Nu und immer wieder NU
Hamburg sagte am 30.11.2013, am ersten Adventswochenende, wieder "Nein!" zum sinnlosen und massenhaften Töten der rumänischen Straßenhunde.
Und wir von kettenlos waren natürlich auch wieder dabei - dabei, um mit vereinten Kräften gegen das sinnlose und grausame Töten und gegen die barbarischen Zustände in Rumänien, einem Land, das Mitglied der EU ist, zu protestieren.
Ein stiller Protest, eine Mahnwache, um derer zu gedenken, die unsere Hilfe brauchen.
Die Hunde, die ihre Stimme nicht erheben können, die täglich unter den grausamen und unmenschlichen Behandlungen vieler Menschen leiden müssen, die bereits gestorben sind oder krank, hilflos und einsam vor sich hin vegetieren, die nicht wissen, warum man ihnen solche Qualen zufügt, warum man sie bei lebendigem Leibe verbrennt, steinigt, überfährt oder in sogenannten Tierheimen zusammenpfercht, in denen sie weder medizinisch noch grundversorgt werden.
Heime, in denen darauf gewartet wird, dass der Hunger sie dahinrafft oder sie sich gegenseitig im verzweifelten Überlebenskampf dezimieren.
Hunde, die nicht verstehen, warum sie für die Versäumnisse und die Unzulänglichkeit der Menschen büßen müssen, die nicht ihrer Fürsorgepflicht nachkommen, die kranke oder ausgediente Tiere einfach auf die Straße abschieben und sie ihrem Schicksal überlassen.
Hunde, die sich unkontrolliert vermehren können, weil Menschen nicht die Verantwortung übernehmen, mittels Kastrationen gegen weiteres Tierelend vorzugehen, Politiker für Kastrationen bestimmtes Geld skrupellos in ihre eigenen Taschen wirtschaften und stattdessen Hundefänger engagieren, die mit dem Leid der Hunde ihr Geld verdienen.
Aber wir erheben unsere Stimme auch für Menschen - für die Menschen in Rumänien, die verzweifelt versuchen, im eigenen Land gegen die Missstände anzukämpfen.
Für die rumänischen Tierschützer, die einer aufgehetzten Bevölkerung gegenüberstehen und täglich schlimmen Repressalien und Demütigungen ausgesetzt sind.
Für den kleinen, tapferen Haufen Don Quichottes, die nicht müde werden und Demonstrationen veranstalten, Hunde von der Straße in ihren Wohnungen aufnehmen, um sie so vor dem sicheren Tod zu bewahren, und sich öffentlich vor die stellen, die keine öffentlichen Sympathien haben, die als Sündenbock verheizt werden sollen.
An diesem grauen letzten Samstag im November, dem Tag vor dem ersten Advent, hatten wir uns also wieder vor dem Hauptbahnhof versammelt, leider zahlenmässig weniger als angekündigt.
Aber dafür mit viel Zuversicht und Energie, viele Stimmen gegen das Töten zu sammeln, die Protestschreiben voranzubringen und weitere Menschen, die nichts davon ahnen, was in einem Land, das Mitglied der Europäischen Union ist, und auch von unser aller Steuergeldern subventioniert wird, aufzuklären über die Missstände dort.
Mit uns beteiligten sich wieder die Tierschützer gegen Tierversuche an der Mahnwache und klärten auf über die Verbrechen, die - nicht weniger grausam - in unserem eigenen Land, vor unserer Tür, tagtäglich stattfinden - subventioniert durch unser Konsumverhalten.
Die Veranstalter, Angie Gorski, Marina Anyway und Eckhard Kretschmer, hatten den Nachmittag wieder super organisiert und mit der Einladung der Band "Jimmy Slick", die ohne Gage für musikalische Unterstützung gesorgt hat, viele zu Tränen gerührt, wütend und nachdenklich gemacht, besonders mit ihrem Titel "Hunde ohne Namen".
" Hunde ohne Namen" beschreibt die Situation vor Ort eindringlich und trifft ins Herz.
Traurig, dass der Titel scheinbar universell einsetzbar ist, da die Band ihn eigentlich geschrieben hatte anlässlich der EM in der Ukraine, um gegen das dortige Töten zu protestieren und aufmerksam zu machen.
Marina Anyways Rede hatten wir fast acht Wochen zuvor schon einmal gehört, sie hat trotzdem wieder genau so bewegt und emotional aufgewühlt - leider hat sich seitdem für die meisten Hunde nichts zum Guten gewendet.
Allerdings haben seitdem einige Medien weit objektivere Berichterstattungen gesendet und der Thematik eine größere Bedeutung beigemessen.
So war es sehr schön, dass Frank Weber, Leiter des Franziskus Tierheims in Hamburg und Vox-Moderator für die Sendung "Hund, Katze, Maus" über seinen jüngsten Aufenthalt in Rumänien berichtete.
Seine Rede war informativ und sehr berührend. Er bestätigte leider genau das, was von anderen Medienvertretern in der Vergangenheit entweder heruntergespielt oder gänzlich verleugnet wurde.
Er schilderte die katastrophalen Zustände und die Verbrechen, die den Hunden dort in diesen Tagen, Wochen und Monaten zugefügt werden unter den Augen der breiten Öffentlichkeit und vor allem der Politiker, auch unserer Politiker.
Und er prangerte genau das an, was viele von uns antreibt, weiter auf die Strasse zu gehen, weiter Petitionen zu zeichnen und nicht müde zu werden über das Unrecht zu sprechen:
Die Ignoranz der Politik, die Ignoranz der Gesellschaft den Schwächsten gegenüber, den Hunden und den Tieren im Allgemeinen, denn die Verbrechen finden nicht nur dieser Tage in Rumänien statt, sie geschehen hier vor unserer Tür, in jedem Schlachthaus, in jedem Versuchslabor, von uns allen lange gebilligt und subventioniert.
Frank Webers Rumänienreise wird in zwei Teilen am 07.12. und am 14.12. jeweils um 18 Uhr bei "Hund,Katze, Maus" auf VOX ausgestrahlt und ist unbedingt ansehenswert!
Am Ende dieses Tages hatten wir gute Gespräche geführt, waren emotional aufgeladen, sehr gerührt und motiviert, weiter zu machen.
Wir haben wohl einige Leute aufklären können, einige überzeugen können, Petitionen zu zeichen und ihre Stimme abzugeben - auch wenn die breite Masse vom Vorweihnachtsstress gezeichnet an unserer Gruppe vorbeihetzte.
Wir haben vom benachbarten Weihnachtsmarkt und der Stimmung dort außer dem leichten Duft gebrannter Mandeln, der ab und zu uns herüberwehte, nichts mitbekommen.
Auf dem Nachauseweg hatten wir trotzdem ein friedliches und besinnliches Gefühl von Zusammenhalt und Hoffnung auf Besserung.
Und auch wenn wir keine prall gefüllten Einkaufstüten mit Präsenten mit heim nehmen konnten, war der Nachmittag Schulter an Schulter gegen das Unrecht für uns weihnachtlicher als jeder Shoppingmarathon.
Wir machen weiter, bis sich für die Tiere etwas ändert und wir hoffen, dass immer mehr dazukommen!