Aktuelle Meldung
Auch das ist Ungarn
Unsere News, die wir aus Ungarn bekommen, sind meistens immer wieder die Gleichen: Das Tierheim und die Kollegen vor Ort werden benachrichtigt, weil Menschen ihrer Fürsorge nicht nachgekommen sind, weggesehen und nicht geholfen haben. Der Rahmen ist immer wieder der Gleiche, niemand kümmert sich, außer einer Handvoll tierlieber Menschen.
Es entsteht dann schnell der Eindruck, dass ein ganzes Land schlecht mit den Tieren, in diesem Fall Hunden, umgeht, dass kein Bewusstsein für sie vorhanden ist und es allen nahezu egal ist, ob ein Vierbeiner verletzt und hilflos irgendwo herumirrt.
Natürlich entspricht das nicht der Realität. Der Umgang mit den Hunden ist in Ungarn großenteils sicherlich ein anderer, als hier bei uns. Trotzdem entwickelt sich auch dort immer mehr ein Bewusstsein, wird die Sichtweise eine andere.
Daher möchten wir heute einmal von Hedi und Lizzy erzählen, die wir bei unserer letzten Tour kennengelernt haben.
Lizzy ist eine Staffordshire Hündin, die seit einiger Zeit im Tierheim lebt.
Wir trafen sie im Auslauf mit ihrer Patin Hedi und das ist ihre Geschichte:
Hedi lebt auch in Tatabanya, hat selber mehrere Hunde. Eines Tages wurde sie auf Lizzy aufmerksam, die zu dieser Zeit noch mit mehreren anderen Hunden auf einem Fabrikgelände an der Kette lebte, mehr oder weniger zur Bewachung. Es wurde sich wenig bis gar nicht gekümmert, und Lizzy hatte es am schlimmsten getroffen. Ihre Welt war der Radius einer eineinhalb Meter langen Kette, an der sie hing, egal ob es im Sommer heiß war und sie ohne ausreichenden Schutz in der sengenden Hitze verbrachte oder im Winter die Kälte sie Jahr für Jahr fast erfrieren ließ und ihr mit ihrem kurzen Fell ohne Unterwolle erbarmungslos zusetzte. Nicht genug damit, war Lizzy auch immer wieder Spielball für die anderen Hunde dort, die ab und zu mal Freigang genossen und Lizzy dann mobbten und ärgerten, denn sie konnte sich nicht wehren, sie konnte nicht weg, war an der Kette gefangen. So wurde sie auch des Öfteren gedeckt und gebar Welpen. Wie oft das passiert ist, wissen wir nicht, auch nicht, was mit ihren Jungen passiert ist.
Hedi sah Lizzy, als sie wieder einmal hoch trächtig war und sich aufgrund ihrer degenerierten Muskulatur und ihres dicken Welpenbauches kaum noch auf den Beinen halten konnte. Und Hedi sah nicht weg, Hedi handelte. Sie konsultierte die Polizei und einen Tierarzt, der einen Notkaiserschnitt machte. Alle Welpen waren bereits tot, aber Lizzy überlebte. Und Hedi nahm sie mit zu sich. Lizzy war überglücklich, dass sie endlich einmal frei laufen konnte, dass ihre Welt noch einmal so groß geworden war. Leider funktionierte das Zusammenleben mit Hedis anderen Hunden nicht, denn Lizzy hatte es nie gelernt, dass andere Hunde auch freundlich sein konnten. Sie hatte Zeit ihres Lebens unter ihren Artgenossen gelitten und zeigte jetzt ganz deutlich, dass sie Menschen immer noch liebte, aber auf andere Hunde gut verzichten konnte. Und Hedi musste handeln. So fragte sie Eva, unsere Tierheimleiterin, ob sie Lizzy aufnehmen könne. Obwohl Eva eigentlich mehr als voll war, rührte sie Lizzys Geschichte und sie nahm sie auf. Es ist für Lizzy besser als ihr altes Leben, aber irgendwie ist es weiter ein Gefangensein, ein Leben hinter Gittern. Um ihr das so angenehm wie möglich zu machen, kommt Hedi einmal in der Woche, immer Freitags, weil sie dann früher Feierabend hat, und kümmert sich um Lizzy. Hedi kocht am Abend vorher für mehrere Tage für ihren Schützling, bringt die Ration dann am Freitag mit und verbringt einige Zeit mit Lizzy im Auslauf. Sicherlich die glücklichsten Stunden der Woche für die gepeinigte Hündin. Es war schön, die beiden miteinander zu sehen, zu beobachten, wie Lizzys Augen leuchteten. Auch wenn sei dann umso trauriger war, als sie wieder in ihren Zwinger zurück musste.
Schicksale, wie das von Lizzy, gibt es in Ungarn, wie überall auf der Welt. Und genauso gibt es Menschen, wie Hedi, die nicht wegsehen, die Verantwortung übernehmen, die Mitgefühl zeigen, überall auf der Welt und auch in Ungarn.
Das gibt Hoffnung und bestärkt auch uns, weiterzumachen und die zu unterstützen, die das Herz am rechten Fleck haben. Wie Hedi aus Ungarn.