unterwegs vom 17.-20.12.2014
Kurz vor Weihnachten nach Ungarn? War das irgendwie zu regeln? Es wäre meine erste Fahrt nach Tatabanya.
Meine letzte Fahrt in das Land, an das ich mein Herz dran verloren habe, lag schon fast drei Jahre zurück. Ja, es war machbar. Mit Unterstützung all meiner Lieben.
Davon abgesehen, dass ich aufgeregt war wie immer vor der Fahrt, fing diesmal alles anders an. Ich hatte den Luxus, von Zuhause abgeholt zu werden. Es hatten sich viele Spenden bei mir angesammelt, die darauf warteten, nach Ungarn gebracht zu werden. Als Christine und Jana nach einer schon stundenlangen Fahrt, die für die beiden mitten in der Nacht begonnen hatte, bei mir vorfuhren, war der blaue Klaus schon gut gefüllt mit Spenden.
Wir durften ja diesmal neben Futter und wärmenden Decken auch die vielen tollen Weihnachtsgeschenke für unsere ungarischen Kollegen und für die vielen Hunden mitnehmen.
An die denken, die einem am Herzen liegen. Die beschenken, die bedürftig sind.
Nach einem gemeinsamen Frühstück ging es dann endlich los. Natürlich hatten wir uns viel zu erzählen. Aber mit den Gedanken war ich schon in Ungarn.
Was erwartet mich da wohl, wie sieht das Tierheim aus? Ich freute mich so sehr auf die Menschen, die tagein und tagaus so wundervolle Arbeit leisten, und natürlich auf unsere Hunde.
Doch fuhren wir nicht auf direktem Wege nach Ungarn, viele Spenden warteten noch auf Abholung. Vielen Dank an die lieben Spender, die unermüdlich sammeln, denen die Tiere so sehr am Herzen liegen.
Nach einer Fahrt durch Regen und Schnee, traurigen und lustigen Gesprächen und weihnachtlichem Gesang kamen wir nachts in Ungarn an. Obwohl wir uns auf unser Bett freuten, setzen wir uns noch zusammen und besprachen den Ablauf für den anderen Tag.
Nach einer traumlosen Nacht und einem leckeren Frühstück fuhren wir endlich zum Tierheim. Wie erwartet, war dieses Gefühl im Bauch da, ein Stück weit Zuhause zu sein. Ich liebe diese Weite, ich liebe dieses Farbenspiel.
Der Wettergott meinte es nämlich gut mit uns. Ungarn empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. Am Tierheim angekommen, wurden wir neugierig erwartet. Eine besonders vorwitzige Fellnase konnte es nicht erwarten uns zu begrüßen.
Nach einem herzlichen Willkommen, vielen Umarmungen wurden auch schon die ersten Hunde begrüßt. Es viel uns schwer, uns von den vielen freundlichen Hunden zu trennen. Aber die Pflicht rief. Unser blauer Klaus wartete darauf, ausgeräumt zu werden.
Die Freude war sehr groß über die vielen Weihnachtsgeschenke. Alle wurden liebevoll unter dem Weihnachtsbaum verteilt. Ja, im Tierheim war ein Weihnachtsbaum. Wohnzimmeratmosphäre an einem eher traurigen Ort.
Als alles an Ort und Stelle verstaut war,hatten wir genügend Zeit, nach den Hunden zu schauen, Fotos zu machen und unser Herz an diese tollen Hunde zu verlieren.
Obwohl es immer so scheint, dass in Ungarn die Zeit schneller vergeht, nahmen wir uns die Zeit, mit drei Hunden spazieren zu gehen. Darauf freute ich mich ganz besonders. Ich war noch nie in Tatabanya. Wollte natürlich so viel wie möglich von dieser Landschaft sehen.
Christine holte sich ihren Herzenshund Zorro aus dem Zwinger. Ein so sanpftmütiger, verunsicherter und wunderschöner Hund. Jana nahm Valka mit. Liebe unscheinbare Valka. Schwarzer Hund mit goldigem Herzen.
Ich entschied mich für Kinga. Kinga, Powerpaket mit Feuer im Blut. Ein Hund, der laufen, rennen und toben möchte. Es war so schön zu sehen, wie die drei den zusätzlichen Auslauf und die Aufmerksamkeit genossen. Jeder auf seine Art und Weise.
Es bricht einem das Herz, wenn man diese wunderbaren Hunde wieder in ihre Zwinger bringen muss. Am liebsten hätte ich sie alle sofort in den Transporter gepackt. Nach so kurzer Zeit mit ihnen verschenken sie ihr Herz, wie wäre es erst, wenn man ihnen ein kuscheliges Plätzchen im warmen Haus bietet.
Ein Besuch bei Eva stand auch noch auf dem Plan. Morgens erzählte sie uns schon, dass es Tami nicht gut ginge.
Aber was wir dann sahen, ließ uns Tränen in die Augen steigen. Tami, wunderschöne Tami. Dein Geist war klar, aber dein Körper konnte nicht mehr.
Wir wechselten uns ab, dir noch etwas Liebe, Wärme und Zuneigung geben zu können. Es zerreißt einem das Herz, nicht mehr tun zu können.
Tami machte sich noch am gleichen Abend auf ihren letzten Weg über die Regenbogenbrücke.
Wir alle haben ihr eine gute Reise gewünscht und sie gebeten, alle zu grüßen, dort wo sie jetzt hingeht. Ihr alle seid nicht vergessen. Jeder von euch lebt in unserem Herzen weiter.
Eva hatte ein besonders leckeres Essen für uns zubereitet. Vielen Dank dafür, liebe Eva. Man fühlte sich so herzlich aufgenommen, dass es einem schwer fiel zu gehen.
Die vielen kleinen Hunde, die Eva bei sich hat, weil sie alt und krank sind oder wenig Fell haben, sind so bezaubernd, dass man sie gar nicht mehr hergeben möchte. Aber wir wussten ja, dass wir zwei der Hunde mit in ihr neues Zuhause nehmen würden. Besonders freute mich, dass Valsca mitreisen durfte. Taub, blind und nicht mehr ganz jung, hat sie ihre Menschen gefunden.
Leider mussten wir uns schon bald von Eva verabschieden. Wie schon gesagt, wir hätten Stunden dort verbringen können. Aber wir waren noch eingeladen, Armin hatte Geburtstag. Wir freuten uns sehr, dass wir seine Gäste sein durften.
Wie erwartet, wurde es ein super schöner Abend. Mit deutsch-ungarischer Karaoke. Für ein paar Stunden hingen wir nicht unseren Gedanken nach. Wir genossen den Abend mit all den tollen Menschen, die ihr Leben den Tieren widmen.
Zu später Stunde verabschiedeten wir uns von Armin und Agi, denn der nächste Tag versprach wieder sehr anstrengend zu werden. In unserem Hotel angekommen, wollte kein richtiges Gespräch mehr aufkommen. Unsere Gedanken waren wieder bei Tami. Jeder versuchte es erst einmal für sich alleine zu verarbeiten, bevor man gemeinsam darüber sprechen konnte.
Am Morgen wurden wir von der Sonne geweckt. Strahlend hell und wärmend schien sie, glaub ich fast, nur für uns. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Harkany. Es sollte unser erster Besuch dort sein.
Voller Tatendrang machten wir uns auf den Weg. Stark gebremst wurden wir dann, als unser Navi sich weigerte, den Weg zu kennen. Aber unser Ralf stand uns bei und loste uns per Fernwartung zum Ziel, so, dass wir noch vor der verabredeten Zeit in Harkany ankamen. Das erlaubte uns, ein leckeres Mittagessen in dieser wunderschönen Stadt einzunehmen.
Pünktlich waren wir dann beim Amtsveterinär. Dort wurden wir schon erwartet. Auch für die Hunde aus Harkany hatten wir Spenden mit. Diese wurden dankend entgegengenommen. Natürlich hatten wir auch noch viele Weihnachtsgeschenke, die wir überreichen durften.
Nachdem uns der Amtsveterinär kennen gelernt hatte und unseren Transporter abgenommen hatte, konnten wir uns mit den mitreisenden Hunden wieder auf dem Heimweg machen. Am Hotel angekommen, war es schon dunkel und sehr spät. Die Hunde wurden für die Nacht versorgt, so dass sie am anderen Tag mit auf ihre große Reise gehen konnten. Wir waren erledigt und voll mit neuen Eindrücken und legten uns schlafen. Kraft tanken für den langen Weg zurück nach Hause.
Mit Wehmut standen wir dann morgens auf. Leider ist die Zeit in Ungarn immer viel zu kurz. Aber viele Fellnasen sollen ja in ihr neues Zuhause reisen. Sie alle werden sehnsüchtig erwartet.
Schnell waren alle Hunde verladen, so dass wir uns auf den Weg machen konnten. Der Abschied fiel sehr herzlich aus, so dass es einem noch schwerer fiel, den Heimweg anzutreten. Natürlich freut man sich auf Zuhause, aber ein weinendes Auge ist auch immer dabei.
Der Rückweg war dann leider kein Zuckerschlecken. Sturm, Regen, Schnee und Glätte. Alles war dabei.
Aber was besonders schlimm war, war die Autobahnsperrung. Am Tage zuvor war ein LKW umgekippt und die Autobahn immer noch nicht freigegeben. Alles zusammen ließ dann unsere Zeitangaben nicht mehr stimmen.
Aber trotz aller Widrigkeiten konnte uns nichts die Freude an den tollen Übergaben nehmen. Hier mal ein Dank an die Übernehmer, die geduldig auf uns gewartet haben und deren Freude durch unsere Verspätung nicht getrübt war.
Meine erste Fahrt nach Tatabánya endete nachts um zwölf Uhr.
Müde, voll mit neuen Eindrücken und Gefühlen steht eines für mich fest.
Ich komme wieder.
Anja Schlepphorst