Aktuelle Meldung
4. Advent
Auch beim 4. Advent bin ich nicht pünktlich angekommen, aber besser spät als nie und die vier Kerzen brennen ja auch heute noch. Das zu spät Sein zieht sich bei mir durch die gesamte Adventszeit.
Manchmal ist das so, immer einen Schritt hinterher.
Auch bei der Tierschutzarbeit ist dieses Gefühl stets präsent, überwiegend hinterher, oft zu spät, meistens zu wenig und immer ohnmächtig der Masse an Leid gegenüber. Leider sind das die Emotionen, die schwer wiegen, die am Längsten im Gedächtnis bleiben und auf der Psyche liegen.
Gestern am späten Abend, nachdem die Aufregung und der Trubel des Heiligabends vorüber war, habe ich mich erinnert, dass ich noch ein kleines Rauhnachtsritual durchführen wollte, das ich interessant fand und schon einige Tage vorher vorbereitet hatte. Dort geht es kurzgefasst darum, 13 Wünsche für das kommende Jahr aufzuschreiben, diese Zettel dann einzeln zusammenzufalten und sie in ein Glas zu geben und in den nächsten 12 Nächten jeweils einen Zettel zu ziehen und diesen dann unaufgefaltet draussen zu verbrennen. Man gibt diesen Wunsch somit an das Universum ab und bittet dort um die Erfüllung. Den 13. Zettel darf man aufklappen und lesen, welcher Wunsch noch übrig ist. Um diesen einen muss man sich selber kümmern und alles dafür tun, dass er in Erfüllung geht. So stand ich nach Mitternacht- ich hatte bereits zwei Stunden auf dem Sofa geschlafen-draussen in unserem kalten, dunklen Garten, eine feuerfeste Schale in der einen Hand und ein Feuerzeug in der anderen und versuchte bei Wind und Regen diesen kleinen, dreimal gefalteten Zettel in Brand zu setzen. Schwierig, wenn man nicht ganz wach ist und die Bedingungen nicht die Besten sind. Aber es funktionierte nach einigen Anläufen und so stand ich dort mit meiner Schale und schaute zu, wie sich das weiße Papier langsam in graue Asche verwandelte. Ich fing an, den stillen Moment zu geniessen, die Magie dieser Nacht, in der der Legende nach die Tiere sprechen können.
Der Wunsch war verbrannt, an das Universum abgegeben und ich konnte wieder rein ins Warme. Und mein anfängliches Gefühl des Gehetztseins war plötzlich abgefallen.
Irgendwie ist es genau das, was wir alle in unserer Tierschutzarbeit erleben. Wir haben Wünsche, Hoffnungen, die wir abgeben, abgeben müssen, weil wir das allein nicht schaffen können bis auf eine Sache, um die wir uns selber kümmern müssen: den Tieren eine Stimme geben, sie sichtbar machen, ihnen einen Namen geben. Und darauf hoffen, dass wir viele Menschen damit berühren, vielen ihre Schicksale nahebringen, damit sich etwas verändern kann. Und das versuchen meine Kollegen wirklich fleißig und tapfer und stetig, manchmal sind sie Schritte hinterher, müssen Rückschläge hinnehmen, müssen feststellen, dass sie zu spät sind. Aber sie machen weiter und ich bin wahnsinnig stolz, dass das Konzept kettenlos schon so lange funktioniert und schon so viel bewegt hat. Hinter diesem Konzept stecken Menschen, ganz verschiedene aus ganz unterschiedlichen Kontexten, aber alle haben ein Ziel. Und das ist schön, berührend und Mut machend. Und ich glaube, das das Grund genug ist, einmal danke zu sagen, meinen kettenlos Teamkollegen, aber auch allen anderen, die sich für die engagieren, die keine Stimme haben. Danke für den Einsatz, ihr habt ganz viel bewegt!
Euch allen wünsche ich Frohe Weihnachten, ein paar ruhige Tage zum Auftanken und dass ihr nicht den Mut verliert, auch wenn es manchmal schwer ist!
Kristina Schnoor von kettenlos