Ein persönlicher Erfahrungsbericht
Tiere haben mich begleitet, seit ich acht Jahre alt bin. Von Wasserschildkröten über Wellensittiche , einem arroganten Langhaardackel über einen vor Übermut schäumenden Boxer ,all sie haben mich im Kindesalter, während der Pubertät bis hin zur jungen Erwachsenen begleitet.
Sie waren Freunde, Spielkameraden und Geschwisterersatz. Mit Anfang 20 zog ich von zu Hause aus und da in meiner Studentenbude kein Platz für einen eigenen Hund war, meldete ich mich im ansässigen Tierheim als Gassigänger . Auch hier begleiteten mich die verschiedensten Hunde und halfen mir als Kumpel, Fitnesstrainer und Seelentröster.
Irgendwann zog dann mein erster eigener Hund bei uns ein, Charly, ein Rottweiler. Unsere Zeit dauerte nur sechs Jahre, er war Epileptiker und irgendwann waren die Anfälle trotz Medikamenten zu häufig und zu stark. Wir mussten ihn gehen lassen.
Kurze Zeit später konnte ich meinem ersten Second- Hand -Hund ein Zuhause schenken, zeitgleich begann ich mich für den Tierschutz zu interessieren. Seitdem sind über zehn Jahre vergangen, unsere tierische Patchworkfamilie wuchs weiter und neben meinen "Heimhunden" unterschrieb ich Petitionen für die verschiedensten tierrechtlichen Belange , verurteilte Massentierhaltung und strafte pelzbehangene Damen mit Verachtung.
Ich war grundsätzlich gegen jedes Tierleid, egal,ob es das Abschlachten der Wale, Tierversuche für Kosmetika oder Tiertransporte waren, ich empörte mich und unterschrieb und pöbelte gegen die , die das verursachten.
Und am stärksten war meine Empörung, wenn es um Ungerechtigkeiten und Quälereien an Hunden, Katzen oder Pferden ging. Da wir mit unseren Jobs nicht zu den Spitzenverdienern zählen, und eine Familie ernährt werden musste, zu der nebst Vater-Mutter-Kind auch mehrere Katzen und Hunde gehörten, fand ich es mehr als legitim, mein Fleisch zum großen Teil bei den großen Discountern zu erwerben.
Zeitgenossen, die vegetarisch-oder schlimmer noch vegan- lebten und dies auch missionarisch verbreiteten, wurden von mir konsequent ignoriert, was weniger mit dem, was sie zu sagen hatten, als viel mehr damit, wie sie es sagten und vor allem, wie sie sich gaben, zu tun hatte.
Ich wollte mich keinesfalls in die ungewaschene Haare und vernoppter Ökopulliträgerriege einreihen. Also konnte das, was sie zu sagen hatten, auch nicht für mich zutreffen. Irgendwann habe ich dann mal einen sehr grausamen und realistischen Bericht über ein Schlachthaus gelesen(…um eines kleinen Bissen Fleisches willen..- ein Auszug daraus befindet sich am Ende des Berichts) und habe daraufhin angefangen, über dieses Thema zu recherchieren.
Mir wurde klar, dass ich auf gar keinen Fall mehr diese Grausamkeiten unterstützen wollte und kaufte mein Fleisch nur noch beim ortsansässigen Schlachter oder mit Biosiegel, mit reingewaschenem Gewissen und immer den Spruch auf den Lippen:" Wir essen Fleisch, aber es ist ja aus der Region...." Den finanziellen Mehraufwand haben wir halt woanders kompensiert, der Fleischkonsum wurde eben auch eingeschränkt.
Das ging einige Zeit gut, bis ich eine Reportage sah, die sich mit der Vergabe des Biosiegels auseinandersetzte und ich auch da weiter recherchierte. Bio war nun auch Schnee von gestern-zumal ich auch entrüstet war, mein schönes Geld für diesen Schwindel ausgegeben zu haben.
Da hätte ich ja auch wieder beim Discounter...! So blieb fürs Letzte dann halt der Dorfschlachter, der nun ja auch schon relativ groß geworden war. Seltsam . Einige Zeit später war ich dann mal sehr früh mit dem Auto unterwegs und musste auf meiner Strecke an besagtem Schlachter vorbei. An diesem Tag blieb die Küche abends kalt, da ich den LKW eines Großschlachters bei meinem "Gutmenschschlachter" vor dem Tor hatte stehen sehen -und verfahren hatte der sich augenscheinlich nicht.
Sodann war diese Quelle gewissenstechnisch auch versiegt, in den folgenden Wochen ging die Hatz nach tierrechtlich einwandfreiem Fleisch auf verschiedenen Wochenmärkten los, unglücklicherweise war Wochenmarkt immer Freitags. Und Freitags arbeite ich den ganzen Tag. In Absprache mit meiner Familie, die sich meinen Ideen immer ganz schnell unterwirft und mich in meinem Handel und Tun großartig unterstützt, wurden wir alsdann Vegetarier, kleinlaut habe ich nach einer Pause ganz leise hinzugefügt..."wir essen allerdings noch Fisch."
Wochen später hatte ich bei der Arbeit eine Kundin, ein junges Mädel, dass mir stolz erklärte, sie liebe Tiere über alles und sei deswegen eben auch Vegetarierin, denn Pute und Hähnchen wäre eh das gesündeste Fleisch... Noch am gleichen Abend wurde der Fisch auch von unserer hauseigenen Familienspeisekarte gestrichen.
Nun war ich endlich reiner Vegetarier, war auch stolz , dass ich meinen Fleischverzicht gradlinig verfolgte und hatte ein gutes Gefühl, wenn ich an meinen Beitrag für die Nutztierwelt dachte. Nebenbei schmunzelte ich mit meinen fleischfressenden Freunden und Kollegen über die körnerfressenden Veganer- das ging ja nun doch eine Spur zu weit.
Und dann sah ich Earthlings.
Der Film schildert eindrucksvoll und nachhaltig unter Anderem das lange Leiden der sogenannten Nutztiere. Ich sah mir den Tierrechtler Gary Yourofski an, hörte dem zu, was er zu sagen hatte und habe seitdem keine(hoffentlich auch keine versteckten)Milchprodukte und Eier und andere tierische Erzeugnisse mehr zu mir genommen.
Ich lebe noch, ich lebe gut, sehe weiterhin aus, wie immer, habe keine grüne Hautfarbe bekommen und laufe auch nicht nur in Latschen und Faltenrock umher.
Ich fahre weiterhin Auto, ziehe meine Lederschuhe an, da ich wegwerfen noch sinnloser finden würde, und es gibt abgesehen von der Ernährung noch ganz viele Bereiche , in denen meine Lebensart nicht vegan ist.Aber auch da versuche ich, Stück für Stück mehr auf tierleidfreie Produkte umzustellen.
Ich bin selber manchmal immer noch erstaunt, wie lecker Kuchen ohne Eier schmecken kann und wie festlich man auch Weihnachten fleischlos und vegan speist.
Und arm geworden sind wir beim Einkaufen auch nicht, wir brauchen mehr Zeit zum Kochen, aber das kann ja auch Spass machen (ab und zu wenigstens...).
Wenn ich gefragt werde, wie ich dem leckeren Sahnestück wiederstehen kann, ohne schlechte Laune zu bekommen oder Weihnachten auf meine geliebten Lebkuchen zu verzichten und Abends auf mein Käsebrot, dann ist meine Antwort immer dieselbe: "Wenn ihr die Bilder gesehen hättet, die ich mir angeschaut habe, würde es euch auch nicht mehr schmecken". Und außerdem muss ich nicht verzichten, ich habe etwas Anderes gefunden, dass mindestens genauso gut schmeckt, Alternativen gibt es immer!
Man sagt so lapidar, dass jeder für sich selbst entscheiden müsse, und man niemanden bekehren will, wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, ist das gelogen.
Ich möchte bekehren, ich möchte Verdammt nochmal, dass jeder begreift, dass es Unrecht ist, was wir mit den Tieren machen, aber ich weiß, wie lange es bei mir gedauert hat und alles Reden von anderen hätte nichts genützt! Mit vernünftigen Argumenten, ohne Wut (das ist so schwer) erklärt und mit gutem Beispiel versuche ich persönlich, meine Mission nahe zu bringen und stoße sehr oft noch an Grenzen. Ich frage mich manchmal, warum Bilder, die mir das Herz brechen, andere kalt zu lassen scheinen.
Bilder und Leidenschaft haben mich aufgerüttelt und schockiert, haben mich zum Weinen gebracht und tun es heute noch, sie beschämen mich und machen mich hilflos und wütend, aber sie haben es mir selber sehr leicht gemacht, meine gewohnte Ernährung von heute auf morgen umzustellen.
Und wenn ich mit diesem Bericht auch nur einen einzigen Menschen erreichen kann, macht es mich sehr glücklich, denn wenn jeder eins zu eins das weitergeben kann, was gerecht und richtig ist, dann wird die Ungerechtigkeit irgendwann Vergangenheit sein.
Und auch, wenn ich fettige Haare und noppige Pullover immer noch nicht toll finde, hat sich mit meiner Ernährung auch noch etwas mehr geändert.
Vielleicht wird man durch das Einstellen des Raubtierhaften, durch den Fleischverzicht, tatsächlich auch innerlich weniger Raubtierhaft. Ich für mich habe jedenfalls das Gefühl, etwas wirklich und wahrhaftig richtig gemacht zu haben!
Und das fühlt sich ganz großartig an!
Kristina Schnoor von kettenlos
Auszug aus einem Bericht eines Schlachthofmitarbeiters:
Aussagen aus einem Interview mit Mitarbeitern aus Schlachthöfen. 11. Januar 2011 um 01:44 Die Tierarztpraktikantin Christane M. Haupt, hat den Verrat an Tieren stellvertretend für die Fleischesser durchlebt - und ist daran zerbrochen:
"Ich habe Zeugnis abgelegt, und jetzt will ich versuchen zu vergessen, um weiterleben zu können. Kämpfen mögen nun andere; mir haben sie in jenem Haus die Kraft dazu genommen ... und sie gegen Schuld und lähmende Traurigkeit ausgetauscht."
32 Daß die bisher beschriebenen Greuel lediglich die Spitze des Eisbergs der weltweit täglich in Schlachthäusern "zivilisierter" Länder verübten Verbrechen darstellen, zeigt Gail A. Eisnitz´ Buch "Slaughterhouse", für das die Autorin Schlachthausarbeiter mit einer Erfahrung von insgesamt zwei Millionen Stunden an der Betäubungsbox befragt hat.
Die folgenden Auszüge aus Interviews mit Schlachthausarbeitern wurden auf einer Buchpräsentation der Autorin am 18. September 1999 der Öffentlichkeit vorgestellt:
33 "Ich habe lebendiges Rindfleisch gesehen. Ich habe sie muhen gehört, wenn die Leute das Messer anlegen und versuchen, die Haut abzunehmen. Ich denke, dass es grausam für das Tier ist, so langsam zu sterben, während jeder seine verschiedenen jobs an ihm macht." "Die Mehrzahl von Kühen, die sie aufhängen ..., ist noch am Leben. Sie öffnen sie. Sie häuten sie. Sie sind immer noch am Leben. Ihre Füße sind abgeschnitten. Sie haben ihre Augen weit aufgerissen und sie weinen. Sie schreien, und du kannst sehen, wie ihnen die Augen fast rausspringen."
"Ein Arbeiter hat mir erzählt, wie eine Kuh, die mit ihrem Bein in dem Boden eines Lasters steckengeblieben ist, zusammengebrochen ist. ‚Wie hast du sie lebendig rausgekriegt?' habe ich den Typ gefragt: ‚Oh', sagte er, ‚wir sind einfach unter den Laster gegangen und haben ihr Bein abgeschnitten.' Wenn jemand dir das sagt, weißt du, es gibt viele Dinge, die dir niemand sagt."
"Ein anderes Mal war ein lebendes Schwein, das hatte nichts Verkehrtes gemacht, rannte noch nicht mal rum. Ich nahm ein 1 Meter langes Stück Rohr und ich schlug das Schwein praktisch zu Tode." "Wenn du ein Schwein hast, das sich weigert, sich zu bewegen, nimmst du einen Fleischhaken und hakst ihn in seinen Anus. ( ... ) Dann ziehst du ihn zurück. Du ziehst diese Schweine während sie leben und oft reißt der Haken aus dem Arschloch." "Einmal nahm ich mein Messer - es ist scharf genug - und ich schnitt das Ende von einem Schwein seiner Nase ab, so wie ein Stück Frühstücksfleisch. Das Schwein ist für ein paar Sekunden verrückt geworden. Dann saß es einfach da und sah einfach dumm aus. Also nahm ich eine Handvoll Salzlake und rieb es ihm in die Nase. Jetzt ist das Schwein wirklich ausgeflippt und schob seine Nase überall in der Gegend rum. Ich hatte immer noch etwas Salz übrig auf meiner Hand und steckte das Salz direkt rein in den Arsch des Schweins. Das arme Schwein wusste jetzt nicht mehr, ob es scheißen oder blind werden sollte." "Nach einer Zeit wirst du abgestumpft. ( ... ) Wenn du ein lebendiges Schwein hast ..., tötest du es nicht einfach. Du willst, dass es Schmerzen hat. Du gehst hart ran, zerstörst ihm die Luftröhre, machst, dass es in seinem eigenen Blut ertrinkt. ( ... ) Ein lebendes Schwein guckte an mir hoch und ich nahm einfach mein Messer und - eerk - nahm ihm das Aug raus, während es einfach da saß. Und dieses Schwein schrie einfach nur."
Quelle: www.tierrechte-kaplan.org/kompendium/a214.htm