Reisebericht: Welpenhaus!
Als meine Frau mir vor ca. vier Wochen die Facebook-Nachricht vorlas, dass kettenlos einen freiwilligen Helfer für Ungarn suche, ahnte ich nicht, dass dies mein Leben verändern würde.
Da diese Woche in einen Zeitrahmen passte, wo ich meine Plus-Stunden abbummeln wollte und ich außer ein paar kleineren Gartenprojekten nichts vorhatte, entschloss ich mich, einmal etwas Sinnvolles zu machen. Dem Leben mal etwas zurück geben, jemanden zu helfen, der keine Lobby hat.
Im Leben habe ich eigentlich immer irgendwie Glück gehabt, warum denn nicht mal etwas davon zurück geben. Ich meldete mich also.
Am Sonntag um sechs Uhr wurde ich dann abgeholt. Da ich nicht mit leeren Händen kommen wollte, organisierte meine Frau, die im Futterhaus arbeitet, aus drei Futterhäusern MHD Ware. Mit zwei vollen PKW-Ladungen Hundefutter, dem Futterhaus sei Dank, kam ich am vereinbarten Treffpunkt an. Zügig luden wir das Futter sowie mein Werkzeug und etwas Klamotten um.
Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf. Ich verabschiedete mich von meiner Frau und stieg in den „blauen Klaus“. Schnell fanden sich mit den beiden Mitfahren Ralf und Holger gemeinsame Themen, die man während der Fahrt ausgiebig besprach.Wir tourten also „quer“ durch Deutschland und sammelten mit dem „blauen Klaus“ Spenden ein. Im Hamburger Raum, in Celle an der Aller und an der Autobahnraststätte Kirchheim wurden viele Spenden zugeladen. So fuhren wir mit einem Transporter voller Futter und anderer ersehnter Dinge gen Süden.
Die Freundlichkeit dieser Menschen, mit denen wir eigentlich immer wenigstens einen Kaffee trinken mussten, war für mich unbeschreiblich. Wie warmherzig wir empfangen wurden, berührt mich beim Schreiben dieser Zeilen noch sehr. Eine Spenderfamilie bot uns an, doch bei ihnen noch vor der Weiterfahrt zu übernachten.
Ob ich drei „wildfremden“ Menschen das anbieten würde, überlegte ich noch einige Zeit später. Vollbeladen fuhren wir durch Österreich. Gefühlte 20 Blitzer auf dreieinhalb Stunden Fahrstrecke. Zum Glück hatten meine erfahrenen Mitfahrer Ralf und Holger schon im Vorwege Vignetten für die Autobahnen besorgt.
An den Maut-Häusern bildeten sich lange Schlangen, zum Glück waren wir vorbereitet und konnten ohne Halt weiter. Trotz abwechselnden Fahrens kämpften alle mit Müdigkeit. Als das Schild „Tatabanya“ zu sehen war, verflog schlagartig die Müdigkeit. Ein dicker Stau verhagelte uns die Illusion, halbtot ins Bett zu fallen.
Nach 26 Stunden Reisezeit trafen wir vor Tatabánya auf Armin, der unsere Pension organisiert hatte und uns dorthin lotste. Trotz Navigationsgerät wollten wir uns so kurz vor dem Ziel „BETT“ nicht auf unser Kartenmaterial verlassen. Nachdem wir ein paar Stunden schliefen, fuhren wir weiter. Nach ca. 15 Minuten hielten wir an.
Wir sind da! Wo? Na, am Tierheim.
Mitten in einer Seenlandschaft ein Tierheim? Eine wunderschöne Gegend. Wir öffneten ein großes Holztor und fuhren hinein. Es kamen uns drei freilaufende, freundliche Hunde entgegen und ein paar Menschen, die uns sehnsüchtig erwarteten.
Ich erwartete zähnefletschende Bestien und ohrenbetäubendes Gebell. Nichts davon traf zu. Zum Gucken war kaum Zeit. Wir luden aus. Die Tierheim-Angestellten sortierten schon ein wenig im Vorwege. Nachdem wir ausluden, gab es Kaffee. Vor Ort machten wir uns erst einmal ein Bild.
Leider war der Beton noch nicht geschüttet. So machten wir uns erst einmal daran, das auch Baustellenfahrzeuge an Ihren Einsatzort kommen konnten. Wir erledigten „Renovierungsstau“, während wir auf den Betonmischer warteten. Nachdem der Beton geschüttet war, demontierten wir das Dach des Ziegenstalles.
Zwischenzeitlich traf auch „Laci“ ein, der ungarischer Abstammung ist, jedoch in Deutschland eine Zeit lang lebte. Dank seines Organisationstalents und seiner Übersetzung gelang es uns, ungarische Arbeitsmentalität mit „deutscher Gründlichkeit“ zu kombinieren.
Die Ungarn sehen alles etwas entspannter. Nicht immer zu unserer Zufriedenheit. Während uns teilweise das Baumaterial ausging, organisierte „Laci“ neues.
Diese Zeit nutzte ich, um mir einen Hund zu schnappen und mit diesem um den wundervollen See zu gehen. In dieser Gegend sieht man wenig Menschen mit Hunden spazieren gehen. Zwischenzeitlich traf man ab und zu auf junge Menschen, die einen Hund Gassi führten.
Später stellte sich heraus, dass es doch einige junge Menschen gibt, die bereit sind, armen Seelen ein wenig Hoffnung zu geben.
Die Tage vergingen wie im Flug. So musste ich doch feststellen, dass wir leider nicht das geschafft haben, was wir wollten, jedoch einen Riesenschritt weitergekommen sind.
Während all dieser Tage konnte ich immer wieder mit Erstaunen feststellen, dass hier mir liebgewonnene Menschen sich mit großen Engagement um diese armen Seelen kümmern. Die Mitarbeiter und vielen freiwilligen Helfer dort sind mit Herz und Seele dabei.
Trotz des straffen Arbeitsalltages konnte ich immer wieder beobachten, wie die Mitarbeiterinnen mit den Hunden kuschelten. Das berührte mich sehr. Diese Menschen dort vor Ort leisten trotz aller Widrigkeiten großes!
Es kam wie es kommen musste. Der Samstag war da, wir luden die mitreisenden Hunde um, checkten Papiere und verabschiedeten uns von allen. Gerne hätte ich selbst einen mitgenommen. Jedoch blieb dafür keine Zeit mehr.
Auf dem Heimweg herrschte sehr oft Stille, jeder war mit seinen Gedanken bei den armen Seelen, die es dieses Mal nicht geschafft haben und die wir zurück lassen mussten.
Wir geben die Hoffnung jedoch nie auf, einmal nur nach Ungarn zu fahren um NICHT helfen zu müssen.
Für mich war diese Woche ein Geschenk. Ein Geschenk, eine sehr emotionale Erfahrung. Ich habe dort nur tolle Hunde und nette Menschen kennengelernt - Menschen die Großartiges leisten.