Ungarn eben. Nach dem eher schlechten Wetter, das in Deutschland vorherherrschte, wollten wir am liebsten draußen schlafen.
Am nächsten Morgen ging es los. Wir starteten ins Tierheim, um die Spenden auszuladen. Wie immer wurden wir herzlich begrüßt und aufgenommen. An Bord hatten wir ein Röntgenbilderauslese-Gerät und einen schweren, sehr schweren OP- Tisch, der höhenverstellbar ist.
Es brauchte Männer, um alles aus dem Kuddel zu bewegen. Natürlich auch Futter, Decken und Co. Alles wurde gemeinsam ausgeladen und sofort eingeräumt und sortiert. Dann war Zeit für einen Rundgang. So lange hatte ich die Hunde nicht gesehen. So viele Neuzugänge und natürlich die Sitzenbleiber, die Alten, die gefühlt schon ewig dort leben mussten. Manch ein Anblick schnürt einem die Luft ab, wenn man die Resignation und Hoffnungslosigkeit spürt.
Im Tierheim selbst ist viel passiert. Das Gebäude hat sich von außen stark verändert, alles ist freundlich und sauber. Meistens gehe ich zuerst ins Welpenhaus. Ich liebe diesen Ort. Bei meinem allerersten Besuch vor drei Jahren habe ich genau dort gestanden.
Da war es ein unbefestigtes Lager mit Boxen, Baumaterial und Müll gewesen. Heute sind dort einzelne Buchten, gefliest mit den bunten, gebrauchten, alten Fliesen, die Hygiene möglich machen. Es ist unbeschreiblich toll, wie sehr dieser Ort sich verändert hat und jetzt Schutz und Sicherheit bietet.
Unsere Bauwochen sind so wichtig und unsere Hilfe dort lebensnotwendig!
Ich möchte mich hier nochmal bei allen bedanken, die das möglich machen. Den freiwilligen Helfern und Aktiven, die dort ihre ganze Zeit und Arbeitskraft investiert haben, den Spendern, die uns unterstützten, damit aus einem ehemaligen Ziegenstall aus Holz, ein Welpenhaus wurde.
Wir fanden einen Welpen im Tierheim vor, der frisch dort gelandet war. Nudli. Ein schwarzer Rüde, kaum Fell. Seine Haut war aufgeplatzt und blutig. Nudli lag wie tot in dem Kennel. Er fieberte und war völlig abgemagert.
Auch die anderen Junghunde, die wir schon kannten, weil sie schon länger dort sein mussten, weil sich niemand für sie interessiert, machten uns mehr wie traurig. Im Februar geboren, als Winzlinge ausgesetzt, von den ungarischen Kollegen liebevoll großgezogen und nun immer noch keine Perspektive. Stattdessen werden sie immer älter, lernen kaum etwas kennen, was Alltagsgeräusche und Situationen angeht.
Und täglich kamen neue Not-Hunde. Gefunden, angefahren, verletzt. Es ist jedesmal wieder ein Hoffen und Bangen, das alle Beteiligten vor Ort erleben.
Da wir ein paar Tage länger in Ungarn waren, blieb auch Zeit für etwas Tourismus. Wir erkundeten die Umgebung, besuchten den Turol und die Höhlen, die immer wieder atemberaubend sind. Wir können nur jedem empfehlen, diesen Ort aufzusuchen, der etwas Magisches hat und der einem etwas von den schönen Seiten unserer Welt zuflüstert, damit man wieder Kraft für den Alltagsschmerz der Realität sammeln kann.
Unsere Tage verflogen, wie immer eigentlich, wenn wir vor Ort sind, viel zu schnell. Gern wären wir länger geblieben, doch die Hunde und die dazugehörigen Familien warteten schon sehnsüchtig.
Unsere Rückreise verlief nicht ohne Vollsperrungen, Staus und Verzögerungen. Doch alle sind sicher und wohlbehalten an ihr Ziel gelangt und die bessere Zukunft hat für sie begonnen.
Christine Hartung-Czaja