Ungarnfahrt vom 16. - 19.04.2014
Jetzt fuhr ich also das zweite Mal nach Tatabánya. Bin ich jetzt schon Profi in Sachen Tierschutzfahrten? Na,ja! Ich werde mal nicht gleich übertreiben!
Diesmal ging es an einem Mittwoch schon los. Fand ich gut! Mehr Zeit, weniger Stress - fast schon ein Kurzurlaub.
Die Hinfahrt war prima, ein Zwischenstopp in Seelze, um noch Spenden einzuladen. Kleiner Plausch, großer Kaffee und ein Fachblick zum Öl - die blinkende Öllampe begleitete uns die ganze Zeit - und weiter ging`s.
Ich war so voller Erwartung und Vorfreude, die Landschaft flog an uns vorüber, eine Baustelle löste die andere ab.
Egal! Ich aß meine Klappstulle, Edith ihre kalten Kartoffelpuffer - uns ging es gut!
Aus den vorbeiziehenden Hügeln wurden Berge, Wien bei Nacht, ein toller Anblick! Von da an war es nicht mehr weit. Gegen 2.00 Uhr waren wir im Hotel und der Nachtportier begrüßte uns etwas verschlafen aber mit freundlichem Grinsen. Ab ins Bett!
Donnerstagmorgen! Blick aus dem Fenster, grau, Pieselregen, was ist das denn? Das war so nicht abgesprochen!
Beim Frühstück besprachen wir den Tagesplan.
Uff! Hörte sich nach einer Menge an, ich freute mich aber wie verrückt, alle wieder zu sehen. Eva, Agi und Armin, die Mädels aus dem Tierheim. Ich lernte Lazi kennen und seine Frau Sandra und 3 junge Frauen, die mit viel Elan ein Tierheim eröffnen wollen.
Na dann! Ab nach Tata,
Es gab natürlich ein großes“ Hallo“. Alle freuten sich! Die Spenden wurden gemeinsam ausgeladen und ein besonderer Hund erhielt ein besonderes Paket.
Das war Poldi. Er wusste gar nicht, wo er zuerst dran schnüffeln sollte und guckte seine Betreuerin immer wieder an. So rührend anzusehen!
Es war eine gute Entscheidung, mich nicht zu Schminken, denn Freudentränen, Tränen der Rührung und Tränen der Verzweiflung wechselten sich ab.
Der Gang durch die Gehege machte mich fertig. So viele Hunde! Kommt alle zu Mami…! Große, Kleine, Dicke, Dünne - och man!
Wir müssen mehr reinhauen! Da gibt es noch viel zu tun, einige sitzen schon fast 7 Jahre! Die Langsitzer und die Alten, die schwer Vermittelbaren - wie kann man die besser präsentieren? Kann man deren Chancen verbessern?
Noch einige neue Fotos, laut Arbeitsliste, und ab ging es zu Armin und Agi.
Armin hatte eine Torte extra für uns gebacken und so war die Kaffeestunde nicht nur informativ, sondern auch super lecker!
Mit vollem Magen fuhren wir zu Lazi, Sandra und den 3 Mädels.
Der Weg dorthin war wahnsinnig schön.
Serpentinenstraßen, von denen man einen phantastischen Blick auf Hügelketten hat, Rapsfelder und alte Bäume. Schöner als ein Urlaubskatalog aus dem Reisebüro.
Edith, Sandra und Lazi kennen sich schon eine Weile aber ruckzuck gehörte ich auch dazu. Dieses “Zu-Hause-Gefühl“ überkommt mich auf dieser Reise immer wieder! Auch die 3 Mädels, welche seit einiger Zeit die Tötungshunde betreuen, waren uns schnell vertraut. Ihre Energie und Sorgfalt bei der Umsetzung ihrer Ideen ist bewundernswert.
Sie wollen mit Lazis Hilfe und seinen Erfahrungen ein Tierheim aufbauen. Das ist eine verflixt schwere Sache, denn ohne Beziehungen und positive Reklame läuft nichts in Ungarn.
Einige wenige Spenden konnten wir schon dalassen und uns von den Plänen Lazis und der Mädels beeindrucken lassen. Im Moment improvisieren alle. Z.B. wird Wasser für die Hunde in der Tötung über Kilometer mit Kanistern und Fahrrädern transportiert.
Der kleine Demodexhund Csufi lebt auf dem verlassenden Grundstück neben einem der Mädchen und wird gaaanz liebevoll betreut. Wir konnten sehen, wie seine Wunden behandelt wurden und er seine Medis mit einer Leberwurststulle verputzte. Er flitzte wie ein kleiner Wirbelwind mit seiner Tüte durch den Garten. So viel Lebensfreude in so einem geschundenen, ausgemergelten Körper! Ganz großes Kino!!!!
Lazi und die Mädels zu unterstützen, ist auch für uns Kettenlose ein großer Wunsch.
Nachdem wir zu später Stunde eine riesige Pizza verdrückt hatten und alles Erlebte noch mal Revue passieren ließen, fuhren wir ins Hotel und plumpsten zu Bett.
Was? Schon wieder Mitternacht? Morgen brauchen wir doppelt Antifaltencreme!
Freitag, Sonne satt, am Mittag 24 Grad! Geht doch!
Besprechung der Bauvorhaben, messen, überlegen, planen - geht nicht, neu überlegen. Geld reicht nicht! Noch mal! Vielleicht so?
Ein Welpenhaus und eine Krankenstation sind nötig und wichtig! Ich muss im Lotto gewinnen! Sofort auf die „To-do“-Liste! Mein Kopf war so voll, die Gedanken schwirrten nur so. Ich hoffte, dass es in Edith`s Kopf klarer sei!
Am frühen Nachmittag ein Spaziergang um den See mit Edith`s Herzenshund Solt, seinem Zwingerkumpel Timo sowie Armin und seinem Hund Herzeg waren etwas ganz Besonderes.
Solt sollte mit uns fahren und einen Platz in Edith`s Familie bekommen. Er hatte soviel Angst, es ging aber besser als gedacht.
Wir genossen die Hunde und die Aussicht auf den See, die Hunde die Zusatzrunde und die Ruhe.
Mit unseren Leckerlis konnten wir keinen Blumentopf gewinnen.
Zurück im Tierheim bekamen die Hunde ihr Futter und das Geheimnis um unsere verschmähten Leckerlis lüftete sich.
Nun noch ein Besuch bei der Tierheimleiterin Eva und die Zeit war schon wieder rum. Bei einer leckeren Tasse Kaffee besprachen wir noch einige Dinge, bestaunten das Spiel der Hunde und schauten uns noch einige Vermittlungshunde an, die derzeit bei Eva wohnen.
Der kleine alte Westi, der mit einer Forke aufgespießt wurde und nun sehnsüchtig ein eigenes zu Hause sucht, denn bei Eva ist ganz schön Trubel.
Auch die Jagdterrierdame hat uns verzaubert, sehr schmusig und liebevoll kam sie immer wieder angetrabt. Um richtig zufrieden zu sein, braucht sie eine Aufgabe ihrem Wesen und Temperament entsprechend.
Die Zeit war wieder ruckzuck rum, wir hatten zu Abend gegessen und ein winziges Glas Wein getrunken. Noch schnell die Pässe sortiert, Chipnummern und Liste verglichen, ach ja und Koffer gepackt. Ich wäre soooo gerne noch geblieben, aber wir brachten 11 Hunde in ein neues Zuhause. Es ist schon eigenartig, ich fühle mich in Ungarn genauso zu Hause wie in meinem kleinem Dorf. Kann man zwei “Zuhause“ haben?
Nach dem Frühstück, mit weniger Kaffee als sonst, wegen…, fuhren wir zum Tierheim!
Alle warteten schon und das Einladen ging prima. Selbst die großen Angsthasen schlugen sich wacker! Ob sie trotz ihrer schrecklichen Angst spürten, dass etwas für sie Positives passiert?
Punkt 10.00 Uhr! Umarmungen, Abschiedsküsschen, verstecktes Tränenwischen - „Wat mut, dat mut!“ Los jetzt!
Unser tapferes Auto brachte uns, wieder mit blinkender Öllampe, nach Hause. Die Übernehmer waren alle pünktlich, die Übergaben rührend, die Hunde beeindruckt. Davon kann ich nicht genug bekommen. Muss ich auch nicht, denn ich fahre wieder, immer wieder, immer wieder!
Sabine Hass