Ungarnfahrt vom 22.-25.09.2013
Donnerstag, morgens um 6 Uhr geht`s los! Klare Ansage. Kein Problem, ich bin ein Morgenmensch!
So war es dann auch, das Abenteuer Tatabànya konnte beginnen. Unsere Mission lautete:
-neue Bilder machen
-Notfälle begutachten
-Fortschritte bei Bau und Restaurierung erfassen
-Spenden überreichen
-Bürokratie erledigen.
Auf der Hinfahrt haben wir einen Abstecher in das schöne Bayern gemacht. Unsere Team-Kollegin Ilona hat jede Menge Spenden gesammelt. Wir haben Berge von Futter und anderer nützlicher Sachen verladen. Da wir schon mehrere Heizkörper an Bord hatten, mussten wir einiges zurücklassen, um das zulässige Höchstgewicht des Autos nicht zu überschreiten.
Über so viel Hilfsbereitschaft und Anteilnahme kann man nur staunen. Wir bedanken uns von Herzen!
Weiter ging es Richtung Österreich, die Landschaft war wunderschön, das Wetter prima und unser tapferes Auto flog nur so dahin. Den Mondsee haben wir gleich 2 mal besucht. Aaaaah, das Navi hatte also doch recht.
Kurz vor Wien haben wir das nächtliche Panorama der Stadt im Stau bewundern dürfen, egal. Unser Optimismus war ungebremst. Um 01.30 Uhr waren wir im Hotel und plumpsten ganz zufrieden ins Bett.
Das Hotel "Arnold“ in Tatabànya ist übrigens empfehlenswert und die Umgebung wunderschön und eine Reise wert. Vielleicht noch einen kleinen Abstecher ins Tierheim?
Am Freitag ging es früh los, frühstücken, Arbeitsliste noch mal durchsprechen und dann aber los. Ich war so aufgeregt, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen. Edith ist schon Profi und setzte gleich ihr fröhlich energisches Arbeitsgesicht auf.
Wir fuhren nach Tata, einem Vorort von Tatabànya um Eva, Agi und Armin zu treffen. Das sind ganz wunderbare, warmherzige, liebenswerte Menschen. Ich kann das kaum beschreiben, du steigst aus und fühlst dich gleich irgendwie zu Hause.
Im Tierheim angekommen war es irgendwie so wie ich es von den Bildern und Berichten erwartet hatte, aber doch ganz anders.
Ja, es ist noch viel zu tun, Vieles ist kaputt und Vieles improvisiert. Ich hab aber die Energie und die Liebe gespürt, die Eva versprüht und mit der sie alles anpackt und die sich auch auf die Mitarbeiter und freiwilligen Helfer überträgt. Die Hunde und die Verbesserung der Bedingungen sind für alle sehr wichtig und Herzenssache.
Also Leute, da muss man einfach helfen!
Nicht lang schnacken, Sachen auspacken. Rucki Zucki war das Auto ausgeladen und wir konnten, dank der tollen Sachen, in viele glückliche Gesichter Blicken.
Am neugierigsten war ich auf die Hunde. In einem der Freiläufe sah ich eine Gruppe kleinerer Hunde spielen. Sie kamen gleich alle zum Zaun gerannt, um zu sehen, was da los ist. Wie kleine Erdmännchen standen sie am Zaun, aufgereiht auf den Hinterbeinen - zu niedlich. Warum will die nur Keiner?
Im Gebäude sah ich eine Reihe von Zwingern, in denen die Hunde in verschiedenen Gruppen leben. Von außen konnte man nicht ahnen, dass im Haus so viele Hunde leben,denn es war sehr ruhig. Das änderte sich, als Eva und Armin uns die Hunde und Zwinger zeigten. Alle waren gleich sehr aufgeregt und drängten sich in die erste Reihe, um ein paar Streicheleinheiten zu erhaschen. Das haben wir auch gerne und gründlich getan. Am meisten Sorgen machen uns aber die, die nur noch in der Ecke liegen und teilnahmslos alles beobachten oder mit dem Gesicht zur Wand sitzen und so erbarmungswürdig aussehen, wie ihr euch das nicht vorstellen könnt.
Ein kleiner Schwarzer sitzt dort schon 7 Jahre. Ich hätte am liebsten losgeheult und musste mich sehr zusammenreißen.
In diesem Moment kam die Erdmännchengruppe vom Spielen zurück und das war wieder zum Lachen. Betreuerin macht die Tür auf, Hunde stürmen rein, ohne Leine und ohne die Kumpel in den anderen Zwingern zu besuchen. Unglaublich! Die nächste Zwingertür geht auf und auch diese Hunde dürfen in den Freilauf, wieder total diszipliniert. Das muss ich zu Hause mal bei meinen Hunden ansprechen.
Am Samstag haben wir auch die freiwilligen Helfer mit den Hunden beim Spazieren gesehen, zwei Mädels mit 10 Hunden! Acht Hunde waren angeleint, zwei trottelten ohne Leine mit. Die Mädels gehen auch mit den Hunden schwimmen und spielen mit ihnen. Für die meisten ist das schon das Paradies.
Das Kinderzimmer mit den Zwergen und Musketieren haben wir als letztes angeschaut. Das ist ein Getümmel! Die Musketiere haben sich zu stattlichen Welpen entwickelt. Sehr selbstbewusst kullerten sie durcheinander und hatten nur Blödsinn im Kopf. Ich bin fast über meine Schuhbänder geflogen, die waren mit Sicherheit zu, als ich den Raum betrat.
Die adoptierten weißen Zwerge sind ganz zart und klein, haben aber den gleichen Blödsinn im Kopf und lassen sich nichts gefallen. Gut so! Ein Zwerglein wohnt noch bei Eva, weil sie noch extra medizinisch versorgt wird.
Die Mutter der Zwerge und Musketiere ist Olga. Sanft, liebevoll um alle 9 gleichermaßen besorgt. Freundlich zu allen Besuchern, kurz gesagt ein Engel. Sie sieht trotz ihres schweren Jobs toll aus.
Gucken sie doch mal, ob sie nicht doch noch ein Plätzchen frei haben!
Die Zeit verging im Flug und Eva lud uns in ihr Haus zum Essen ein. Sie hatte extra für Armin, Agi und uns gekocht und gebacken. Lecker! So verwöhnt wurden wir lange nicht.
Wir hatten auch reichlich Publikum, denn alle Hunde, die bei Eva ihr Gnadenbrot bekommen, sowie kleine, kranke und behinderte Hunde hatten „Tischdienst“!
Die beiden schon zweimal beschlagnahmten Yorkies waren auch dabei. Getreten und geschlagen ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch leben.
Jim Knopf hat schon seinen Lieblingsplatz gefunden!
Jim Knopf und seine Schwester werden in Kürze inseriert.
Auch die Bauprojekte wurden besprochen. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Situation der Hunde und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern. Die gespendeten Heizkörper sind ein wichtiger Schritt dazu.
In Kürze kommen Handwerker, um die Elektrik und das Loch im Dach zu begutachten. Wir werden über die Resultate gesondert berichten.
Am späten Nachmittag fuhren wir in die kleine Tierklinik, um uns einmal umzuschauen und noch einige Dinge zu besprechen. Es war rappelvoll und beim Warten auf dem Flur hatten wir, schwups, jeder einen Chihuahua auf dem Arm. Es sind zwei Mädchen und ein Bube, die kastriert werden sollten.
Sie sind zwischen 4 und 6 Jahre, sehr süß und haben sich gleich vertrauensvoll an uns gekuschelt. Auch diese Kleinen suchen ein Zuhause.
Auf dem Rückweg wollte uns Eva noch das Schloss vom Eszterhazy… zeigen. Wildromantisch, wunderschön am See gelegen, von einem Park umgeben.
Diese Stimmung währte nur kurz, denn Eva erhielt einen Notruf. Babykatze in einem Graben bei einer Wassermühle gesichtet. Lebensgefahr!
Es gibt fünf in diesem Gebiet und wir mussten erstmal rausbekommen, welche Wassermühle es denn war. Im Galopp haben wir die richtige Stelle rasch gefunden. Eva drückte uns Handy und Autoschlüssel in die Hand und hat sich über die Mauer geschwungen, um sich auf einem 20 cm breiten Stück zur Katze vorzuarbeiten. Links von ihr ein reißender Bach in 3 m Tiefe, rechts von ihr zwei morsche Mühlenräder. Sie muss im ersten Leben Stuntfrau gewesen sein. Uns ist fast das Herz stehen geblieben. Gott sei Dank kam Mama Katze und holte ihr Kleines, sie wohnten offenbar in einem Loch im alten Mauerwerk der Mühle.
Als wir fragten, warum sie nicht die Feuerwehr, THW oder ähnliches benachrichtigen, haben sie uns ganz fragend angeguckt ...!
Während unseres Zusammenseins hat Eva etwa 100 Telefonate geführt, Fragen beantwortet, organisiert, manchmal geschimpft und wieder besänftigt. Es ist unglaublich.
Unsere nächste Fahrt ging zu einem anderen Tierarzt, um Papiere für einen Hund ausfüllen zu lassen, der noch kurzfristig ausreisen durfte. Ordnung muss sein!
Und wieder besuchte uns ein kleines Wesen. Ein kleines Kätzchen suchte seine Mama, Edith ist mal kurz eingesprungen.
Der Tag war fast zu Ende und tauchte die Landschaft in ein ganz stilles, friedvolles Licht. Das hatte ich so noch nicht erlebt und unwillkürlich fühlte ich mich ganz frei und leicht und ließ den Tag noch mal Revue passieren.
Mir wurde wieder bewusst, was mir im Leben wichtig ist und dass es gut ist, sich immer mal wieder daran zu erinnern.
Die Nacht war kurz und beim Frühstücken waren wir recht einsilbig. Ein Tag ist viel zu wenig, aber wir wussten, zwei Hunde fahren mit uns in neue Familien und eine schöne Zukunft. Den Zurückgelassenen geht es durch die tollen Spenden etwas besser und ein klein wenig haben wir auch dazu beigetragen.
Ich danke Edith, die mich ausgehalten hat für 3 Tage. Es hat mich sehr gefreut und viel Spaß gemacht. Armin und Agi, die uns immer zur Seite standen und fleißig übersetzten. Ihr seid einfach toll. Und natürlich Eva, du bist mein Vorbild.
Ich bin in ein mir fremdes Land gefahren und war gleich zu Hause!
Also, alle die Ärmel hochkrempeln und los geht`s!
Könnt ihr alle helfen bitte?
Liebe Grüße
Sabine von kettenlos