26. Mai 2014
Ja, ja, ich weiß schon. Ich war faul...
Aber ich hatte auch meine Gründe! Es war warm letzte Woche. Zu warm, um zu arbeiten - jedenfalls für mich. Immerhin bin ich nicht mehr die Jüngste und bei "Sommer" liege ich am liebsten im kühlen Haus und bewege mich nicht.
Außerdem hatte ich eine Menge nachzudenken nachdem ich mit Beksi gesprochen habe. Ich frage mich die ganze Zeit, warum Menschen so etwas tun? Also, töten meine ich. Zumal nachgewiesen ist, dass die einzige Lösung der Streunerhunde die Kastration ist. Das wurde wohl schon mehrfach belegt und bewiesen. Trotzdem töten sie weiter?
Manche Menschen sind wohl nicht in der Lage, das zu begreifen. Jedenfalls denke ich dauernd an die Kollegen in den Ländern, die es nicht so gut haben wie ich. Was kann ich nur tun, frage ich mich ständig. Ich, der alte Mops, der bisher überhaupt nichts wusste von diesen Problemen.
Jetzt werde ich ständig mit diesen Dingen konfrontiert. Jana redet eben viel darüber mit den anderen vom Tierschutz und manchmal schlafe ich eben nicht tief genug und bekomme alles mit. Und was ich da höre, lässt mich erst recht nicht mehr tief schlafen.
Was ist das nur für eine Welt?
Jedes Mal, wenn ich mit Maya oder auch Rocky über unseren Rasen laufe, dann denke ich an die Jungs und Mädels, die sich verstecken müssen. Jeden Tag, jede Minute. Man ich hab es so gut. Auch wenn ich wieder Bauchweh kriege.
Aufregend war diese Woche noch, dass ich wieder Post bekam. Ja, ja, Martha hat wieder ein Paket bekommen. Leute, das ist immer spannend, was da raus kommt, wenn es geöffnet wird. Und meist duftet es sooooooo lecker, wegen der Naschies, die drin liegen. Und dann, dann.... dann legt Jana die weg. Ich könnte ausrasten.
Weil ich ja wieder Bauchweh habe.. püh! Morgen bekomm ich einen - so tröstet sie mich immer. Toll! Morgen! Leute, wenn ich diesen Geruch in der Nase habe, dann ist das alles gut mit meinem Bauch - ehrlich! Da kneift gar nichts mehr, er grummelt nur wegen Hunger!
Naja, da Jana die Naschies nicht isst, kriege ich sie ja doch, aber immer dieses Einteilen. Das nervt!
In diesem Paket war auch eine Tasche für mich! Hurra! Ich kann euch sagen, ich liebe diese Dinger und ich hab sie auch gleich ausprobiert. Und, was war?
Irgendwie wollte das Ding nicht so wie ich. Jana behauptet, ich sei noch zu dick! Bitte? Das liegt ja wohl eher an dem engen Schnittmuster der Tasche! Die passt schon!
Ich sage vielen Dank und freue mich über so viel Aufmerksamkeit! Das kann gerne so weitergehen. Ich bin die Einzige, die hier Päckchen bekommt, hehe... das ist doch fantastisch, 'oder?
Vielen Dank Euch allen und verzeiht mir meine Faulheit. Ich hatte immerhin viel zu tun. Die Tasche muss ja meinem Körper angepasst werden! Das kostet viel Zeit und enormes Geschick!
Bis bald!
19. Mai
Ahoi Martha,
Du wartest sicher schon ganz gespannt auf meine Reportage, aber ich war den Tag über seeehr unpässlich, ich habe mir wohl an irgendeiner Hamburger Leckerei den Magen verdorben und musste heute erstmal wieder zu Kräften kommen.
Es war doch gestern alles schon sehr aufregend und anstrengend und ich habe Dir ja auch schon mitgeteilt, dass ich unter Druck nur ganz schlecht arbeiten kann, aber nun ist hier bei uns Ruhe eingekehrt und ich versuche mal, meine Eindrücke zu schildern.
Die anderen pfuschen mir zwar ständig dazwischen, weil sie alles besser wissen - rechtschreibmässig und so - aber ich pfeif´da drauf, die haben doch gar keine Ahnung. Tun sich nun sogar mit den Katzen zusammen, um mir mein Auslandsjournal kaputt zu machen. Naja, wahrscheinlich sind die nur ein wenig neidisch, weil Frauchen immer nur mich zu solchen tollen Events mitnimmt. Sie sagt immer, ich sei ihre unkomplizierteste Maus, wenn es um solche Dinge geht, und mich könne man überall hin mitnehmen.
Abgesehen davon, dass Frauchen wohl Brehm´s Tierleben nicht aufmerksam genug studiert hat und manchmal mit den Tiergattungen durcheinander kommt - ich bin doch keine Maus - macht mich das schon stolz. Erstens kann ich mal gaaanz alleine was mit ihr machen, ohne sie mit den anderen teilen zu müssen und außerdem muss ich dann auch Leckerlies und ähnliche Zuwendungen nicht an die anderen abgeben.
Aber, Martha, Du kennst das Elend ja, das so ein Patchworkhaushalt mit sich bringt, wem erzähle ich das also.
So, nun zu meiner Mission.
Wie Du weißt, war ich ich ja nicht das erste Mal auf einer Mahnwache gegen das Töten der rumänischen Straßenhunde. Gestern war ich bereits das dritte Mal vor Ort am Hauptbahnhof.
Wie immer reisen wir dann ja mit dem Zug. Was dieses Mal etwas ärgerlich war, war, dass alle Männer in der blauen Uniform, die ständig durch den Zug laufen und Papierschnipsel der Fahrgäste mit einem Locher oder so versehen, zu Frauchen gesagt haben, dass sie sie darauf hinweisen müssen, dass ich einen Maulkorb tragen muss.
Ist Vorschrift!
Frauchen hat immer genickt und gemeint, dass sie einen dabei hat. Die meisten sind dann auch nach kurzem Zögern etwas irritiert weiter ihres Weges gelaufen. Was auch besser war, denn ich habe gespürt, das Frauchen innerlich schon ziemlich ärgerlich wurde. Silke, die immer mit uns nach Hamburg fährt, hat nur gelächelt, als wüsste sie, was Frauchen denkt.
Das hat die Männer wohl dann endgültig verstummen und sich ihrer Wege trollen lassen. Nur einer, der war hartnäckiger, und da hat Frauchen dann kurzerhand den Maulkorb genommen und ihn an meinem Geschirr befestigt und gesagt: "So, erledigt, sie hat einen Maulkorb um."
Da war der bass erstaunt, wie schnell das klappte, und ist weitergegangen. Aber glücklich sah der auch nicht aus. Nur Silke, die hat richtig erfreut geschaut, also muss das ja gut gewesen sein.
In dem anderen Zug von der anderen Firma waren die Angestellten viel netter, die haben nix verlangt, da habe ich Leckerlies bekommen und die fanden mich toll und haben gesagt, wie klasse, dass ich das so mitmache und gar nicht ängstlich bin und so.
Frauchen und Silke haben dann irgendwas von NOB und DB gesagt und dass die Menschen bei der NOB ja auch nur ihren Job machen und Anweisungen umsetzen müssen. Aber DB fand ich eindeutig besser! Das waren die mit den leckeren Keksen für Hunde.
Na und nach fast drei Stunden waren wir in der wunderbaren Welt der tollen Gerüche und vielfältigen Geräusche angekommen.
In dem großen Bahnhof riecht es überall so klasse und die Menschen haben hier ein Herz für Hunde wie mich, denn überall lassen sie kleine Essenssachen auf dem Boden zurück. Da wird Frauchen manchmal richtig ärgerlich, wenn ich die alle aufsammeln möchte, aber ich bin hier ja nicht alle Tage und wenn Du das mal live erleben würdest, wüsstest Du, wovon ich spreche. Du könntest das auch nicht alles so liegen lassen, Martha.
Naja, und als wir dann aus dem Bahnhofsgebäude raus sind, war sie schon aufgebaut, die Demonstration.
Überall waren die Plakate, die ich schon kannte, mit Pfotenabdrücken drauf. Es gab viele Bilder von Hunden, auch Fotos, auf denen die Hunde sehr traurig, krank und verletzt aussahen.
Und es waren Menschen dort, viele hatten auch Hunde mit. Alles war bunt und freundlich, niemand hat hier verlangt, dass ich einen Maulkorb aufziehen soll.
Ein Hund war da, sie heißt Mona und ich kenn die schon von anderen Demo´s.
Mona sieht eigentlich gar nicht so viel anders aus als ich, aber die muss so´n Maulkorb tragen. In einer Stadt kurz vor Hamburg haben wir sie schon mit ihrem Frauchen auf dem Bahnsteig geroffen, weil wir dort umsteigen mussten. Da war Mona noch nackig, ohne dieses blöde Gestell. Und ich fand sie da viel hübscher, auch habe ich sie besser verstanden.
Mona ist total nett. Sie hat mir dann in Hamburg erzählt, dass sie hier in dieser Stadt eben immer mit dem blöden Ding laufen muss, weil das Vorschrift ist.
Ja, genau, Vorschrift, das hatte ich doch heute auch schon oft gehört.
Ich habe ihr erzählt, wie Frauchen den Mann in der Bahn ausgetrickst hat, und Mona wollte ihrem Frauchen das auch mal erzählen. Sie glaubt aber, dass das nix wird, weil das mit anderen Sachen zu tun hat und die Männer und Frauen, die das hier in Hamburg bestimmt haben, nicht die gleichen wie die mit den blauen Uniformen sind.
Schade, das tat mit echt leid für die Mona.
Es waren wieder die roten Kerzen im Glas aufgebaut, ich glaube, die stehen in Gedenken an die gestorbenen Hunde in Rumänien.
Die werden dort sehr schlecht behandelt, ich habe Schilder gesehen, da stand z.B. neben einem Foto von einem Schäferhund "vergiftet im November 2013". Und es waren ganz viele Fotos dort.
Daran zu denken, dass diese Hunde alle nicht mehr leben, hat mich schon sehr traurig gemacht.
Eine Frau, die ich schon von den vorherigen Veranstaltungen kannte, Marina heißt die, hat wie immer eine Rede gehalten.
Sie hat erzählt von der Situation in Rumänien und was das für die Hunde bedeutet. Da ist kein Hund mehr sicher inzwischen, es laufen überall Hundefänger rum, die man dafür bezahlt, dass sie die einfangen.
Und sie fangen in erster Linie die netten und freundlichen und zutraulichen Hunde ein, also solche wie mich und Dich, Martha.
Das hat ein Mann da erzählt, den ich auch schon kannte. Das sind Hunde, die haben kein Zuhause, die leben auf der Straße und sind eigentlich auch ganz zufrieden da gewesen all die Jahre. Die haben sich gut mit den Menschen, die dort wohnten, verstanden, haben manchmal mit den Kindern auf dem Heimweg von der Schule gespielt und waren immer da.
Die gehörten einfach dazu, so wie die Katze unserer Nachbarn und der Dackel von gegenüber bei uns in der Straße auch wohnt, so haben die in ihrem Viertel gelebt.Und seit es seit dem letzten September alles anders geworden ist, werden sie gejagt, verfolgt und getötet.
Den Kindern werden schlimme Geschichten über die Hunde erzählt und jetzt haben sie plötzlich Angst vor ihnen und bewerfen sie mit Steinen.
Es gibt auch Menschen dort, die sie beschützen wollen, aber es sind zu wenige und sie schaffen es nicht alleine, zu mächtig sind die Hundefänger. Diese Menschen müssen jeden Tag erleben, wie Hunde in ihrer Stadt gefangen und brutal getötet werden, es gibt sogar Leute, die sie absichtlich mit dem Auto überfahren oder anzünden.
Ich kann mir das nicht vorstellen, Martha, es hört sich einfach so schrecklich an.
Du weißt ja, dass ich auch eine lange Zeit in einem Tierheim in einem Nachbarland von Rumänien gelebt habe.
Da war es auch nicht schön und ich habe die heißen Sommer gehasst, in denen ich keinen Schattenplatz hatte, genauso wie die kalten Winter, wenn ich keine der begrenzten und begehrten Hütten für mich erobern konnte, weil ich nicht zu den größten Hunden dort gehört habe. Aber ich habe nie um mein Leben gefürchtet, ich war oft einsam und traurig, aber ich hatte nie Todesangst.
Und als ein Mann dort einen Text verlesen hat, den jemand geschrieben hat, der in so einem Heim in Rumänien war, Shelter nennen die das, wurde mir klar, wie lieb ich mein Frauchen habe und wie glücklich ich sein kann, dass ich nun hier bin. Dass ich nicht im falschen Land geboren bin und nun ein geliebter Hund sein kann.
Ich wollte Frauchen eigentlich noch fragen, warum es Shelter heißt, was ja eigentlich Schutz bedeutet, wenn sie die Hunde dort zum Töten hinbringen. Aber während der Mann den Text vortrug, kam er sehr oft ins Stocken und konnte kaum weiter reden, so traurig und furchtbar waren die Worte, die dort standen.
So entsetzlich war das, was wir gehört haben, dass ganz viele Menschen geweint haben, Frauchen auch.
Später trugen zwei Frauen einen kleinen Sarg herbei, eine kleine,schwarzer Kiste, grade groß genug für einen Hund. Sie haben auch geweint und dann haben viele Leute Rosen darauf gelegt, wie bei einer Beerdigung.
Der Sarg war symbolisch für die vielen unschuldigen Hunde, die nicht wussten, warum das mit ihnen geschah, die nichts dafür konnten, dass man sie plötzlich hasste, die einfach nur friedlich mit den Menschen leben wollten, so wie früher.
Martha, ich stelle mir das so furchtbar vor, die wissen nicht, wohin sie sollen, sie werden eingefangen und bluten da oft schon ganz entsetzlich und schreien, weil ihnen die Schlinge, mit der sie gepackt und fortgerissen werden, so entsetzlich weh tut.
Genau so, wie die Schläge und die Schreie der blöden Männer. Sie kommen verletzt in diese Shelter und niemand kümmert sich, sie haben da nichts zu fressen und fast nichts zu trinken, niemand, der ihre Zwinger sauber macht. Sie liegen neben toten oder schwer verletzten Freunden und haben solche Angst, dass sie sich kaum bewegen können und nicht wissen, wohin sie ihren Blick richten können.
Und weißt Du, Martha, was mich am meisten aufgerührt hat: Ich habe da viele Hunde getroffen, die dabei waren, die gesagt haben, dass das wahr ist, was die Menschen erzählen. Die haben nicht viel gesagt, zu schlimm war das bestimmt für die, wieder daran zu denken, aber wenn ich in ihre Augen gesehen habe, als darüber gesprochen wurde, konnte ich den Schmerz und die Erinnerung an die Angst richtig spüren.
Einer war dabei, der sah aus wie ein Schäfi.
Der ist in der letzten Sekunde aus so einem Höllenort herausgekommen. Man sieht es noch ein bisschen an ihm, das er nicht ganz gesund ist, er hat nur noch ein Auge, aber er lebt! Und seine Freunde und Verwandten, all die vielen Hunde in diesem Shelter, sind nun alle tot. Und er ist in Sicherheit!
Ich habe mich gefreut für ihn und zwischendurch habe ich ihn immer wieder beobachtet und war erstaunt, wie vertraut er immer noch mit den Menschen war.
Als dann ein Lied gespielt wurde und zwei Frauen gesungen haben, habe ich es gespürt. Es war ein kleines Gefühl, das immer größer wurde, je länger ich mir die Hunde dort angesehen habe, besonders die, die der Hölle entkommen waren, nicht nur der rumänischen.
Es war etwas, das alle verbunden hat, die hier waren, auch wenn die ganz unterschiedlich waren. Es waren junge und alte Menschen da, Männer und Frauen und Kinder, blonde und dunkelhaarige, große und kleine, welche, die Musik mochten, einige, die Kultur und Politik spannend fanden, andere, die lieber für sich waren und mehr leise gewirkt haben und dann die, die es laut gesagt haben.
Aber alle, wirklich alle, Martha, waren da, weil sie einer Meinung waren: "Wir kümmern uns, wir lassen die Hunde dort nicht im Stich und wir werden laut und lauter- Yes, we care"
OK., das habe ich selber nicht herausgefunden, dass so die Veranstaltung hieß, aber ich habe gehört, wie Frauchen später am Telefon davon berichtet hat. Und ich wusste genau, welches Gefühl sie damit meinte.
Es war aber nicht nur traurig, ich habe ja auch Bilder gemacht und da kannst Du sehen, wie friedlich und freundschaftlich es zwischen uns allen lief.
Irgendwie haben wir es alle gespürt, wir waren hier für etwas ganz Wichtiges, wenn das doch nur viel, viel mehr Menschen begreifen würden.
Ich bin jetzt ja wieder zu Hause und habe heute auch einen ganz schön entspannten Tag gehabt. Ich war auch wieder fröhlich und habe mit den anderen gespielt und mit den Katzen gekuschelt, wenn ich grad kein Magengrimmen hatte.
Trotzdem werde ich das nicht mehr vergessen und ich werde versuchen, ein bisschen mitzuhelfen, dass das Grauen aufhört und den Tieren, allen Tieren, Martha, mehr Respekt entgegengebracht wird und mehr Liebe. Das ist ganz wichtig, Liebe und Freundlichkeit und Respekt. Durch diese drei Sachen sind auch wir da, wo wir jetzt sind, Martha. Das dürfen wir nie vergessen!
Und abschließend, Martha, möchte ich Dir noch mal ganz persönliche Gedanken übermitteln.
Nachdem ich mich dort vor Ort umgeschaut habe, musste ich feststellen, dass es da noch viiieeeel ältere, gebrechlichere und kränkere Hunde gab als Dich. Ich habe extra für Dich ein Bild von Herrn von Weidefeld gemacht, der ist steinalt, 17! glaube ich mindestens. Hat sein Herrchen erzählt.
Und sogar der schafft es dahin, ohne Trage!
Mich beschleicht also der leise Verdacht, dass es ein wenig Bequemlichkeit deinerseits ist, dass ich das nun alles erledigen muss. Kannst ja mal das Bild von dem alten Opi ansehen und schauen, ob ich vielleicht ein bisschen Recht habe - nur so am Rande, damit es mal gesagt ist.
Frauchen sagt immer, man soll mit nix hinterm Berg halten...
So, und nun gehe ich schlafen, ich werde jetzt jeden Abend einen letzten Gedanken an all die schicken, die über die Regenbogenbrücke gegangen sind, es sind so viele, vielleicht hilfst Du mir dabei ab jetzt!
Gute Nacht Martha,
Deine Beksi
Liebe Beksi,
vielen Dank für deinen Bericht. Ich konnte kaum atmen, bis zu der Stelle, wo du mir unterstellst, dass ich mich vor der Arbeit drücke! Da bekam ich wieder gut Luft!
Aber du hast natürlich mit allem Recht, was du schreibst. Wir haben es gut getroffen und natürlich werde auch ich mich einsetzen für das Leben der Tiere, die noch in Gefahr sind.
Wie furchtbar das alles ist... Ich muss das noch mal lesen, auch wenn ich dann vielleicht gar nicht mehr schlafen kann.
Nochmal Danke Beksi!
17. Mai 2014
Hallo Ihr,
ich mal wieder - eure Martha!
Es tut mir leid, dass ich erst jetzt schreiben kann, aber ich wurde schon wieder von A nach B geschleppt und es ist so viel passiert, dass ich gar nicht zum Schreiben gekommen bin.
Also letzte Woche waren alle hier schon ganz nestwild, wegen so einer neuen Aktion, die da gestartet werden soll. Es wurden viele Fotos geschossen und eine neue Gruppe bei Facebook gegründet, extra für diese Aktion. Naja, was geht mich das an, so genau hab ich nicht zugehört, aber dann, dann war ich plötzlich mittendrin.
Wir sind gemeinsam losgefahren, an eine mir völlig fremde Stelle. Das hat vielleicht klasse gerochen! Schafe und Rinder liefen nebenan. Ich hab Vollgas gegeben, weil ich da unbedingt hin wollte, aber, nix zu machen. Jana und ihre Mutter waren immer schneller! Immer! Furchtbar.
Jedenfalls sollten wir uns dann in Position setzen für ein Bild. Eine rostige, übel riechende, schwere Kette musste auch noch ins Bild.
Ich hatte überhaupt keine Lust dazu! Überhaupt keine!
Das hab ich ja gar nicht eingesehen. Erstens war es viel zu kalt für solche Spielchen und zweitens waren diese Gerüche ständig in meiner Nase.
Das Ergebnis war niederschmetternd für mich. Meine beharrlichen Weigerungen führten dazu, dass ich auf den Arm musste. Toll, sage ich euch!
Jedenfalls war das alles nicht so einfach, Leute. Und alles für den Tierschutz. Ja sicher, ich sollte mich oftmals nicht so wehren und ich sehe es ja auch ein. Nicht alle haben es so gut wie ich zur Zeit, aber trotzdem. Man, so was hab ich noch nie in der Nase gehabt, das hätte ich gerne ausgenutzt. Und diese Schafködel überall... Mir läuft noch das Wasser im Mund zusammen.
Aber ich darf ja nicht. Wegen der Bauchschmerzen, die gerade mal besser geworden sind.
Zuhause angekommen waren wir völlig platt. Also Maya und ich. Wir haben uns erstmal hingehauen. So ein Stress schon wieder.
Nun jedenfalls habe ich alles gegeben, damit diese Ketten-Aktion ein Erfolg wird. Ich bin durch damit. Wie genau das alles funktioniert, hab ich vergessen. Also, ich weiß noch, dass alle tierlieben Menschen, die mitmachen wollen, ein Foto senden sollen, damit daraus ein Film gedreht werden kann.
Film? Wow! Komm ich dann ins Fernsehen?
Wie auch immer, es werden also Bilder gesammelt, damit es anderen Tieren schnell besser gehen kann.
Besser gehen, das Stichwort! Ich kam nicht eher zum schreiben, weil heute schon wieder was los ist. Ob diese Menschen hier nicht schlafen können? Die sind immer unterwegs. Also für mich ist das nichts mehr. Schon wieder schweife ich ab... das Alter, das Alter...
Heute finden viele Demos gegen die Tötungen in Rumänien statt. Ich habe gehört, wie sie hier darüber gesprochen haben. Gute Sache, finde ich! Das muss man unterstützen, unbedingt unterstützen. Deshalb hab ich mir einen Korrespondenten angelacht... hehe... das hab ich ganz alleine geschafft!
Ich habe mit Beksi beim letzten Treffen darüber gesprochen -heimlich natürlich, und sie wusste sofort Bescheid, denn sie fährt mit Kristina nach Hamburg!
Und ich - schlau wie ich bin - habe ihr gleich gesagt, dass sie mein Auge und Ohr sein muss auf diesen weiten Reisen. Dann habe ich sie zum "Auslandskorrespondenten" ernannt. Das spornte sie an! Und nun berichtet sie mir. Hab ich das nicht clever gemacht?
Deshalb sitz ich hier noch, kann kaum noch die Augen aufhalten, so müde bin ich. Das Wetter, warm, anstrengend. Aber ich versuche, wach zu bleiben, bis ich was von unserem Auslandskorrespondenten höre.
Jedenfalls habe ich mir das vorgenommen!
Gaaaanz fest...... gäääääääääääääähn..... vorgenommen.....
13. Mai 2014
Hallo Leute,
nur kurz: bin unpässlich!
Meine letzte Nacht war total beschissen. Dreimal wurde ich gewaschen und sauber gemacht. Wie soll man da schlafen? Und dann immer diese Bauchschmerzen. Den ganzen Tag geht das heute so. Ätzend!
Wisst ihr, was noch richtig ätzend ist? Das Wetter!
Deshalb mach ich heute überhaupt nichts mehr und bleib einfach liegen.
Auf bald!
11.Mai 2014
Gääääääääääähn.......
Hallo Leute,
ich bin gerade durch mit meinem Mittagsschlaf. Man war ich kaputt! Am Wochenende war so viel los.
Freitag Nachmittag sind wir los gefahren, übers Wochenende in die Lüneburger Heide. So war der Plan. Wir hatten diese scheußlichen Gipsmumien an Bord. Die haben die ganze Zeit gestunken, weil die noch nicht ganz trocken waren. Aber wenigsten haben die nicht direkt neben mit gestanden!
Also wir los. Strömender Regen und wir fahren ins Wochenende. Ich war vielleicht begeistert. Nämlich gar nicht - aber half nix.
Der Regen ließ überhaupt nicht nach und die Autobahn war voll bis am vollsten. Unterwegs sagte das Radio immer was von Stau hier und da und dann vor dem Tunnel... erst 10 km Stau, dann 15 km, 20 km...
Aber wir mussten ja noch die Gipsdinger wegbringen zu Sabine und Holger.
Als wir da ankamen, regnete es immer noch entsetzlich. Na ja und dann, dann sind wir ausgestiegen und in den Garten gegangen. Und plötzlich... Hunde.
Die Hunde von Holger und Sabine... Oh meine Güte!
Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst riechen sollte oder wer zuerst an mir gerochen hat. Das war vielleicht was.
Aber alle friedlich und dann lief da noch einer rum, ein Schwarzer, der hatte eine Tüte um den Hals und war trotzdem frech..
Sehr jugendlicher Flitzer. Er hat gleich aufgefordert zu spielen. Das musste Maya machen. Ich jedenfalls nicht! Ich war beschäftigt mit dem Checken des Umfeld.
Sogar im Haus war es mit allen friedlich und freundlich. Toll. Aber irgendwie war mir das auch zuviel. Ich bin dann auf Jana´s Schoß geflüchtet.
Da der Stau noch andauerte, haben wir da echt Zeit vertrödelt und ich hatte den Eindruck, dass die Menschen um mich rum es sehr nett hatten.
Erst als es begann zu dämmern, sind wir weiter gefahren.
Hamburger Hafen bei Nacht - das ist schon beeindruckend mit den ganzen Lichtern. Kurz nach Hamburg konnte ich aber nicht mehr, da sind mir die Augen zugefallen. Das war wohl doch eine große Aufregung mit den fremden Hunden.
Ich bin eben nicht mehr die Jüngste...
Erst mitten in der Nacht waren wir dann am Ziel: die Lüneburger Heide- im strömenden Regen! Na Bravo!
Da konnte man nicht eine trockene Pfote vor die andere setzen und es war kalt und ungemütlich. Nach einer viel zu kurzen Nacht ging dann der Stress weiter. Nicht nur mit den fremden Hunden musste ich am Wochenende klar kommen, nein - es waren auch lauter fremde Menschen da. Und das auch noch in allen Größen!
Aber ich wäre nicht Martha, wenn ich es nicht geschafft hätte, ALLE um die kleine Pfote zu wickeln. Tja, so macht man das. Everybody´s Darling - das ist nun mein Zweitname...
Heute sind wir dann endlich wieder Zuhause aus dem Auto gestiegen. Ich musste erstmal schlafen, schlafen, schlafen. So kaputt war ich.
Hoffentlich machen wir nicht jedes Wochenende einen Ausflug in die verregnete Lüneburger Heide. Da bleib ich lieber im Regen in Nordfriesland! In meinem eigenen Körbchen!
Schönen Sonntag Euch!
8. Mai 2014
Pssssssssst...
Ich bin ja eigentlich noch gar nicht wieder dran mit meinem Schreiben hier, aber- heute war der Hammer! Das glaubt mir kein Mensch und wenn ich es meinen Hundekumpels erzähle, erst recht nicht!
Der Tag fing ganz beschaulich an. Nordfriesland im Regen. Na ja, da bewegt man sich nicht und zieht lieber nochmal die Decke über den Kopf. So war es auch heute Morgen. Kalt, grau, verregnet und die Laune auf den Tag eher mäßig.
Als es im Haus losging mit irgendwelchen Aktivitäten, habe ich nicht einmal hingesehen. Wozu auch, es regnet! Aber irgendwann habe ich dann doch mal ein Auge riskiert, weil es irre laut geknallt hat und war schockiert! Hallo, was wird das denn, dachte ich... Alles vollgeschmiert und weiß. Alle waren weiß.
Nur ich noch nicht.
Bastelstunde! Mit Gips. Hurra!
Der Knall war ein Luftballon, der geplatzt war und mich aufgeschreckt hat. Und nun musste ich das ganze Drama mit ansehen!
IHR HABT KEINE VORSTELLUNG DAVON, WIE ES HIER AUSSAH!!
Jedenfalls wurde hier gematscht, geformt, aufgeblasen. Alle hatten Gipslippen und waren weiß im Gesicht! So ein Schweinkram sage ich euch!
Als ich unter dem Tisch an dem Dreck schnupperte, hab ich mich fast verschluckt! So ein feiner Scheiß war das. Nee, nix für Martha, sage ich euch! Also machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Korb und dann? Dann passierte es.
Also, nicht dass ich voller weißem Gips war, nein, sie sprachen darüber, wie man das mit dem Formen am besten hin bekommt und wie man einen Gipsabdruck am geschicktesten macht. Sie heißen jetzt nur noch SIE!
Für mich sind sie gestorben.
Gipsabdruck! Von mir oder was?
Oh, dieses Zeug stinkt ja so entsetzlich und dann an meinem Körper? Niemals!
Meine Gedanken gerieten richtig in Rage vor Wut.
Vielleicht wollten sie mich ja für die Ewigkeit konservieren?
Natürlich will das niemand, aber meine Angst, dass ich das Opfer von diesen !!PERSONEN!! werde, war da!
Als ich dann endlich merkte, dass sie gar nicht mich im Visier hatten, war mein Tag schon nicht mehr zu retten. Regen, Kälte, Gips und Verrückte!
Das war einfach zu viel auf einmal.
Wie dämlich sie glotzt!
(Foto als Beweis hinzugefügt)
Ich sag ja, hier passiert ständig etwas - furchtbar.
In meinem Alter... Hoffentlich war euer Tag mit weniger Aufregung verbunden und ohne GIPS!
6. Mai 2014
Und nun sitz ich hier und muss mich erstmal mit meiner neuen Aufgabe vertraut machen. Was schreibt Martha denn wohl so?
Ich fang mal damit an, was ich alles so erlebe. Vielleicht wird das ja gewünscht und sogar abgedruckt!
Meine Lieblingsbeschäftigung ist der Misthaufen. Da gibt es Pferdeäpfel! Unfassbar lecker. Aber ständig hat Jana ein Auge auf mich und sagt immer: "Martha - Schluss jetzt!" Dann tue ich so, als wenn meine plötzliche Alterstaubheit ausgebrochen ist und ich drehe mich weg, um noch tauber zu werden. Aber dieser Trick zieht oft nicht, ich muss dann leider ablassen und suche den Boden auf dem Hof ab, um doch noch was zu ergattern, das sie nicht sieht... hach ja...
Eine weitere Leidenschaft von mir ist Gassigehen. Das machen wir hier regelmäßig und ausgiebig, mehrmals am Tag. Also Jana geht Gassi, ich lasse mich natürlich tragen oder fahren. Da kenn' ich nix. Gar nix. Ich weigere mich gleich, sofort los zu laufen. Erst auf dem Heimweg, wenn alle anderen schon kaputt sind, dann lauf ich ein Stückchen. STÜCKCHEN! Bloß nichts übertreiben.
Falls jetzt jemand denkt, ich sei eine faule Socke - nein, nein. Ich bin leider etwas eingeschränkt. Meine Beine gehorchen mir nicht mehr so. Und ich soll Muskulatur aufbauen.
Also Jana hat bereits Muskulatur aufgebaut, soweit ich das beurteilen kann. Oberarme, Schultergürtel, Bauchmuskulatur. Das ist doch schon mal ein Teilerfolg, oder?
Seit ich hier wohne haben sich viele liebe Menschen um mein Wohlergehen Sorgen gemacht und ich habe sogar Post bekommen! Echte Post! Briefe, Fotos und auch ein Paket. Das ist wirklich toll und ich kann mich gar nicht oft genug dafür bedanken.
Wie ich ja schon sagte, ist hier immer was los. Ich höre von anderen Hunden, die noch Hilfe brauchen und die es nicht so gut erwischt haben wie ich.
Gerade heute habe ich ein Gespräch über Anthony belauscht. Das war wenig lustig und hat mich sehr traurig gemacht. Anthony lebt zur Zeit bei Anja und musste heute wieder zum Tierarzt. Er ist wohl noch sehr krank und auch sehr, sehr mager. Irgendwie hat er gezuckt, hörte ich, klang nach Epilepsie und mit seiner Kniescheibe hinten stimmt etwas nicht.
Ich ahne, wie furchtbar er sich fühlen muss. Doch ganz sicher wird es nun bald besser, nachdem der Tierarzt ihn behandelt hat, und wenn sich vielleicht wieder Menschen finden, die ihm Post schicken, hilft ihm das hoffentlich genauso wie mir!
Jedenfalls war das das Neuste des Tages und den ganzen Tag musste ich an ihn denken. Ich konnte nicht einschlafen, deshalb dachte ich, ich schreib noch einmal etwas, das beruhigt vielleicht und hilft mir, zur Ruhe zu kommen.
Nun noch mal überlegen, war heute noch etwas?
Also, ich glaube ich bin jetzt zu müde zum nachdenken. Ich roll mich mal in meinen Korb und schlafe hoffentlich die Nacht durch. Ohne Albträume. Und morgen höre ich dann hoffentlich von Anthony, wie es ihm geht. Schrecklich, alles.
Gute Nacht!