unterwegs vom 14. bis 17. 12. 2016
Es war mal wieder soweit. Die Dezember-Tour stand an und ich habe mich schon sehr früh dafür als Fahrer eingetragen, da sie immer irgendwie anders und besonders ist. Vielleicht wegen dem bevorstehenden Fest und weil ich in den vergangenen Jahren auch öfter gefahren bin im Dezember und es mich inzwischen stark geprägt hat.
Es ist so viel anders, wenn man es erlebt hat. Die Vorweihnachtszeit im Tierheim, meine ich.
Der Stress, der hier bei uns üblicherweise herrscht, das Umhergeirre nach dem Glück und der Freude, die an den Weihnachtstagen dann eintreten soll. Weil man ja so viel vorbereitet und organisiert hat, weil man die besten Geschenke erwischen konnte und das leckerste Essen. Die Erwartungen an die Festtage sind groß, bei ganz vielen Menschen.
Ich fahre lieber nach Ungarn und entfliehe den Erwartungen, entziehe mich dem Stress um etwas anderes zu erleben und zu fühlen. Mein Weihnachten.
Am Dienstag habe ich den Transporter übernommen und ich hatte ja vorher keine Vorstellungen wie voll er sein würde mit den Paketen für die Tiere. Meine Garage war auch noch gefüllt mit Spenden, doch was soll ich sagen, es war kein Platz mehr dafür! Aus den Türen blitzten liebevoll eingepackte Pakete, Päckchen, Körbe und Futtersäcke, die für unsere Aktion gespendet wurden. Es war überwältigend! Sogar eine Waschmaschine hatten wir an Bord. An die Zuladung meiner Spenden war nicht zu denken, da wir unterwegs noch etwas einsammeln mussten. Hoffentlich passte alles rein!
Mittwoch früh ging es los. Ein sehr lieber Freund begleitete mich, der interessiert an der Tierschutzarbeit ist. Er hatte bisher wenig direkte und aktive Berühungspunkte und er wollte ebenfalls dem Weihnachtstrubel hier entfliehen.
Unser erster Stopp war in Höhe Nürnberg, wo wir uns mit der Spenderin trafen. Glücklicherweise ging noch alles ins Auto. Wir waren heifroh und hofften nur, dass wir nirgends die Türen zwischendurch aufmachen mussten!
Gegen 1 Uhr in der Nacht erreichten wir das Hotel. In Ungarn war es frostiger als hier und wir waren sehr müde. Zum Glück waren die Zimmer schön warm und wir gingen sofort schlafen.
Am Donnerstag fuhren wir nach dem Frühstück ins Tierheim. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig aufgeregt war, was wohl alles an Geschenken und Paketen zum Vorschein kam. Die Begrüßung war wie immer sehr herzlich. Es ist, als träfe man Freunde und Vertraute.
Gemeinsam luden wir aus. Es war toll! So liebevoll beschriftet oder liebevoll eingepackt, der Berg der Bescherung wurde immer größer. Es sind diese Momente, die weihnachtlich sind, wenn Menschen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, sich ansehen, mit Tränen kämpfen vor Freude und sich umarmen vor Glück. Und dabei wusste noch niemand, was überhaupt drin ist, in den Kartons.
Alles wurde unter den Tannenbaum im Tierheim gestellt und die Masse versperrte den größten Teil des Raumes!
Die Waschmaschine wurde ebenfalls gefeiert und wanderte sofort in den richtigen Raum, um angeschlossen zu werden.
Der Tag verging schnell, viel zu schnell. Und wir spürten deutlich die freudige Aufregung, die sich im Tierheim breit gemacht hatte. Es gab viel zu feiern in den nächsten Tagen. Und wir würden zumindest einen Teil davon miterleben dürfen.
Am Freitag war es soweit. Die in Ungarn äußerst populäre Musikband Children of Distance gab ein Benefizkonzert zugunsten des Tierheimes. Bereits im Oktober lernte ich die Truppe bei ihrem Besuch im Tierheim kennen und ich war gespannt auf den Abend. Alles war anders an diesem Tag. Die Mitarbeiter kamen schon mit eingeflochtenen Frisuren zur Arbeit, sie hatten weng Zeit für uns, damit sie rechtzeitig mit der Arbeit fertig werden konnten.
Wir besuchten die Hunde, besprachen wichtige Dinge mit Hilfe des Übersetzers, um dann früh ins Hotel zu gehen und uns für den Abend sauber anzuziehen. Um 19 Uhr ging es los. Gemeinsam fuhren wir in einen sehr "coolen" Club, wir erhielten VIP Bändchen, erlebten das Einsingen und Einspielen und ungarische Kollegen, die geschminkt, gestylt und überglücklich waren. Sie hatten aus Dankbarkeit einen Kuchen gebacken, der vor dem Auftritt dann gemeinsam mit den Musikern gegessen wurde. Und wir mittendrin!
Es war ein wunderschöner Abend, die Musik war wirklich ganz toll, auch wenn wir kein Wort verstanden haben, weil in ungarisch gesungen wurde. Das Fernsehen war da, es gab Interviews und ein TShirt mit allen Unterschriften der Band wurde verlost!
Alles für die Tiere! Wirklich sehr berührend und wir waren glücklich und berührt, ein Teil dieser Menschen zu sein. Die Band erfüllte ihre "Starpflichten", wie Fotos mit den Fans machen, und gab Autogramme. Und wir wieder mittendrin.
Das Schönste daran für mich waren zwei Dinge. Zum einen, dass sie mir die Hand reichten und sich bedankten für unser Engagement und wir nicht als Groupies gesehen wurden und dass diese jungen, sehr begabten Musiker ihre Möglichkeiten nutzen, um zu helfen. Wie wir auch. Jeder kann mit dem, was ihm möglich ist und was er kann, die Welt ein kleines bisschen verbessern. Schließt man sich zusammen, wird daraus etwas Großes, Einzigartiges!
Viel zu spät eigentlich waren wir wieder im Hotel. Die Rückreise stand an und wir hatten auch noch Papierkrieg zu bewältigen. Aber es half nichts, wir mussten uns da durchboxen und nach einer viel zu kurzen Nacht wieder aufstehen, um nach Hause zu fahren.
Am nächsten Morgen im Tierheim trugen alle wieder Arbeitskleidung, Gummistiefel und schwangen den Feudel. Außerdem waren viele Mentoren dort, die ebenfalls halfen, das Tierheim auf Hochglanz zu polieren. Ab Mittags wurde weiter gefeiert. Weihnachtsfeier im Tierheim stand an. Viele Besucher wurden erhofft und das Fernsehen sowie Amtspersonen erwartet.
Wir bedauerte wirklich, dass wir fahren mussten, aber es half nichts. Dieses Fest würde ohne uns stattfinden müssen, denn in Deutschland warteten Menschen sehnsüchtig auf ihre Hunde!
Mit Verspätung kamen wir los. Und diese ließ sich auch nicht wieder aufholen, da wir auf dieser Fahrt dreimal kontrolliert wurden. In Österreich hatten wir eine kurze Kontrolle und dann in Passau standen plötzlich geschätzte 17 Polizeibeamte um uns herum. Sie kontrolierten alles, wirklich alles, und wir konnten nach etwa einer haben Stunde erst weiterfahren.
Wir verloren leider weiter an Zeit und als uns dann in Kassel erneut die Polizei kontrollierte, waren wir auch schon darauf gefasst, dass wir in Hannover, Hamburg oder sonstwo ebenfalls gestoppt würden. Aber bis kurz hinter Hannover konnten wir dann tatsächlich durchfahren und unseren Kuddel, den Transporter, an die Kollegen aus dem hohen Norden übergeben, die mit den verbliebenen Hunden die restliche Strecke bewältigten.
Meine Motivation, im Dezember zu fahren, hat sich nicht geändert. Es ist und bleibt nochmal etwas Besonderes, wenn es Weihnachten wird. Und dort zwischen all den Tieren und den Menschen, die Freunde wurden, ist es für mich besonders weihnachtlich. Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr wieder dabei sein darf, wenn buntes Geschenkpapier und liebevolle Karten, Beschriftungen und Päckchen den Transporter fast sprengen.
Danke für Ihre Spenden! Wir haben alles übergeben an die, die sonst kein Weihnachten erlebt hätten!
Christine Hartung-Czaja