unterwegs vom 18.-21.06.2014
Am Mittwoch, nicht ganz so zeitig, ging es wieder los. Ralf und ich machten uns auf den langen Weg nach Ungarn.
Unsere Stimmung war gut, auch wenn ich es wieder mal nicht schaffte meine Klamotten rechtzeitig, einen Tag vorher fertig zu haben. Das nehme ich mir jedes Mal vor, damit ich nicht so kaputt auf die Tour gehe, aber: hat nix genutzt. Ich war also wieder müde und glücklich im blauen Klaus, als es los ging.
Unsere Fresskörbe waren voll und wir hatten wie immer einige Baustellen und nervige Passagen zu bewerkstelligen. Und wir hatten noch ein Date mit Barbara, die uns eine Menge Futterspenden ans Auto brachte.
Dann fuhren wir weiter, bis wir Jenny in Höhe Kirchheim trafen. Dort haben wir gemeinsam kurz die Sonne genossen und dann die Spenden zugeladen, die Jenny gesammelt hatte.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei allen bedanken, die immer wieder dafür sorgen, dass unser Auto gefüllt in Ungarn ankommt. Ohne euer Engagement und die Hilfe, bräuchten wir gar nicht losfahren!
Herzlichen Dank allen Spendern, die uns unterstützen, Pakete packen, sammeln und somit den Tieren helfen! Direkt vor Ort!
Unsere Reise ging wieder über Österreich in das schöne Ungarn.
Das Wetter war viel besser als bei uns und wir haben uns nach einem ausgiebigen Frühstück aufgemacht ins Tierheim, wo wir schon erwartet wurden. Die Begrüßung war wieder sehr herzlich und auch wir freuen uns auf die ungarischen Kollegen.
Auch über die Anwesenheit von Laci haben wir uns gefreut, der extra angereist war, da wir viele Dinge zu besprechen hatten, bei denen er anwesend sein sollte.
Gemeinsam haben wir ausgeladen und die Spenden gleich sortiert. Futter zu Futter, Decken und Unterlagen, Handtücher, Näpfe und es war sogar medizinisches Material dabei.
Eine riesige Freude lösten wir mit der Motorsense aus, die wir auspackten.
Viele Hände, schnelles Ende und so blieb uns Zeit für erste Fotos und Eindrücke.
Da war ich wieder, bei den Versteckten, Verängstigten, um Liebe Bettelnden, Verwirrten, Vergessenen, Verlassenen, Enttäuschten und Kranken.
Jeder mit einer Geschichte, jeder mit einem Schicksal. Manche Hunde sind bereits so lange dort, dass man sich nicht mehr daran erinnern kann, wie sie in Tierheim kamen. Traurigkeit überkam mich, wie jedes Mal, wenn ich dort ganz für mich Kontakt suche und durch das Tierheim wandere.
Diese Überfüllung und die Hoffnungslosigkeit, die einige Hunde ausstrahlen, macht mich immer wieder betroffen und schnürt mir die Kehle zu.
Wir ahnen nur, was sie denken und ich glaube auch, dass wir wirklich keine Vorstellung davon haben, was sie dort erleben.
Gegen Abend sind wir dann zu Eva gefahren. Dort begrüßte uns, wir kennen das schon, eine ganz Horde Hunde sehr freundlich.
Es ist immer ein richtiges Gewusel, wenn wir kommen und nachdem wir ein köstliches, ungarisches Gericht genießen durften, haben wir Bilder geschossen und besprochen, wie die kommenden Tage verlaufen, was noch wichtig war.
Einer meiner persönlich wichtigen Dinge war die Kettenhündin mit den Welpen, die wir vorgestellt haben. Ich wollte sie kennen lernen und mir ein Bild von der Situation machen.
Eva telefonierte, um einen Termin für unseren Besuch dort abzusprechen.
Der kommende Tag war voller Termine, denn wir mussten außer zu dieser Hündin, auch noch eine ganze Menge "Hunde abarbeiten", von denen wir neue Infos und Fotos brauchten.
Am nächsten Morgen im Tierheim angekommen, hatten die Mitarbeiter gerade einen Karton voller Welpen vor dem Tor gefunden. Die Tierheimleitung telefonierte ihr Handy heiß, um einen Unterschlupf für die Kleinen zu finden, denn im Tierheim war zu diesem Zeitpunkt jeder Zentimeter überbelegt!
Wir arbeiteten unsere Listen ab und fotografierten und filmten die Hunde.
Linda, ein freundliches, ungarisches Mädchen, hat eine Fehlstellung des Vorderbeines. Sie ist eine ganz nette Hündin, die einen Platz auf der Welt sucht, wo sie willkommen ist.
Oder Hopi, die wilde Hummel. Ein Junghund mit viel Spaß am Toben und Rumzappeln. Für die Fotos mussten wir sie auf den Arm nehmen, da alles immer verwackelte.
Dann die Nothunde, z.B. Poldi, der in Ungarn austherapiert ist.Man kann ihm dort nicht mehr helfen, eine weitere OP soll nicht stattfinden. Poldi hat keinen Schließmuskel mehr, damit hat er es besonders schwer, ein Zuhause zu finden.
Golyo, er hat noch eine OP vor sich, eine Penishülle soll noch konstruiert werden, damit sein Geschlechtsorgan wieder vor Verletzungen und Dreck geschützt wird.
Es sind so viele Hunde, schöne und tolle Hunde, die eine Chance verdient haben. Wir können nur weiter dafür kämpfen, dass diese Tiere Gehör finden und gesehen werden. Vielleicht geschieht für den einen oder anderen doch noch das Wunder und sie finden einen Platz auf dieser Welt?
Die Motorsense kam auch sofort zum Einsatz und die Baubesprechung für das Welpenhaus war in vollem Gang.
Es wurde gemessen, vorgeschlagen, verworfen, Ideen ausgetauscht und dann wieder von Neuem begonnen, weil ein besserer Vorschlag gefunden wurde.
Eine aufregende Zeit mit vielen Notizen, Zahlen und Abmessungen. Der Termin des Baubeginns nahte und nun ging es an die Feinarbeiten. Die Abflüsse müssen wo hin, wie verstärken wir das Dach usw.
Man bat uns von den beiden Doggen Caspar und Castor zu berichten. Die jungen Rüden leiden entsetzlich in der Enge und sofort starteten wir über die HP einen Hilferuf.
Doch bisher hat sich keine Lösung für die Beiden gefunden. Sie sind immer noch eingezwängt in viel zu enge Käfige, die sie ganz verrückt machen.
Später am Abend haben wir dann Futter in Evas Auto eingeladen und Wurmkuren in die Taschen gesteckt. Es ging zu der Kettenhündin, die Welpen hatte.
Wir wurden freundlich begrüßt und dann haben wir die Welpen in Augenschein genommen und alle dabei entwurmt. Auf dem Grundstück lebt noch ein Rüde, der ebenfalls an der Kette leben muss.
Es war schrecklich und sehr bedrückend, was wir bei diesem Ausflug erlebten. Nicht nur die Kettenhunde haben uns zu schaffen gemacht, auch die Armut und Lebensqualität der Umgebung.
Wasserpumpen direkt an der Straße, die aus Sand besteht, sichtbare Armut und Häuser die keine sind. Kinder ohne Heimat, ohne Zukunft?
Wir waren sehr betroffen und dieses Gefühl hält bis heute bei mir an. Auch wenn wir glücklicherweise die Welpen retten konnten durch unsere Hilfe, auch wenn wir die Hündin und den Rüden kastrieren wollen, auch wenn wir dafür sorgen werden, dass diese beiden Hunde von der Kette kommen, wissen wir doch, dass es nicht einmal ein Bruchteil dessen ist, was getan werden müsste.
Es war wieder einmal so ein Moment in meinem Leben, der unvergessen sein wird, der Träume macht und mich vorwärts treibt. Weiter und weiter. Kastrieren, kastrieren, kastrieren. Aufklärung, Bildung, Schulung und Möglichkeiten schaffen!
Ich konnte wieder einmal nicht anders und habe Versprechen gegeben. Den Hunden, den Welpen, den Tierheimhunden, den Tierheimmitarbeitern und mir.
Es ist richtig, was wir tun, es ist absolut richtig und notwendig für kommende Generationen. für die Rechte jedes einzelnen, fühlenden Geschöpfes. Tierschutz ist auch Menschenschutz, schafft Arbeitsplätze, hilft Not lindern und sorgt für ein respektvolleres Leben auf unser aller Welt.
Ich bedanke mich bei den ungarischen Kollegen, die jedes Mal wieder einen Besuch mit so viel Gastfreundschaft versehen und uns verwöhnen.
Und bei allen, die für die Sache kämpfen, ihre Freizeit opfern und helfen, Licht und Stimme in die Welt der Ungesehenen und Stummen zu bringen.
Christine Hartung-Czaja