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Ein Großer ist gegangen
"Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines, dies eine Blatt , man merkt es kaum, denn eines ist ja keines. Doch dieses Blatt allein, war Teil von unserem Leben, drum wird dies Blatt allein, uns immer wieder fehlen."
Rainer Maria Rilke
Zana ist nicht mehr da und ich bin traurig. Nicht die Art von Traurigkeit, in der man zusammenbricht und hemmungslos heult. Oder die einen den ganzen Tag an nichts anderes denken lässt. Eher eine Traurigkeit, die immer mal wieder vorbeikommt, die aufblitzt, wenn man plötzlich daran denken muss.
Zana war nicht mein Hund, in dem Sinne, dass er bei uns gelebt hat, ein Teil unserer Familie hier zu Hause war. Aber irgendwie doch auch, denn jedes Mal, wenn einer unserer Hunde gegangen ist und ein anderer niemals seinen aber immer den freien Platz einnehmen durfte, habe ich über Zana nachgedacht. Er war für mich ein Teil von Tatabanya, wenn ich an das Tierheim gedacht oder darüber erzählt habe, dann war immer auch Zana dabei. Wenn ich wieder im Tierheim war, dann habe ich auch immer Zana besucht, er war immer bei einem unserer Spaziergänge dabei.
Warum habe ich ihn dann nie dort herausgeholt? Ich weiß es selber nicht genau, irgendetwas hat mich immer davon abgehalten, ohne, dass ich es genau benennen kann. Zana war nicht everybodys Darling, er war groß, dunkel und unaufgeregt, er war nie einer, der gut gelaunt ans Gitter gestürmt kam. Er war einfach da. Und mit der Zeit wurde er grauer und grauer, die Jahre vergingen und die Zeit war nicht sein Freund.
Und nun ist er nicht mehr da. Er hat die letzten Jahre in einer Art Senioren WG mit seinem Kumpel Rexi gelebt, auch ein großer. alter Hund, der genau wie Zana immer übergangen wurde. Rexi starb vor einigen Monaten und wie es so oft bei alten Paaren der Fall ist, folgt der andere recht bald.
Warum ich das alles schreibe? Vermutlich auch, weil ich irgendwas für Zana tun möchte, einige werden jetzt sagen, dass ich das besser zu seinen Lebzeiten hätte tun sollen. Recht haben sie, aber ich kann es nicht ändern. Vielleicht habe ich das Gefühl, wenn ich ihm so ein kleines Denkmal setze, habe ich zumindest etwas für ihn getan. Und für alle anderen.
Um eine Lanze zu brechen für die Senioren, um mich selber und alle, die ein Herz für die Senioren haben, daran zu erinnern, wie viele es noch gibt, die alt sind und schon so viele Jahre warten. Und denen die Zeit der davonläuft, gerade jetzt vorm Winter.
Es muss nicht immer ein Jungspund sein, die Alten haben so viel zu bieten, sind oft gesetzter und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, wie ihre jungen Kollegen.
Und natürlich haben sie einen Rucksack dabei, aber egal, ob dieser Rucksack groß oder klein ist, wichtig ist, dass er an der richtigen Garderobe hängt .
Ich werde nie erfahren, ob unsere die richtige für Zana gewesen wäre und das macht mir das Herz schwer in den stillen Momenten, wenn ich an Tatabanya denken oder einem alten , dunklen Hund begegne, gerade jetzt im Herbst.
Für alle anderen dunklen, hellen, großen oder kleinen, zarten oder kräftigen, aufgeschlossenen, schüchternen oder abgeklärten Senioren, die noch darauf warten, dass sie jemand nach Hause holt, dessen Garderobe die richtige ist, ist es noch nicht zu spät, aber auch für sie läuft die Zeit- schneller, als bei ihren jungen Kollegen.
Oft begleiten die Alten uns nicht mehr lange, aber die Zeit, die man gemeinsam hat, ist trotzdem sehr wertvoll und meistens intensiver. Denn man kann dem Leben nicht mehr Tage schenken, diese dafür aber mit viel Leben füllen. Und wir haben auch immer wieder Menschen, die genau das tun, bewusst einen Oldie übernehmen, und dafür sind wir sehr dankbar.
Hier warten noch viele!
Zana, Rexi, Lefety, Lisa und alle, die gegangen sind, ohne gesehen zu werden, ihr ward sichtbar für uns und wir erinnern uns an euch!
Lasst es euch da oben besser gehen!
Kristina Schnoor von kettenlos