Meine beiden alten Herren
Ich möchte euch die Geschichte von meinen beiden alten Herren erzählen. Es ist eine Geschichte zum Nachdenken, für alle die sich ein Tier kaufen und wenn es nicht mehr passt entsorgen. Wie Kinderstiefel, die mit der Zeit zu klein werden.
Mein beiden Herren sind zwei Ponys, Stockmaß 1,20 m, wunderbar für Kinder, die reiten lernen sollen, aber ein trauriges Schicksal für sie selber.
Was erwartet so ein Kinderpony? Gekauft, geliebt, verkauft ans nächste Kind, ein Leben lang und am Ende, wenn es nicht mehr funktioniert und alt geworden ist. Was denn?
Diese Ponys haben ihr Leben lang Kinder auf ihrem Rücken getragen, alles erlebt und erduldet. Und was machen wir? Für wie viele Kinderponys ist der letzte Weg, der zum Schlachter?
Für wie viele der Weg, auf eine grüne Weide?
Meine Beiden haben den Weg auf eine immer grüne Weide gefunden. Wenn ich in ihren Pass schaue, kann ich ihre vorherigen Besitzer nicht an beiden Händen zählen. Und ihr letzter Besitzer wusste einfach nicht wohin mit den Beiden.
Die Kinder waren zu groß. Und verkaufen? Wer möchte schon zwei alte, zahnlose Kinderponys, die nur Arbeit machen und viel Geld kosten, weil sie nur noch ein paar Zähne im Maul haben und deshalb Heu und Gras schlecht fressen können.
Zusatzfutter in großen Mengen, heißt hier die Lösung. Und das geht ganz schön ins Geld. Dann doch lieber zum Schlachter, sagte er mir.
Was nun? dachte ich. Ich oder Schlachter?
Als ich mir vorstellte, diese Beiden sollen sterben nur weil der Besitzer keine Verwendung mehr für sie hatte, kamen mir die Tränen. So kam ich zu zwei alten, zahnlosen und wunderbaren Ponys.
Als die beiden kamen zu mir kamen, da waren sie 27 und 28 Jahre und meine Tochter gerade mal 6 Monate alt. Und ich hätte mir keine besseren Kinderponys wünschen können.
Sie waren und sind so vorsichtig und ruhig, nichts kann sie erschrecken und aus der Ruhe bringen. Kindergartengruppen turnen um sie herum und sie stehen da und fressen in aller Seelenruhe ihr Futter.
Nein, geritten werden sie schon lange nicht mehr. Aber ja, Kinder, besonders ganz Kleine, genießen es, einfach nur auf ihrem Rücken zu sitzen und die Welt einmal von oben zu bestaunen. Und wenn der Trubel ihnen zu viel wird, gehen sie einfach weg und schauen von weitem zu.
Meine Tochter ist jetzt sechs Jahre alt und liebt die beiden Opas, sie werden beschmust und verhätschelt. Und ich freu mich jeden Tag, die beiden auf ihrer immer grünen Weide zu sehen.
Letztes Jahr haben wir dann noch einmal Zuwachs bekommen, eine 20-jähriges Shetty Stute für meine Tochter zum Reiten und Spaß haben und für mich zum Fahren der Kutsche.
Ich habe mich wissentlich für ein älteres „Modell“ entschieden und unser kleiner laufender Meter ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Alte Ponys, alte Pferde sind so etwas Wunderbares und Menschen, die ihr Herz am rechten Fleck haben, wissen das.
von Katrin Höpner
Hühnerrettung
Schon mehrfach ist es mir gelungen, die Organisation "Rettet das Huhn" bei einer ihrer Aktionen zu unterstützen.
Ab dem vierten Lebensmonat etwa leben sie in einer Eierfabrik, einer Anlage für Bodenhaltung im Sauerland, Nordrhein-Westfalen.
Legehennen - Hennen wie im Schlager besungen. Sie legen jeden Tag ein Ei, sieben Eier die Woche, mindestens 300 im Jahr.
Meist sind sie keine Rassehühner. Sie sind genetisch optimiert, sehr schnell sehr viele Eier zu legen. 18 Hennen pro Quadratmeter, in mehreren Etagen übereinander gestapelt.
Eine Legehenne in Deutschland bringt täglich, wie berechnet, ein Ei zur Welt. Aber nur bis sie elf Monate alt ist. Danach schafft sie es nicht mehr, dann sind es fünf Eier die Woche.
Für einen rentablen Bodenhaltungs-Betrieb reicht das nicht aus. Bei den Fünf-Ei-Hühnern fehlen zwei Eier für den Grund zum Weiterleben. Es lohnt das Futter und den Platz nicht mehr, sagen die Betreiber. Sie fangen mit neuen Hennen von vorne an.
Der Verein "Rettet das Huhn e.V." hat es sich zur Aufgabe gemacht, ausgediente Legehennen vor dem Schlachter zu bewahren und sie in ein artgerechtes Leben zu vermitteln.
Einmal konnte ich 40 Hühner und ein weiters Mal konnte ich 22 arme Hühneseelen in ein echtes Hühnerleben fahren. Es ist mir gelungen, in meiner Umgebung Menschen zu finden, die Hühner aufnehmen und diese bis zu ihrem natürlichen Tod um ihretwillen zu halten.
Ich übernahm meine Anzahl gewünschter Hühner vom Transport und fuhr sie zu ihren Übernehmern.
Die ersten Momente in Freiheit sind immer unbeschreiblich. Die Hennen haben niemals Tageslicht gesehen oder auf Wiese oder Erde gestanden. Sie sind nur halb so groß wie Hühner, wie wir sie kennen. Ihnen fehlt zum großen Teil das Federkleid. Teile Ihrer Körper sind rot und wund.
Ich schaue ihnen zu, wie sie das erste mal auf Erde stehen. Sie schauen sich um in ihrem neuen Leben, sind aufgeregt der vielen Eindrücke wegen. Sie bewegen sich auf freiem Boden und spüren, dass sie frei sind. Sie fangen an zu picken. Sie fangen an, wie ein Huhn zu leben.
Sehen Sie anbei ein paar bildliche Eindrücke vom ersten Moment in Freiheit. Und erschrecken Sie nicht über das üble Aussehen der Legehennen, das sind eben Hühner aus der schöngeredeten Bodenhaltung. Sie zeigen die Integration in eine bereits bestehende Gruppe von Hühnern, die artgerecht leben dürfen.
von Jenny Burger