Fakten statt Wunschkonzert!
Belastbare statistische Zahlen gibt es zwar nicht, aber es sollen, je nach Quelle, zwischen 200.000 und 300.000 Katzen sein, die Jahr für Jahr in Deutschland von Jägern erlegt werden.
Das gleiche Schicksal teilen 20.000 bis 30.000 Hunde. Die Tierrechtsorganisation PETA spricht gar von 400.000 Katzen und 65.000 Hunden, die jährlich im Kugelhagel der grünen Zunft sterben.
In der Lesart der treffsicheren Waidmänner ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz, für uns Tierfreunde ein durch nichts zu rechtfertigendes Gemetzel. Mit selbigem könnte, zumindest in Hessen, bald Schluss sein, wenn denn die Landesregierung mit ihrem im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Vorsatz, diese umstrittene Praxis auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls gänzlich zu verbieten, Ernst macht.
Die Umweltschutzverbände fordern ein Abschussverbot für Haustiere, vornehmlich für im Wald streunende Hunde und Katzen, das Verbot der Jagdhundausbildung am lebenden Tier, Verbot der Fallenjagd in Hessen und eine Schonzeit für Waschbären.
Demgegenüber stehen die hessischen Jagdverbände, die diese Forderungen als absolut kontraproduktiv für den Artenschutz und die Gesunderhaltung der durch den Mensch mittlerweile stark veränderten Ökosysteme bewerten.
Anlässlich dieser geplanten Änderungen in der hessische Jagdverordnung hatte die Jägervereinigung Oberhessen am Abend des 04.03.15 zu einem Vortragsabend mit anschließender Podiumsdiskussion in die Gallushalle in Grünberg (Hessen) geladen. An die 500 Gäste, zum Teil sogar aus Südhessen, waren dem Aufruf gefolgt – neben einer Hand voll Tierschützer, die wir friedlich und ruhig vor dem Eingang demonstrierten.
Wir wurden belächelt und auch ausgelacht, denn im eiskalten Schneeregen harrten wir dort mit unseren Schildern und Hunden aus. Wir zeigten nur Präsenz und stellten nur ein kleines Bild der Gegenwehr dar. Auch an der eigentlichen Veranstaltung haben wir teilgenommen, die ich persönlich als recht informativ empfand.
So stand die Veranstaltung unter dem Motto „Fakten statt Wunschkonzert“, denn die neue Jagdverordnung droht – nach Ansicht der Jägervereinigung Oberhessen – zu ebenso einem „emotionalen Musikstück“ zu verkommen.
Lautstarken Anstoß bei den Jägern fand das vom Tierschutzbeirat geforderte Verbot der Fangjagd durch Fallen. Dabei sind gerade Fallen eine Möglichkeit, Tiere „ohne großen Stress“ und artgerecht zu fangen, wie Prof. Dr. Michael Lierz, Fachtierarzt für Zoo-, Wild- und Gehegetiere, empfiehlt.
Fehlfänge wie das geliebte Haustier können so wieder in die Wildnis entlassen werden und die gefangenen Beutegreifer ohne Blessur aus den Fallen befreit und ohne unnötig großes Leid getötet werden. Die nach den Vorträgen folgende Podiumsdiskussion verlief zu Ungunsten der Tierschutzverbände, denn die Besetzung derer war aus meiner Sicht unglücklich gewählt.
Ich fand es schon sehr mutig von den beiden Damen, Frau Marion Selig, der Vorsitzenden des Tierschutzbeirates der Landesregierung, und Frau Heidi Bernauer-Münz aus dem Tierschutzbeirat, sich dieser Diskussion zu stellen. Sie hatten einen schweren Stand gegen die von Jägern voll besetzte Halle, waren meiner Meinung nach aber nicht ausreichend darauf vorbereitet.
Der Moderator und Biologe Dr. Michael Petrak (Leiter Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung in NRW) versuchte immer wieder Brücken zu schlagen, die aus meiner Sicht unverständlicherweise von den beiden Damen aus dem Tierschutzbeirat ohne handfeste Argumente ausgeschlagen wurden. Als weiteren tragenden Punkt sah man die Jagd als unabdingbaren Bestandteil des Eigentumsrechts.
"Wer daran tastet, greift ins Eigentumsrecht ein. Und das lassen wir uns nicht nehmen“, sagt Armin Müller, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes und Vorsitzender des Verbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Hessen. Wogegen der Tierschutzbeirat leider keine konkreten Gegenargumente anbringen konnte.
Ein abschliessender gemeinsamer Konsens konnte an diesem Abend nicht erreicht werden und für mich aus den Reihen der aktiven Tierschützer, blieb leider die Frage offen, was der Tierschutzbeirat gegen die einzuführende zertifizierte Fallenjagd hat. Ein Abend, der die mächtige Präsenz der Jägerschaft auf mich bedrohlich wirken ließ und viele Fragen aufgeworfen hat.
Jenny Burger