unterwegs vom 8. bis 11.4.2015
Die Reise begann für die Mitglieder von kettenlos am 08. April um 6:00 Uhr in Nordfriesland. Schon bei Hamburg gab es einen Stau, durch den sie ca. 1 Stunde verloren.
In Kassel stieg ich zu und der Rest der Fahrt verlief dann ohne weitere Vorfälle und Staus. So hatten wir Zeit, uns etwas näher kennenlernen, da ich das erste Mal auf der Fahrt nach Ungarn dabei war.
Wir machten dann noch zwei Zwischenstopps in Deutschland, um weitere Spenden zuzuladen. Das Auto war schon recht voll, aber zur Not hätte noch etwas hineingepasst.
Gegen Mitternacht kamen wir in der Pension in Tatabanya an, stellten nur noch schnell das Auto ab und fielen müde in die Betten.
Am nächsten Morgen begrüßte uns herrliches Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein, so dass wir das Frühstück im Freien genießen konnten. Nun wollten wir es aber gar nicht mehr abwarten, endlich die Tiere im Tierheim zu besuchen, sodass wir auch gleich nach dem Frühstück starteten.
Im Tierheim angekommen ging es erst einmal zu einer Runde „Kampkuscheln“ in das Jungtiergehege. Die Hunde sind alle so sehr menschenbezogen, so liebebedürftig aber auch frech, so dass sie einen fast umreisen um ja auch ein Stückchen vom Mensch abzubekommen.
Nachdem aller Hunde ein paar Kuscheleinheiten abbekommen hatten, ging es weiter, die Spenden abzuladen. Dabei war auch ein Ultraschallgerät, gespendet von einer befreundeten Tierschützerin, welches ab sofort für wichtige Untersuchungen durch den Tierarzt vor Ort verwendet werden kann.
Nach einem Rundgang zwecks Bestandsaufnahme und Vorbereitung des Mai-Arbeitseinsatzes wurden noch Bilder und Videos der Insassen gemacht, um diese auch gut auf der kettenlos-Website präsentieren zu können.
Dabei lernte ich das erste Mal Poldi kennen. Durch was für bösartige Menschen auch immer, wurde ihm ein Teil seines Hinterteils mitsamt dem Schwanz und dem After abgetrennt.
Er kann somit seinen Stuhlgang nicht mehr regulieren. Trotz seiner bisherigen Erfahrungen mit Menschen ist er ein sehr zutraulicher und lieber Hund, verspielt, verschmust und lebenslustig.
Für ihn suchen wir in Deutschland eine Endstelle oder einen Gnadenplatz, die sich mit solchen Handycaptieren auskennt.
Wir gingen dann mit einigen Hunden noch eine kleine Runde spazieren. Es gibt zwar auch Gassigänger hier, aber im Großen und Ganzen bekommen die Hunde viel zu wenig Bewegung.
Am Freitag war in alle Frühe Aufbruch zum Gnadenhof der Bottyan Equus Pferderettung, da die Rettungsstation doch ein gutes Stück hinter Budapest liegt und dementsprechend lange zu fahren ist.
Dort angekommen wurden wir durch einen englisch sprechenden Mitarbeiter über das Anwesen geführt. Hier sind zur Zeit ca. 50 Pferde, ebenso viel Hunde, Schafe, Ziegen, ein Schwein, ein Esel, Ponys, Gänse und Enten zu Hause. Die Tiere kommen größtenteils aus schlechter Haltung, werden durch die Mitarbeiter gerettet, aufgepäppelt und resozialisiert.
Danach werden sie, so weit möglich, wieder vermittelt, mit der Auflage, dass sie nur noch in aller Ruhe Ihren Lebensabend genießen dürfen. Das heißt sie dürfen nicht geritten oder zu sonstige Arbeiten missbraucht, Hunde müssen im Haus untergebracht werden und mit der Familie zusammen leben.
Der Nachmittag auf dem Hof verging wie im Fluge.
Es war wie im Paradies. Wunderbares Wetter, eine himmlische Ruhe und um einen herum nur glückliche Tiere.
Wir mussten uns echt überwinden, wieder nach Tatabanya zurückzufahren, aber auch da wartete noch eine Menge Arbeit.
In Tatabanya angekommen, wurden noch Bilder und Filme von den Insassen gemacht und die Ausreise unserer 6 Hunde vorbereitet.
Die Boxen wurden verkehrssicher verzurrt und das Auto vollgetankt. So konnten wir getrost zur Nachtruhe übergehen und uns für die anstrengende Fahrt am nächsten Tag vorbereiten.
Am Abreisetag lief alles wie am Schnürchen, sodass wir 30 min vor geplanten Start schon aufbrechen konnten. Auch auf der Straße lief es dann genauso gut weiter, so dass wir ca. eine Stunde Vorsprung hatten und die neuen Hundebesitzer informierten, dass diese bitte eher am Übergabepunkt sein sollen.
Wie vereinbart waren dann auch alle neuen Herrchen und Frauchen an den Rastplätzen und nahmen ihre Schützlinge freudig, aufgeregt und voller Dankbarkeit entgegen. Es ist immer wieder ein schöner Moment, wenn die neuen Besitzer ihre Tiere in den Arm nehmen und mit Ihnen gemeinsam in eine neue, bessere Zukunft gehen.
Während unseres Besuches in Ungarn lernten wir auch Heli kennen, deren Schicksal mich besonders berührt. Die liebe Hündin leidet an permanenten, spastischen Zuckungen (Myoklonie?) und ist auf einem Auge blind.
Sie kann einfach nicht ruhig halten, selbst im Schlaf zucken ihre Beine unablässig. Durch die ständigen Spasmen kann sie nicht ohne weiteres mit anderen Hunden zusammen sein, da diese in den Muskelanspannungen einen Angriff sehen könnten und sie deshalb angreifen, was leider auch schon passiert ist.
Niemand will mit ihr Gassi gehen und wenn sich ihrer doch jemand erbarmt, ist sie durch ihren von Krämpfen durchsetzen Laufstil schon nach kurzer Zeit außer Atem, vermutlich auch, weil sie so selten aus ihrem Gatter herauskommt.
Sie ist sehr menschenbezogen, verschmust und herzensgut. Leider kann sie Aufgrund ihrer Rasse nicht nach Deutschland geholt werden.
Deshalb suchen wir für sie Paten, welche eine Therapie finanzieren und ihr ein leichteres Leben mit anderen Hunden zusammen ermöglichen.
Hagen Knoblauch