kettenlos beim "vegan summer 2014"
30 Grad, kein Luftzug und Beks und ich stehen mit meiner Freundin Tanja auf Eckernfördes Kurpromenade und suchen den "vegan summer" - denn den Eckernfördener spüren wir grad ziemlich deutlich, mitten in der Sonne.
Ich frage mich bereits, ob es tatsächlich so schlau war, Beks mitzunehmen - allerdings beruhigt mich die Vorstellung, dass sie die ungarischen Sommer, wo es keinen Schutz vor der brennenden Sonne gab, auch unbeschadet überstanden hat, und die waren eindeutig heißer.
Vorausschauend haben wir zusätzlich Badesachen mitgenommen, damit Hund und Mensch sich am Ostseestrand zwischenzeitlich erfrischen können.
Nachdem wir nun ca. zehn Minuten offenbar in die falsche Richtung gelaufen sind, entschließen wir uns, in der Touristeninformation nachzufragen. Dort kennt man die Veranstaltung und zeigt uns den Weg - es ist nicht mehr weit.
Vorbei an Bratwurstständen und Eisbuden, an denen Kinder Eis schlecken und Erwachsene sich eine Wurst munden lassen, geht unser Weg die Strandpromenade entlang.
Für viele ein völlig normaler Vorgang, für mich ist das inzwischen schon fast ein Spießrutenlaufen.
Ich denke nur immer wieder, wie viel Leid dahinter steckt, was für uns eine schnelle Gaumenfreude bedeutet, versuche aber, mir den Tag schon im Vorfeld davon nicht vermiesen zu lassen. Und ich erinnere mich beschämt an die Zeit, in der ich auch dort stand, Eis schleckend und Wurst essend - bevor ich die Augen aufgemacht habe, also richtig wirklich aufgemacht, und mich nicht mehr mit faulen Ausreden selber betrogen habe.
Kurze Zeit später sehen wir endlich die vielen kleinen, bunten und liebevoll dekorierten Stände - auf einer Rasenfläche direkt hinter der Strandpromenade tut sich der "vegan summer" auf.
Warm ist es immer noch, aber der Rasen kühlt etwas und die Stände spenden immer wieder Schatten. Eine erste Runde gibt uns einen Überblick über die Aussteller.
Es ist eine schöne Auswahl vorhanden, von veganer Kosmetik, über veganen Wein, Meeresalgen und Brotaufstrichen bis hin zu Schuhen und Bekleidung und natürlich Infoständen über die Arbeit von Sea Shepherd, Ärzte gegen Tierversuche, Hof Butenland, der Albert Schweizer Stiftung und vielen anderen.
Ich persönlich informiere mich zur Zeit im Besonderen über Tierversuche und Tiere in der Wissenschaft - mit Pausen zwischendurch, weil das ein so grausames Feld ist, dass ich es anders nicht ertragen könnte.
Hier leisten die Ärzte gegen Tierversuche eine tolle und sehr kompetente Arbeit (Wer sonst, wenn nicht Mediziner selbst, könnten glaubhafter machen, dass Tierversuche keinerlei wissenschaftlichen Nutzen haben?) und ich kann einmal vor Ort mehr darüber erfahren.
Aber auch alle anderen haben toll informiert und sind sehr engagiert.
Nach dem zweiten Rundgang konnten wir uns dann endlich zwischen der verlockenden kulinarischen Auswahl entscheiden und haben uns veganes Gyros mit Tzatziki und frischen Pommes bestellt - lecker! Wobei das fritierte Gemüse und die Falafel auch sehr ansprechend aussahen.
Frisch gestärkt haben wir uns wieder auf eine nächste Runde begeben.
Björm Moschinski, bekannter Vegankoch, hat auf der Bühne gezeigt, wie man ein gesundes und einfaches veganes Menü zubereitet, interessant, aber wir haben nach zwanzig Minuten in der siedenden Hitze beschlossen, uns erstmal am Hundestrand abzukühlen.
Zwei Stunden später kamen wir dann durch ein Ostseebad (sehr!) erfrischt wieder in die kleine Zeltstadt - gerade rechtzeitig zur Kaffeezeit.
Leider war von den köstlichen Torten, die ich am Morgen schon erblickt hatte, NICHTS mehr da, was mich kurzzeitig in ein mentales Tief versetzte.
Tanja konnte mich mit Kirschwaffeln, einem leckeren Eis und einer Matcha Latte dann doch recht schnell wieder auf Kurs bringen.
Futternd und zufrieden konnten wir dann im Schatten Jumana Mattukat zuhören, die ihr Buch "Mami, ist das vegan" vorgestellt hat und damit aus ihren veganen Anfängen berichtet hat, kurzweilig, amüsant und sehr wahr!
Ich persönlich kenne das Buch nicht, werde es mir beizeiten aber besorgen, da mir die vorgetragenen Passagen gefallen habe und die Autorin sehr sympathisch rüberkam. Gleiches gilt übrigens für Marsili Cromberg,der auch dort war, und dessen Buch "Wie ich verlernte, Tiere zu essen" wirklich klasse geschrieben ist, pointiert und herzlich, lebensnah und genau mit meinen Erfahrungen übereinstimmend.
Die Initiative "My private vegan restaurant" wurde auch erklärt, ebenfalls eine (tolle) Idee von Jumana. Wer sich dafür interessiert, kann hier weitere Infos beziehen
http://www.myprivateveganrestaurant.de/
Gesättigt und zufrieden machten wir uns auf einen erneuten Rundgang, diesmal war es eher ein Beutezug. Wir hatten uns bei vielen Ständen schon etwas zurücklegen lassen und mussten unsere Schätze nun einsammeln.
Danach konnten wir noch einer Podiumsdiskussion zuhören zwischen Björn Moschinski, Patrik Bamboumian, Marsili Cromberg und Jumana Mattukat.
Konsens war hierbei, dass vegan sein sich nicht nur auf Ernährung bezieht sondern eine Lebenseinstellung ist, die mit Respekt, Toleranz, Mitgefühl, Nächstenliebe und vor allem ganz viel Herz einhergeht. Und dieses Motto zog sich tatsächlich durch den ganzen Tag.
Meine Freundin, die nicht vegan lebt, hat sich , glaube ich, sehr wohl gefühlt und vieles mitnehmen können, vor allem aber die positive Grundeinstellung, die vielen netten Menschen, die respektvoll und höflich miteinander umgegangen sind. Und ich denke, bei all dem Leid und all den Greueln, die man gesehen und begriffen hat und die einen dazu motiviert, wenn nicht sogar gezwungen haben, vegan zu werden, darf man den Blick für das Schöne nicht verlieren.
Dazu hat der "vegan summer" beigetragen - wir werden nächstes Jahr wieder da sein - meine Freundin auch, ganz bestimmt dann auch etwas "veganer"
Kristina und Beks
P.S.: Die Fotos durfte ich mir bei Johanna Streich www.eatupyourgreens.de und Bernhard Wolf "klauen", allesamt wohl besser organisiert als ich...
Ein dickes "Dankeschön" an Euch!