Unterwegs vom 12.-15.8.2015
Unsere August-Tour nach Tatabánya startete am 12.8. früh am Morgen. Bis zur Höhe Neumünster war ich alleine unterwegs. Dann stieg Rita zu. Wir beiden sind schon ein eingespieltes Team und fahren gerne zusammen.
Unsere Anreise verlief problemlos. Unterwegs luden wir Spenden zu und übergaben in Bayern den kleinen Bruno, der bisher in einer Pflegestelle im Norden lebte. Bruno verhielt sich vorbildlich unterwegs und wir wurden in seinem neuen Zuhause schon sehnsüchtig erwartet und mit Kaffee und Kuchen verwöhnt.
Sogar eine Übernachtungsmöglichkeit wurde uns angeboten. Leider konnten wir das nette Angebot nicht annehmen. Tatabánya wartete. Schon auf dem Weg Richtung Süden bemerkten wir die Veränderung der Temperatur. Bei uns, im hohen Norden, war die Wärme angenehm. Im Süden Deutschlands schwitzten wir bei 38 Grad. Die Klimaanlage im Auto schaffte es, die Fahrt angenehm zu machen.
In der Nacht kamen wir an und fielen glücklich und müde in unsere Betten. Am nächsten Morgen wartete ein gutes Frühstück auf der Terrasse des Hotels auf uns. Durch die schon länger andauernde Hitze in Ungarn war der Bach unter der Terrasse ausgetrocknet. Kein Geplätscher untermalte unseren Einstieg in den Tag.
Schon früh am Morgen nahm uns die Hitze fast den Atem. Ich komme mit hohen Temperaturen normalerweise gut zurecht. Aber hier, weit ab von unserem gewohnten Wind, schien es mir fast unerträglich. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Tierheim.
Wir wurden von Szilvi und ihren Kollegen begrüßt. Dann zog es uns erst einmal zu „unseren“ Hunden. Es ging allen gut. Aber man merkte ihnen auch an, dass die Hitze ihnen zu schaffen machte.
Die Temperaturen lagen bei fast 40 Grad. Kein Lüftchen wehte. Die Hunde lagen müde herum. Keiner bewegte sich unnötig. Uns wurde mitgeteilt, dass Eva, die Leiterin des Tierheims, in einem Supermarkt Spenden sammelte. Wir fuhren zum TESCO-Markt.
Dort stand Eva in der unerträglichen Hitze und ab und zu legte ein Kunde des Marktes einen Futtersack oder eine andere Kleinigkeit in den Einkaufswagen, der im Eingangsbereich stand. Bis zum späten Nachmittag harrte Eva dort aus, ohne eine Sitzgelegenheit, ohne eine Abkühlung. Es geht bei solchen Unternehmungen nicht nur um das Sammeln von Spenden, sondern auch darum, aufmerksam zu machen auf das Tierheim und den Schutz der Tiere.
Wir machten uns nach einiger Zeit wieder auf den Weg zum Tierheim. Die Spenden mussten ausgeladen werden.
Vielen Dank an all die Menschen, die uns immer wieder mit so wichtigen Dingen versorgen.
Die kurze Anstrengung des Ausladens machte uns bei dieser Hitze fix und fertig. Nur mit viel Wasser war das zu bewältigen und wir schleppten uns durch die Zeit. Sehnsüchtig dachte ich an die Klimaanlage im Hotel.
Fotos wurden gemacht. Jedes Bild ist wichtig. Es könnte das Bild sein, das einen Menschen dazu veranlasst, diesem einen Hund das so dringend benötigte Zuhause zu schenken. Mein erster Weg ging immer zu Aina und ihrem Bruder Almos. Die beiden sind mir so wichtig. Sie haben deutliche Schwierigkeiten mit Menschen. Aina ist schon ein wenig zugänglicher geworden im Laufe der Zeit.
Aber Almos, ihr Bruder, ist nach wie vor voller Angst. Aber auch hier konnte ich eine Veränderung feststellen. Aina kam ans Gitter, um an meiner Hand zu schnuppern. Und Almos kam auch neugierig näher. Er schafft es noch nicht, bis ganz ans Gitter zu kommen.
Aber ich sah eine deutliche Verbesserung. Die beiden haben noch einen langen Weg vor sich. Aber deutliche Veränderungen sind erkennbar. Szilvi, eine der Tierpflegerin im Tierheim, trainiert seit einiger Zeit mit den beiden Hunden. Und das merkt man.
Unser nächster Weg führte zu Kitti und Katka. Die beiden sind in einer Pflegestelle untergebracht, weil im Tierheim der nötige Platz fehlte. Die beiden sind zwei muntere Schwestern, die darauf warten, dass sie in ein neues Leben starten können.
Gegen Abend machten wir uns auf den Weg zum Hotel. Eine kühle Dusche sollte uns ein wenig aufmuntern und den Staub abspülen. Einen kurzen Moment lang sehnte ich mich nach unserem typisch norddeutschen Schmuddelwetter. Aber nach der Dusche fühlten wir uns ein wenig besser und brachen zu einem Abendessen im Restaurant auf.
Auf dem kurzen Weg dort hin, stand auf dem Gehweg eine erfreuliche Abkühlung. Aus dünnen Rohren sprühte ein feiner Wassernebel. Doch die Freude währte nur kurz. Wenige Minuten später war von der Abkühlung nichts mehr zu merken. Sonst fiel meine Wahl ja immer zuerst auf die Knoblauchcremesuppe. Aber bei dieser Hitze?
Während Rita die heiße Knoblauchsuppe wählte, bevorzugte ich eine fruchtige, kühle Pfirsichsuppe. Recht früh lagen wir im Bett, konnten aber noch nicht schlafen. Eine kurze Absprache und dann trafen wir uns doch noch einmal draußen. Unser Weg führte uns an den See und mit einem guten Wein bekamen wir nun die nötige Bettschwere.
Der nächste Morgen begann mit einem Anruf von Anita Gambillara einer ungarischen Tierschutzkollegin, die schon lange in Deutschland lebt. Sie war zur Zeit auch in Ungarn und wir hatten gleich zum Frühstück ein Treffen mit ihr und ein nettes Gespräch. Unser Weg führte uns dann wieder ins Tierheim. Es gab noch einiges zu tun.
Nila war im Freilauf.
Ich sah sie und war verliebt in diesen unglaublich freundlichen Hund. Nila begrüßte uns voller Freude. Wie kann diese arme geschundene Seele, die so viel Grauen erlebt hat, so viel Vertrauen zu Menschen haben?
Es ist mir unverständlich. Nila, schöne Nila...
Und schon gingen Herz und Verstand wieder verschiedene Wege. Mein Herz hat diesen Hund sofort adoptiert. Nur mein Verstand hielt mich ab. Nila rannte und spielte. Zwischendurch kam sie wieder zu uns, um uns mit ihrer unglaublichen Freundlichkeit zu überwältigen.
Wer diesen Hund bekommt, hat wirklich das ganz große Los gezogen. Bei dem schon zur lieben Gewohnheit gewordenen Essen bei Eva konnten wir noch einige Fragen klären. Wir sahen Virag, die immer noch sehr dünn ist. Sie machte aber einen guten Eindruck auf uns. Sie scheint sich wohl zu fühlen dort, wo sie ist. Sie findet sich trotz ihrer Blindheit zurecht.
Wir quälten uns bei der Hitze mehr recht als schlecht durch den Tag und erledigten unsere Aufgaben. Schon auf dem Rückweg merkten wir, dass der Transporter nicht richtig lief. Das machte uns Sorgen. Wir hatten viele Kilometer auf dem Weg nach Hause vor uns. Wir überlegten, wie wie vorgehen sollten. Sollten wir es riskieren, so zu fahren? Sollten wir einige unserer Teamkollegen bitten, uns entgegen zu kommen? Wir entschieden uns zu fahren und gegebenenfalls unterwegs die Hunde evtl. in die Privatfahrzeuge der Kollegen umsteigen zu lassen.
Am Abend stand noch die Kontrolle der Pässe an. Eine wichtige Aufgabe, ohne die kein Hund reisen kann. Auch dieser Tag verging schnell. Und die Hitze ließ uns schnell müde werden. Am nächsten Morgen warteten bei Eva zu Hause schon die Hunde aus Hakany.
Eine ganze Rasselbande von Junghunden tobte durch den Garten. Auch hier noch einmal Kontrolle von Pässen und das übliche Auslesen der Chips. Alles war, wie erwartet, in Ordnung. So begannen wir, die Rasselbande in ihre Boxen zu setzen. Kurz bevor alle Hunde ihre Plätze eingenommen hatten, stand plötzlich eine junge Frau vor der Tür. Sie hatte einen kleinen Hund bei sich, den sie auf einem Parkplatz bei Aldi gefunden hatte. Wohl schon etwas länger stromerte er dort herum.
Wir nahmen den kleinen, ausgesprochen hübschen Kerl mit ins Tierheim. Fröhlich machte er es sich bei Rita auf dem Schoß gemütlich und schaute sich neugierig die vorbeiziehende Landschaft an. Irgendwie machte sich schon wieder unser Mutterinstinkt bemerkbar.
Einen Namen hatte wir auch schon für den kleinen Mann: Aldi sollte er heißen. Im Tierheim stiegen die Hunde aus Tatabánya zu, die das Glück hatten, eine Familie gefunden zu haben. Wir beeilten uns, denn durch die Hitze wurde es schon sehr warm im Auto. Sehr schnell saßen alle Hunde auf ihren Plätzen. Wir verteilten die Wassernäpfe in den Boxen und füllten sie.
Durch den Fundhund hatten wir viel Zeit verloren. Mit einer Stunde Verspätung starteten wir auf einen Weg, der durch unseren kränkelnden Transporter unsicher war. Wider Erwarten lief der Rückweg aber ohne Komplikationen. Wieder lernten wir bei den Übergaben der Hunde viele nette Menschen kennen.
Jede Übergabe ist für uns immer wieder ein ganz besonderer Moment, so, wie für die Hundebesitzer auch. Für einen Moment vergisst man die Mühe, die Hitze und all die Anstrengungen. Kurze Gespräche mit den neuen Hundebesitzern, die voller Freude auf uns gewartet haben, ließen jeden Stopp zu einem netten Erlebnis werden.
Wir alle lieben diese Momente, in denen wir sehen, wie glücklich die Menschen ihre Hunde entgegennehmen. Auch wir wischen dabei oft die eine oder andere Träne weg und auf dem Weg zum nächsten Halt freuen wir uns schon auf die nächsten strahlenden Augen.
Viele Hunde sind in ein neues Zuhause gefahren. Hoffen wir, dass noch viele folgen.
Früh am Morgen sind wir zu Hause und mit den Gedanken bei Nila döse ich langsam weg. Nur eine Stunde bleibt mir zum Regenerieren. Dann muss ich wieder aufstehen und zum Hundeplatz. Dort wartet der normale Tagesablauf am Sonntag. Am Nachmittag bin ich wieder daheim und breche auf meinem Sofa zusammen.