Aktuelle Meldung
Frohe Ostern
Ostern bzw. die Tage rund um Ostern erzählen besser als jeder Blockbuster von Verrat, Leid und Schmerzen, aber auch von Hoffnung und Erlösung.
In diesem Zusammenhang kann man sicher viele Beispiele finden, die auf unser Leben übertragbar sind.
Verrat und das Zufügen von Leid sind wohl typische menschliche Wesenszüge, denn bei den nichtmenschlichen Tieren findet man das in dieser Form nicht.
Täglich fügen wir unseren Mitlebewesen unnötiges Leid zu, es ist gesellschaftlich etabliert und niemand stößt sich daran, weil wir es schon immer so gemacht haben.
Eigens zu diesem Zweck haben wir uns ausgedacht, Lebewesen in Kategorien einzuteilen, wir bezeichnen sie als wildlebende Tiere, als Nutztiere und als Haustiere.
Grundsätzlich sollte man meinen, wenn man als Hund geboren wird, ist man sicher, nicht in Kategorie eins oder zwei zu gehören, Hunde sind in unserer Kultur Kategorie drei: Haustiere.
Aber bewahrt sie es tatsächlich davor, nicht auch ein (Aus)Nutztier zu werden?
Solange sie ursprünglich leben, vermutlich nicht. Sobald der Mensch aber eingreift, geht das Elend los.
Es kann gut laufen oder eben auch nicht.
Und mit dem "oder eben auch nicht" haben wir täglich zu tun. Allerdings ist es mitnichten so, dass nur die Tierschutzhunde in die "oder eben auch nicht" Abteilung gehören.
Es ist traurig, dass in anderen Ländern ein Hundeleben nichts zählt, aber ist es bei uns denn so viel mehr wert?
Wenn man den Wert in harter Währung bemisst sicherlich. Nirgendwo sonst boomt der Haustiermarkt so sehr, wie in unseren Wohlstandsgesellschaften, wo Bademäntel, Sonnenbrillen und Co Hund von Welt schmücken.
Aber ist ein Hundeleben denn hier bei uns auch für den Hund lebenswert?
Nehmen wir sie wirklich mit ihren Bedürfnissen wahr, die sie naturgemäß haben? Behandeln wir den besten Freund auch wie einen?
Schaut man in die Tierheime bei uns, dann erschließt sich die Antwort schnell.
Hier sitzen kaum Hunde, die auf der Straße aufgelesen wurden. Hier sitzen Hunde, die bewusst angeschafft wurden, in den meisten Fällen mit der Absicht, ein Hundeleben mit ihnen zu teilen. Aber in den meisten Fällen auch mit einer egoistischen Motivation, in der Sehnsucht nach Begleitung, Freundschaft, Partner- oder Kindersatz. Oder einfach nur, weil sie so niedlich sind. Vielleicht auch aus Mitleid.
Aber weniger, weil man sich vorher mit ihren Bedürfnissen auseinandergesetzt hat, sich bewusst gemacht hat, ob man es leisten kann, dieses ganze Hundeleben lang.
Und dann beginnt der Leidensweg, eher psychisch als physisch und der Verrat. Wir haben Karfreitag in den Tierheimen. Jeden Tag. Leider endet der nicht zwei Tage später, manchmal endet er auch nie in diesem einen Hundeleben.
Wir stehen mit unserer Arbeit genau da und versuchen, die Hoffnung zu behalten, weil sie auch durchaus berechtigt ist. Auch, wenn man manchmal verzweifeln möchte aus unterschiedlichsten Gründen.
Was wünschen wir uns zu Ostern? Natürlich, dass die Hoffnung sich erfüllt für so viele wie möglich, egal, ob es unsere Hunde in unseren Tierheimen sind, oder andere.
Ich persönlich wünsche mir, dass Menschen ihren besten Freund als einen solchen behandeln, aber auch, dass Menschen sich, bevor sie sich entscheiden, ihr Leben mit einem Hund zu teilen, Gedanken machen. Nicht Gedanken darüber, wie toll es sich anfühlen mag, mit weichem Fell zu kuscheln, wie das Selbstbewusstsein aufpoliert wird mit einem kräftigen Begleiter an der Seite oder wie toll das Nachhausekommen in eine nicht mehr leere Wohnung ist. Oder weil einem der traurige Blick so ins Herz geht.
Eher Gedanken, wie es sich anfühlt, 20 Minuten nach dem Staubsaugen trotzdem wieder kiloweise Golden Retriever Haare an den Socken zu haben, wie bescheuert man aussieht, wenn einen der Rottweiler durch den Stadtpark zerrt und wie teuer es wird, wenn man für vierzehn Tage Malle all in fast genau so viel bezahlt, wie für Fiffis Platz in der Hundepension, wenn man überhaupt einen bekommt. Oder das Mitleid allein zu wenig ist.
Wenn Empathie das Mitleid ablöst, wenn Verklärung der Realität weicht, dann ist Hoffnung berechtigt, dann ist Ostern. Nicht nur für Hunde.
Schöne Feiertage wünscht das gesamte Team von kettenlos
Kristina Schnoor von kettenlos