Aktuelle Meldung
Advent, Advent, der Erste
Es ist wieder soweit! Die erste Kerze kann entzündet werden und wir läuten die gemütliche Zeit ein.
Wir möchten es uns kuschelig machen und die ruhigen Momente genießen, vielleicht mit einem Bescher Kaffee oder Tee in der Hand . Und mit der ersten unserer vier Adventsgeschichten!
"Ich möchte heute von Alli erzählen und von Jutta. Zwei, die man auf unserer Homepage nicht findet. Zwei, die auch weder in Ungarn noch in Rumänien zu Hause sind, sondern mitten in Deutschland.
Alli wurde an einem Sonntag geboren und in den ersten Tagen war ihr Leben eigentlich ziemlich gut. Es war warm, Mama war da und trinken konnte sie auch wunderbar, musste sich mit ihren Geschwistern auch nicht um den besten Platz an Mamas Milchbar streiten.
Alli hatte ihre Geschwister um sich herum und war zufrieden. Doch schon nach kurzer Zeit wurde der Lärm um sie herum immer schlimmer und sie wurde mehr und mehr von ihren größeren und kräftigeren Geschwistern gemobbt, aus Langeweile begannen sie sich gegenseitig zu attackieren. Allis Mama war schwach und konnte sich nicht wirklich so um ihre Babys kümmern, wie sie es gern gewollt hätte und wie es normal gewesen wäre. Einige von Allis Geschwistern, die noch kleiner als sie waren, schafften es nicht. Ihre leblosen kleinen Körper lagen verstreut in dem Verschlag, in dem es auch ansonsten nicht nur eng sondern auch gar nicht kuschelig war. Es gab kein Stroh oder anderes Material, worin man sich hätte einkuscheln können. Manchmal kamen Menschen vorbei, nahmen sie unsanft hoch und unterzogen sie schmerzhaften Dingen, die Allie nicht verstand. Um Mama kümmerte sich niemand.
Jutta wurde nicht an einem Sonntag geboren und hatte von Anfang an noch weniger Glück als Alli. Es waren zwar nicht so viele Leidensgenossen dort, wo sie sich befand, aber vom ersten Tag ihres Lebens konnte sie über nichts Schönes berichten. Ihre Mama wollte sich gern kümmern, genau wie bei Alli und es gab hier und dort auch ein wenig Stroh und Heu, aber alles war schmutzig, feucht, schimmelig und mit Kot und Urin bedeckt. Ihre Lungen taten weh von dem beißenden Gestank um sie herum und auch die Schwächsten unter ihren Brüdern und Schwestern schafften es nicht. Bei Jutta kam immer der gleiche Mann in ihren Verschlag, wenn er sie beachtete, dann war das nie gut, man musste sich vorsehen, sonst bekam man Tritte und Schläge ab so wie Mama, die sich immer schützend vor ihre Kinder stellte. Und es war ständig dunkel und kalt.
Alli wurde eines Tages sehr krank, was die Menschen, die hin und wieder nach ihnen sahen nicht weiter kümmerte. Aber eines Tages wurden sie von zwei anderen Menschen besucht, die mit den ihr belkannten Menschen sprachen. Sie kamen zu Alli, nahmen sie hoch und schauten sie traurig an. Alli wurde in eine Transportbox gesteckt in der frisches Stroh war. Alli konnte ihr Glück kaum fassen. Einerseits war sie froh, dass man so gut mit ihr umging, andererseits schaute sie unsicher und ängstlich zu ihren Geschwistern, ihre Mama hatte sie schon länger nicht mehr gesehen. Auch die netten Menschen sahen traurig aus, als sie einen letzten Blick auf Allis Geschwister warfen, gingen dann aber zügig mit ihr hinaus.
Zu Jutta kamen eines Tages auch ein anderer Mensch. Der sagte aber nicht viel, er stand dort in ihrem schmutzigen, dunklen Verschlag und weinte. Und plötzlich wurde Jutta immer wieder von einem Blitz geblendet, so dass sie schreckliche Angst bekam und sich versteckte. Einige Tage später wurde es hektisch und laut außerhalb von Juttas Verschlag. Die Türen öffneten sich und viele unterschiedliche Menschen, Männer und Frauen, traten ein. Einige sahen sehr traurig aus, als sie Jutta und ihre Geschwister ansahen, denn auch bei Jutta war ihre Mama bereits nicht mehr da. Anders als bei Alli wusste Jutta aber, dass ihre Mama nicht zurückkommen würde, denn die lag schon Tage ganz regungslos in einer Ecke und Jutta wusste, dass sie nicht schlief.
Einige der Menschen machten wichtige Gesichter und notierten sich Dinge, auch das Blitzding ging wieder los. Jutta hatte fürchterliche Angst, denn der bekannte schlimme Mensch schrie fürchterlich herum und war sehr wütend und aufgebracht. Aber einer der Besuchermenschen brachte ihn raus, so dass man sein Geschrei nur noch gedämpft hören konnte. Juttas Geschwister wurden nach und nach weggetragen, bis Jutta dann an der Reihe war. Sie wurde in eine Box gesetzt, in der, wie bei Alli, weiches Stroh war. Als sie in der Box nach draussen getragen wurde, musste sie ihre Augen ganz schnell zukneifen, denn es war so hell. Aber als sie in ein großes Auto verladen wurde, ging es immer besser mit dem Sehen. Auch Jutta hatte Angst, denn so schrecklich ihr Leben auch war, es war zumindest bekannt und gewohnt.
Beide, Alli und Jutta sind inzwischen in Sicherheit und leben ein Leben, wie es sein sollte, sie werden versorgt, sie werden gesehen und sie werden vor allem mit Respekt und Freundlichkeit behandelt. Sie sind nun Teil einer Familie, auch wenn es nicht ihre Ursprungsfamilie ist.
Das alles ist so oder so ähnlich passiert, nicht in Ungarn, auch nicht in Rumänien, sondern mitten in Deutschland. Und es passiert jeden Tag.
Alli und Jutta sind zwei Schweine.
Vielleicht gibt die Adventszeit dem ein oder anderen Raum, einmal darüber nachzudenken, warum die Geschichte berührt, solange man davon ausgeht, dass es sich hier um Hunde handelt. Und man fast schon erleichtert ist, dass es nun doch "nur" Schweine sind.
Was ist der Unterschied? Beide fühlen, beide wollen leben.
Wir von kettenlos engagieren uns für Hunde, wir wollen aber auch über den Tellerrand schauen und die vielen anderen nicht vergessen.
Um einem Hund oder einer Katze zu helfen, muss ich aktiv werden, ich muss etwas tun. Entweder kann oder möchte ich einen Hund aufnehmen, ihm ein besseres Leben bieten oder ich unterstütze anderweitig, durch Sach -oder Geldspenden. Um einem Schwein, einer Kuh, einem Huhn zu helfen, muss ich nicht aktiv werden, ich muss einfach nur aufhören , etwas zu tun, aufhören, sie zu konsumieren, sie als Ware oder Produkt zu sehen. Wenn ich das denn auch möchte, wenn ich wirklich "tierlieb " bin, wenn mich solche Geschichten berühren.
Alli und Jutta leben übrigens heute auf Lebenshöfen und sind glückliche Schweine, leider sind sie damit Einzelschicksale. Noch."
Kristina Schnoor von kettenlos
Das Team von kettenlos wünscht Ihnen und euch einen besinnlichen ersten Advent!