Mahnwache " Zirkus ja, aber ohne Tiere"
Am Sonntag wurde vom Aktionsbündnis "Tierrechtsinitiative Nordfriesland" zu einer Mahnwache aufgerufen.
Aktueller Anlass war das Gastspiel eines kleinen Zirkus hier oben im Norden. Bei der Info- und Kundgebungsveranstaltung sollte es nicht explizit gegen den Cirus Granada gehen, sondern für ein Verbot von Tieren im Zirus, so, wie es in vielen EU-Ländern schon seit längerem durchgesetzt wird, wie beispielsweise in Dänemark, den Niederlanden und Griechenland.
Wir wollten die Besucher darüber aufklären, was sie mit ihrem Eintrittsgeld unterstützen, nicht nur in diesem Zirkus, sondern in allen Manegen, in denen Tiere zur Schau gestellt werden, nämlich Leid, Ausbeutung und Elend der Tiere. Wie wichtig Aufklärungsarbeit auch an dieser Front ist, hat uns die Reaktion vieler Menschen während der Mahnwache aber auch im Vorfeld der Veranstaltung gezeigt.
Das Datum der Mahnwache wurde vorab im öffentlichen Netzwerk facebook bekannt gemacht und schon hier ergab sich in kürzester Zeit eine wenig fruchtbare Diskussion unter eigentlich Unbeteiligten, warum eine solche Mahnwache wohl abgehalten würde.
Mal abgesehen von Kommentaren in wenig schmeichelhafter Verpackung wie "Ihr Spinner solltet lieber mal gegen etwas Sinnvolles demonstrieren!" oder "Geht mal lieber arbeiten!", gab es auch Beiträge von Lesern, die sich gefragt haben, warum wir denn etwas gegen die Tiere im Zirus hätten, solange sie wohl genährt aussähen und frisches Stroh und Heu und saubere Quartiere hätten.
Der Fraktion derer, die uns offenbar nur beleidigen wollten, mochten wir nicht mitteilen, dass wir sehr wohl und auch ziemlich fleißig arbeiten gehen und wir es auch durchaus als sinnvoll erachten, was wir tun, neben vielen anderen Dingen, für die sich die meisten von uns noch einsetzen. (An dieser Stelle hätte man sicher fragen sollen, wofür denn diese Nörgler sich einsetzen bzw. was sie denn genau für sinnvoll festlegen...)
Aber an den anderen Fragen und Argumenten konnte man sehr gut erkennen, dass Auflärung so immens wichtig ist. Es geht hier nicht primär darum, dass ein Tier genug zu essen hat oder einen warmen Liegeplatz. Tiere, wie Lamas, Elefanten, Kamele, Tiger, Affen, Wildtiere im Allgemeinen eben, gehören nicht in eine Umgebung, in der sie sich ausschließlich dem Willen der Menschen beugen müssen, die auf ihre Kosten profitieren.
Die Mittel, die angewandt werden, um die so lustig wirkenden Kunststückchen zu dem zu machen, was wir in der Vorstellung am Ende sehen, sind alles andere als harmlos und lustig. Den Tieren wird jahrelang und immer wieder durch körperliche und physische Gewalt gezeigt, dass der Mensch über sie verfügen kann, wann immer er will.
Sie werden durch Schmerzen und Futterentzug dazu gebracht, Dinge zu tun, die sie in freier Wildbahn niemals tun würden, weil es eben sinnlos ist, oft auch wider die physische Beschaffenheit ihrer Körper. Und in vielen Ländern und auch bei einigen Zirkussen hat sich gezeigt, dass Zirkus auch ohne Tiere durchaus eine Attration ist.
Genau das wollten wir mit unserer Aktion vermitteln.
Aber es ist eben noch ein weiter Weg, der gegangen werden muss für die Akzeptanz der Tierrechte, dafür, dass die Menschen sehen, was mit Tieren täglich gemacht wird, wie selbstverständlich wir Leid und Elend tolerieren, es nicht einmal bemerken.
Vor Ort bot sich dann am Sonntag auch eine skurille Kulisse, die ich zum Teil als ziemlich beängstigend empfunden habe. Wir waren ca. 15 Aktive und haben uns lediglich mit aufklärendem Material auf den Platz vor den Zirkus gestellt, waren allerdings schon im Vorfeld in Alarmbereitschaft, da genau dieser Zirkus als relativ gewaltbereit galt, hatte es in der Vergangenheit doch schon Vorfälle seitens des Zirkus gegen Aktivisten gegeben. Und genau so kam es dann auch.
Wir wurden gleich von Beginn an wüst von dem Chef des Zirkus beschimpft, es gipfelte in offensichtlicher Gewaltandrohung seinerseits gegen uns, die nur seitens der Polizei unterbunden werden konnte.
Wir mussten uns fortwährende - teils sogar aus Lautsprechern schallende - Beleidigungen anhören, die alle Klischees bedienten und für Minderheiten diskriminierend waren.
An der anderen Front hatten wir es dann zusätzlich mit einem hoch aggressiven Passsanten zu tun, der uns bedrohte und beschimpfte, dann aber auch von der Polizei des Platzes verwiesen wurde.
Einige Besucher der Vorstellung hatten sich uns immerhin gestellt und bereitwillig Infomaterial mitgenommen, ein kleiner Anfang im Umdenken vielleicht.
Für mich war das Fazit dieses Tages einmal mehr die Erkenntnis, dass es wahnsinnig wichtig ist, weiter für die zu kämpfen, die keine Stimme haben, aber dass es noch ein sehr weiter Weg ist und ich mich immer wieder dem Statement auf einem Banner einer Aktivistin anschließen muss: Was soll der Zirkus (...mit den Menschen...)?
Kristina Schnoor