Unterwegs am 20.10.2015
Eine Woche Urlaub in Ungarn.
Natürlich fahren wir nicht zu den üblichen Touristenzielen, sondern verbringen unsere Zeit in der Nähe vom Tierheim, das wir jederzeit aufsuchen können.
Auf diese Woche im Herbst habe ich mich das ganze Jahr gefreut. Eine ganze Woche, nicht nur die üblichen vier Tage, an denen schon alleine zwei Tage Reisezeit sind.
Fast pünktlich ging es bei Rosi los. Und wir hatten meine beiden Hunde Socke und Kalle, ehemals Zorro, dabei.
Die Hinfahrt war ein einziges Stauerlebnis. Wir kamen von einem Stau in den Nächsten. Viele Unfälle und Vollsperrungen, es war grauenhaft.
Entschädigt hat uns immer der Gedanke daran, dass wir heil geblieben sind und dass wir eine ganze Woche Zeit hatten. Also immer sutsche.
Wir möchten hier von unserem Termin und Besuch in der Tötung in Nyiregyháza berichten. Der Besuch dort stand schnell fest, da unsere Kollegin und Übersetzerin Anita ebenfalls in Ungarn war.
Ganz früh mussten wir an diesem Dienstag aufbrechen, Mittags wollten wir uns treffen. Alles klappte auch ganz gut, wir kamen gut voran, bis wir in Budapest waren. Budapest kann durchaus mit dem Baustellen-Dschungel der A7 mithalten. Bis wir da durch waren, verging mehr als eine ganze Stunde.
Dichter Verkehr und es schüttete wie aus Eimern, was sollte da sonst noch schiefgehen?
Als wir Budapest hinter uns hatten, ging es auf super ausgebauter Autobahn weiter, Richtung Ukrainische Grenze. Unser Zeitplan schien bis auf 15 Minuten aufzugehen. Wenn man denn die Abfahrt gefunden hätte!
Die neue Autobahn wurde noch nicht in unserem Navi vollständig angezeigt. Und wir fuhren leider an der richtigen Ausfahrt vorbei.
Nicht so schlimm, denkt man erstmal, kommt ja wieder eine. Umdrehen und gut. Aber es kam keine. Wir fuhren und fuhren und verloren viel Zeit.
Mit großer Verspätung trafen wir endlich ein.
Der Weg in die Tötung war wieder so, wie wir es kennen. Außerhalb von Siedlungen, abseits und kaum zu finden.
Das Gebäude ist hochmodern und sehr sauber. Wir wurden schon erwartet und Anita stellte uns alle vor, bevor wir die Besichtigung vornahmen.
Es arbeiten sehr engagierte, nette, tierliebe, ruhige Menschen dort. Von Besuchen aus anderen Tötungen kenne ich ganz andere Bilder von aufeinander gestellten Steinen, Gittern, Umgang und Gesichtern. Wir waren sehr positiv überrascht, wie sehr diese Mitarbeiter und ihre Leitung sich einsetzen für jedes einzelne Tier.
Die Tötung wird staatlich betrieben und eine gewissen Anzahl an Hunden darf aufgenommen werden. Wird diese Zahl überschritten, muss getötet werden. Das ist in Ungarn leider noch gesetzlich so geregelt!
Man zeigte uns das Behandlungszimmer, das ebenfalls sehr modern ist und wir sprachen natürlich auch über das Thema Tötungen.
Nyiregyháza hat uns um Hilfe gebeten bei den Vermittlungen der Hunde. Denn wenn sie das Limit erreicht haben, MÜSSEN sie töten. Die Tötung erfolgt über den Tierarzt über eine Euthanasie. Und dieses mal haben wir den Worten der Mitarbeiter Glauben geschenkt. Wir sind davon überzeugt, dass hier auch eingeschläfert wird und nicht wie wir das in der Vergangeheit schmerzlich feststellen mussten, qualvoll zu Tode geprügelt oder stranguliert wird.
Natürlich tauchte auch die Frage auf, wann sie zuletzt eingeschläfert haben. Die Antwort war: Vor vier Jahren!
Ich berichte das so ausführlich, weil man annehmen könnte, in Ungarn wäre alles nur noch halb so wild. Nein, das ist es leider nicht.
Auch die vier Jahre, in denen nicht getötet wurde, haben ihren Preis.
Regelmäßig starten sie Adoptionstage, an denen jeder willkommen ist und einen Hund mitnehmen kann. Die Hunde gehen dann mit den Menschen mit in ein neues Leben. Ohne Vorkontrolle, ohne Aufzeichnung der Daten, ohne dass irgendetwas dafür hinterlegt werden muss.
Die Mitarbeiter beschreiben, dass es sie schmerzt, so handeln zu müssen und dass sie nur hoffen können, dass die Hunde in ein besseres Leben gehen. Um diese Situation zu vermeiden, wandten sie sich an uns, baten um Hilfe.
Pegy ist für uns reserviert gewesen. Sie reist diese Tage aus in ein neues Leben. In ein Leben, in dem die Mitarbeiter wissen, dass sie es gut haben wird, weil wir unsere Kontakte kontrollieren und uns ein eigenes Bild machen.
Boby, der Basset sollte ebenfalls reisen. Als wir dann vor ihm standen, blieb uns die Luft weg. Boby ist riesig. Wirklich riesig. Die Pflegestelle, die ihn aufnehmen wollte, mussten wir informieren, dass er einfach aufgrund seiner Größe und Statur nicht reisen kann. Boby braucht eine ebenerdige Bleibe. Treppensteigen oder hinauftragen ist nicht möglich.
Boby ist ein ganz toller Hund! Er ist super freundlich, lieb und wollte nur Zuwendung. Wir suchen eine ebenerdige Pflegestelle für ihn, damit er ausreisen kann!
Natürlich wird an so einem Tag auch über Organisatorisches gesprochen. Tierarztkosten, die wir übernehmen müssen, und Transporte.
Nyiregyháza liegt so weit ab, dass wir die Hunde auf unseren regelmäßigen Transporten nicht mitnehmen können. Daher werden diese Hunde mit einem Transporteur ausreisen, der hauptberuflich Hunde fährt, alle Genehmigungen hat und die Hunde sicher abliefert. Diese Kosten werden nach Kilometern abgerechnet und kommen für uns dazu.
Die Übernahmegebühr dieser Hunde setzt sich aus diesen Positionen zusammen, die auflaufen. Glücklicherweise deckt sich das, sodass keine Extrakosten hinzukommen.
Die Mitarbeiter der Tötung waren sehr dankbar für unseren Besuch und setzen einige Hoffnung auf neue Familien in Deutschland.
Wir hoffen ebenfalls, dass wir für einige ihrer Hunde etwas tun können, damit nicht mehr getötet werden muss und damit sie die Hunde sicher und liebevoll untergebracht wissen.
ich möchte mich ganz herzlich bei den Kollegen aus nah und fern bedanken, die dieses Treffen überhaupt erst möglich machten. Es war ein erlebnisreicher, hoffnungsvoller Tag, an dem wieder einmal Menschen zusammenkamen, die alle an einem Strang ziehen.
Zum Wohle der Tiere.
Danke!
Christine Hartung-Czaja