Ungarnfahrt vom 19. - 21.12.2013
Ungarn. Und das kurz vor Weihnachten.
Ich freute mich riesig auf die Reise so kurz vor Weihnachten. Das Wetter ließ zwar zu wünschen übrig als ich morgens pünktlich um 6 Uhr das Haus verließ, aber das war egal. Endlich würde ich wieder in dieses Land fahren, dem ich mich verbunden fühle.
Als ich bei Edith eintraf, packten wir gemeinsam die letzten Dinge in das Auto und starteten Richtung Holger, denn der sollte auch noch mit. Schnell war sein Gepäck verstaut und von unserer Sabine verabschiedeten wir uns herzlich.
Unser erster Stopp war in Seelze. Dort holten wir bei sehr netten Menschen noch Spenden ab und bekamen einen Kaffee gesponsort. Vielen Dank! Der weckte unsere Lebensgeister und weiter ging die Fahrt bis Bad Hersfeld.
Weitere Spenden warteten dort, die Jenny angesammelt hatte. Als wir die Menge sahen, hatten wir die größten Bedenken, ob das noch alles ins Auto passt! Mein Fressalien-Korb mit den Papieren war schnell untergebuddelt. Verschwunden zwischen Paketen, Decken, Futter, Körben. Doch es war nicht daran zu denken, alles auszuladen, um den Pass und den Führerschein zu suchen. Nein, nein. Das ging gar nicht. Wenn man uns nun kontrollieren würde an der Grenze. Das wäre eine Katastrophe. Und doch mussten wir weiter fahren, nachdem wir eine Kleinigkeit mit Jenny zu uns genommen hatten. Danke nochmal Jenny für die vielen Spenden!
Es wurde inzwischen dunkel und als wir an die ungarsiche Grenze kamen, passierte genau das, was wir gar nicht brauchten. Wir wurden rausgewunken.
Zielstrebig kam der Grenzbeamte auf uns zu, Edith fuhr und öffnete die Seitenscheibe. Er sprach uns auf ungarisch an, als wir damit nichts anfangen konnten, sprach er deutsch. Unser Laderaum quoll über und er leuchtete mit einer Taschenlampe hinein, fragte wohin wir wollten und was das für Sachen seien. Als Edith ihm antwortete, dass wir auf dem Weg nach Tatabánya waren, um Spenden in ein Tierheim zu bringen, ließ er uns ohne weitere Nachfragen fahren.
Gott sei Dank! Wir sahen uns schon im strömenden Regen Decke für Decke auspacken, bis wir an meinen Personalausweis ran kamen. Sicher hätten wir das nie alles wieder rein bekommen ins Auto. Es war total vollgestopft!
Die ungarische Vignette macht auch noch Probleme. An der Tankstelle war der Computer ausgefallen, also mussten wir erstmal weiterfahren und dann in der Kälte am Vignettenhäuschen anstehen.
Die restliche Fahrt verlief zum Glück ohne nennenswerte Zwischenfälle. Doch wir waren total übermüdet als wir gegen 2:30 Uhr im Foyer des Hotels eincheckten. Das Frühstück war für 8 Uhr angesetzt, also viel Zeit zum Schlafen und Ausruhen hatten wir nicht.
Der nächste Tag begann pünktlich mit einem ausgiebigen Frühstück. Unsere Augen waren nur einen Schlitz weit geöffnet, unsere Knochen taten weh von der langen Fahrt und trotzdem starteten wir frohen Mutes ins Tierheim.
Dort wurden wir von Armin, Agi und zwei Mitarbeitern begrüßt. Eva hatte eine Spendentour, sie würden wir erst am frühen Nachmittag antreffen.
Also begannen wir nach dem großen Begrüßungshallo mit dem Ausräumen des Autos. Alles, was drin war, musste auch wieder raus. Wir sortierten die Weihnachtspakete, das Futter, die Decken und noch bevor wir alles begutachten konnten, rief Armin zum Aufbruch.
Wir hatten einen Termin bei der Veterinärbehörde und wurden dort erwartet.
In Tatabánya gingen wir ins Rathaus.
Ein helles, neueres Gebäude, in dem wir zügig dem Amtveterinär gegenüber saßen.
Armin übersetzte fleißig und nachdem wir alles besprochen hatten, war die Mittagszeit schon da.
Agi wartete bereits mit dem Essen auf uns. Wir wurden wieder einmal total verwöhnt und das Essen machte uns müde und träge. Doch es nutzte nichts, die Zeit lief uns davon. Wir hatten noch viel Arbeit und es war schon fast 14 Uhr als wir wieder im Tierheim ankamen.
Dort besprachen wir das weitere Vorgehen. Wir hatten eine Liste mit den Wünschen und Fragen der Kollegen dabei und es stand noch die Paketübergabe aus unserem Adventsprojekt an.
Die Päckchen wurden nach Hunden sortiert und der Empfänger mit samt den Paketen fotografiert.
Die Freude über so viel Anteilnahme war groß in Ungarn und alle waren sichtlich gerührt. Eine riesengroße Freude haben die Päckchen gemacht und einige waren auch beschriftet mit: Für einen Hund, der kein eigenes Paket bekommen hat. Unser Adventsprojekt war ein voller Erfolg. Vielen Dank den Absendern!
Die Aufmerksamkeit hat den ungarischen Kollegen Hoffnung gemacht, ihnen gezeigt, dass sie gesehen werden und nicht alleine sind mit ihren Problemen. Und die sind ja bekanntlich derzeit überdimensional groß.
Was wird aus den 37 Hunden, die das Tierheim derzeit zuviel aufgenommen hat? Die Vorstellung, dass man die Hunde mitnimmt und in eine Tötung bringt, liegt leider viel zu nahe...
Holger machte sich daran, die Liste abzuarbeiten und die Fotos zu schießen, während Edith und ich mit dem Boxenaufbau begannen.
Immer wieder klingelten die Telefone und immer wieder stellten wir innerhalb des Transporters um, um eine andere Variante auszuprobieren, die vielleicht besser war. Das ganze dauerte und dauerte.
Einige Hunde liefen immer frei auf dem Gelände und begutachteten unsere Arbeit. Die Kälte machte uns allen zu schaffen und wir waren froh, als das Thema Boxenaufbau vom Tisch war.
Nun war es schon mehr dunkel wie schummerig und für brauchbare Fotos völlig ungeeignet. Wir hielten uns noch einen Moment im Tierheim auf, bewunderten den geschmückten Tannenbaum, unter dem nun die Geschenke für die Hunde lagen, besuchten einige Hunde und führten noch ein Gespräch organisatorischer Natur.
Dann war es kurz vor 18 Uhr und Eva eröffnete uns, dass wir um 18:30 Uhr aus dem Hotel abgeholt würden.
Es stand noch ein volles Abendprogramm an. Wir sollten wichtige Leute kennen lernen.
Es blieb also gerade mal Zeit für eine ganz kurze, heiße Dusche, bevor wir wieder im Auto saßen und in ein Restaurant gebracht wurden.
Dort wartete man bereits auf uns. Mit uns am Tisch saß der Tierarzt mit seiner Frau und ein weiteres Ehepaar, dass sich direkt vor Ort sehr engagiert.
Wir bestellten etwas zu essen und Eva sagte uns, dass sie sehr froh sei, dass wir da wären, dass sie die Zusammenarbeit mit kettenlos als sehr glücklich empfindet und dass sie hofft, dass auch das kommende Jahr gemeinsam gestaltet werden kann.
Dann erzählte sie von einem neuen Projekt, das ins Leben gerufen werden soll und dass das der Grund unserer Zusammenkunft sei.
Die ungarischen Gäste wollten uns gerne kennen lernen und sehen, mit wem sie es zu tun haben. Wir haben diese Geste begrüßt und uns über so viel Aufmerksamkeit gefreut.
Als man dann vorstellte, was geplant ist für die nächste Zukunft, konnten wir nur begeistert sein und unsere Unterstützung anbieten. Das, was dort in nächster Zukunft passieren soll, ist wirklich großartig und verdient jede Aufmerksamkeit, die denkbar ist.
Es handelt sich dabei um eine Krankenstation, die direkt auf dem Tierheimgelände errichtet werden soll.
Geplant sind Container, die als Behandlungsraum und Krankenstube dienen sollen.
Die Tiere aus dem Tierheim könnten direkt vor Ort behandelt werden und auch dort bleiben, bis sie wieder so gesund sind, um in den gewohnten Zwinger umzusiedeln. Außerdem ist angedacht, dass auch die Bevölkerung dieses tierärztliche Angebot nutzen kann.
Sofort erschienen in meinem Kopf Visionen von Kastrationsprogrammen, Impftagen, Parasitenbehandlung und Vieles mehr.
Wir werden in Kürze ausführlich darüber berichten. Sie finden das ganze Projekt auf unserer Homepage unter Projekte/Tierheim Tatabánya. Natürlich ist das auch wieder ein riesiger Batzen, der gewuppt werden muss, doch wir wollen versuchen, einen Teil dazu beizusteuern, denn das ist wirklich eine ganz wundervolle Sache!
Im Hotel quatschten wir noch bei einer kleinen Flasche Likör über die Erlebnisse und Eindrücke. Doch gegen Mitternacht waren wir alle in unsere Zimmer verschwunden.
Gemeinsames Frühstück war für 7 Uhr geplant und der Tag der Rückreise würde ebenso lang werden wie die vorangegangenen.
Ich schlief sofort ein und es fiel mir sehr schwer, morgens um sechs Uhr aufzustehen um alles gepackt zu haben, wenn wir zum frühstücken gingen. Wir mussten direkt danach aufbrechen, um rechtzeitig los zu kommen.
Am Tierheim brachte man uns die mitreisenden Hunde. Wir kontrollierten alles und verabschiedeten uns dann von unseren Freunden aus Ungarn.
Es fällt mir persönlich immer wieder sehr schwer, dort wegzufahren. Ich habe das Gefühl, dass ich die dort gebliebenen Hunde im Stich lasse. Es ist immer wieder ein entsetzlicher Moment.
Unsere Rückreise verlief staufrei und problemlos. Die Hunde waren gut drauf und unsere Ankunftszeiten konnten wir locker einhalten. Natürlich waren die Übergaben der Hunde wieder ein besonderes Highlight.
Szonja, jetzt Lilly, stieg als erste aus und sie brauchte wirklich nur wenige Minuten, da hatte sie alle Herzen im Sturm erobert.
Auch die anderen Hunde kamen wohlbehalten an ihren Bestimmungsort und nachdem wir so gut durchkamen, konnte ja nicht mehr viel schiefgehen.
Zumindest dachte ich das. Doch als ich in Flensburg von der Autobahn fuhr, stand ich in einer Vollsperrung, die ich tatsächlich erst einmal abwarten musste, bis ich weiter nach Hause fahren konnte.
Am vierten Advent war ich dann wieder bei meiner Familie und meinen Tieren. Müde, aber glücklich sah ich dem Weihnachtsfest entgegen, dass wir Dank der Hilfe vieler Menschen und Pakete, auch für die Tierheimhunde zu einem echten Ereignis machen konnten.
Vielen Dank!
Was gibt es Schöneres an Weihnachten als andere glücklich zu sehen?
Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen/euch bedanken, dass mein Weihnachten 2013 durch unser Projekt zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde!
Christine von kettenlos