Aktuelle Meldung
Advent, Advent
Wenn heute Nachmittag in der beginnenden Dämmerung das erste Licht am Adventskranz angeht, dann sicher bei Weihnachtsmusik und Keksen. Wir kennen es, dass zu dieser Gelegenheit auch schöne Geschichten vorgelesen werden, von Liebe, Barmherzigkeit und Freundlichkeit. Und von Wundern.
Gerade in der Weihnachtszeit sind wir offen dafür, kommt das Kind in uns noch durch, das Wunder für möglich hält.
Und der Glaube daran ist wichtig, unterstützt uns dabei, in schwierigen Zeiten durchzuhalten, nicht aufzugeben , den Mut nicht zu verlieren.
Auch für unsere Schützlinge in Ungarn und Rumänien ist der Wille zum Durchhalten und die Hoffnung wichtig, gerade jetzt, wo die Temperaturen sie körperlich an ihre Grenzen bringen.
Und es gibt sie, die Weihnachtswunder, man muss nur mit offenen Augen und Herzen hinsehen, dann sind sie da.
Heute möchten wir von Bonni berichten, ein Weihnachtswunder, wenn auch schon ein paar Jahre zuvor.
Bonni kam ursprünglich aus Kroatien und wurde zusammen mit Clyde auf einen Lebenshof gebracht, der sich bereiterklärt hatte, die beiden gemeinsam aufzunehmen, da sie aneinander hingen, wie Pech und Schwefel oder eben wie Bonni und Clyde. Erschwerend kam hinzu, dass beide sehr ängstlich waren, was ihre Vermittlungschancen nicht gerade rosig erscheinen ließ. Aber ihr Glück war es, dass der Lebenshof sie so ankommen ließ, ohne Erwartungshaltung, ohne Forderung, ohne "muss", "wenn aber" und "sollte".
Bonni und Clyde lebten also von da an auf dem Hof in Sicherheit. Sie waren beide Sonderlinge, die vom übrigen Rudel geduldet waren. Clyde wurde über die Zeit etwas zugänglicher den Menschen gegenüber, Bonni blieb verschlossen und ängstlich, ließ sich auch nicht anfassen. So lernte unsere Teamkollegin Kristina die beiden kennen. Was sie auszeichnete, war ihre Freundlichkeit allen anderen Hunden gegenüber. Sie gingen Streit aus dem Weg und lebten selbstgewählt in ihrer isolierten Hütte, weil sie nicht mit ins Haus wollten. Über Tag liefen sie im großen Rudel mit. Clyde taute immer mehr auf und ließ sich von ausgewählten Menschen auch anfassen, so auch von Kristina. Bonni blieb immer in einiger Entfernung stehen und schaute zu, nie auch nur im Ansatz feindselig, immer schüchtern und ängstlich, in sich selbst gefangen. Dann änderte sich die Konstellation im Rudel, neue Notfälle zogen ein, die souveränen Althunde starben kurz hintereinander. Die Verlierer dieser Umstrukturierung waren Bonni und Clyde, da sie nunmehr vom Rudel bestenfalls geduldet waren, nie anerkannt und immer öfter gemobbt wurden. Das herzerweichende war, das Clyde, der sich eigentlich problemlos hätte durchsetzen können und seine Stellung behaupten können, immer bei Bonni blieb. Er beschützte sie in ihrer Hütte und stellte sich immer zwischen sie und die anderen. So ging einige Zeit ins Land, bis Clyde überraschend in der Adventszeit verstarb. Nun war Bonni, diese außergewöhnlich sanfte Seele, auf sich allein gestellt, traute sich nicht mal mehr aus ihrer Hütte, nur Nachts, wenn keiner der anderen draußen war, drehte sie zaghaft ihre Runden. Wenn alle tagsüber draußen liefen, schaute sie sehnsüchtig zu, wurde aber sofort von den anderen begrenzt und gemobbt. Ihre Augen sprachen Bände, sie, die keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte, wusste nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte, ihr bester Freund nicht mehr da und die anderen wollten sie nicht. Ins Haus holen war nicht möglich, da sie in ihrer Angst immer noch gefangen war und dort ja auch die anderen lebten. Der Betreiber des Lebenshofes bat Kristina dann um Hilfe, weil er wusste, dass ihr die beiden immer sehr am Herzen gelegen hatte. Und so zog Bonni dann an Weihnachten bei ihr und ihrer Familie, zu der fünf Hunde und vier Katzen gehörten, ein. Kristina erzählt:" Es war ein Unterfangen, Bonni überhaupt so zu bekommen, dass man sie ins Auto bringen konnte. Während der gesamten Fahrt nach Hause hatte sie super viel Stress, hechelte und war starr vor Angst. Wir als Familie haben nicht lange überlegt, ob wir sie aufnehmen sollten, wir wussten, dass das ihre einzige Chance war und haben sofort zugestimmt. Auf der Fahrt, als ich hinten neben ihr saß, kamen mir kurz erste Zweifel, auf was wir uns da eingelassen hatten, aber aus einem Bauchgefühl heraus wusste ich, dass es gut werden würde. Bonni kannte das Leben im Haus nicht, aber wir hatten beschlossen, dass dies ihre einzige Möglichkeit war, sich unserem Rudel anzuschließen und von ihm akzeptiert zu werden. Außerdem wohnen wir in einem normalen Wohngebiet, wo es nicht möglich ist, einen Hund, der Nachts auch gern mal bellt, dauerhaft draußen zu lassen. Und zudem hatte ich von Anfang an das Vertrauen, dass Bonni mir gegenüber nicht nach vorne gehen würde. So konnte ich sie, als wir zu Hause ankamen, greifen und nach drinnen bringen. Sie ließ sich von mir eine Hausleine anlegen und wurde höflich von unserem Rudel begrüßt. Und Bonni, die sich alles mit großen Augen ansah, sich geduldig beschnüffeln ließ, auch von den Katzen, suchte sich tatsächlich nach einiger Zeit ihren Platz. Dort blieb sie auch bis auf die Zeit, in der ich sie an der Leine in den Garten ließ. Tag um Tag lernte sie es mehr zu schätzen, dass es warm war, sie nicht gemobbt wurde und die anderen Hunde sie akzeptierten. Nach ein paar Tagen ließ sie es zu, dass ich mich ihr nähern und sie streicheln konnte. Und wieder einige Zeit später übten wir die ersten Schritte auf Spaziergängen außerhalb unseres Grundstücks. Bonni war, als sie zu uns kam, geschätzte dreizehn Jahre alt und es war unglaublich rührend zu sehen, wie sie anfing, ihre Umwelt zu entdecken. Nach wenigen Monaten war sie fester Teil unseres Rudels und unserer Familie, wenn Besuch kam, orientierte sie sich an uns. Ihr bester Freund wurde unser gehandicapter Kater Moritz, die beiden waren ein richtiges Team. Dann, nach zwei Jahren, ging es Bonni immer schlechter, sie wurde schwächer, hatte Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und auch Tumore. So mussten wir sie zwei Jahre später gehen lassen. Sie hatte hier ein Zuhause gefunden, sie wusste, glaube ich, dass sie hier geliebt wurde, so, wie sie war. Bonni hat allerdings nie ihre Traurigkeit über den Tod von Clyde hinter sich lassen können. Ich bin sehr glücklich, dass wir Bonni kennenlernen durften, sie einen Teil ihres Weges begleiten konnten und ich nun nochmal über sie berichten darf. Denn ich habe nie vorher und auch bis heute keine so sanftmütige und liebe Seele getroffen, wie Bonni eine war. Bonni, mein Mädchen, ich hoffe, Du schaust uns gerade in der Weihnachtszeit von oben zu, wo ihr beide, Du und Clyde, jetzt wieder zusammensteht und durch dick und dünn geht. Frohe Weihnachten, ihr Zwei!"
Es gibt sie, die kleinen Wunder und so hoffen wir auch dieses Jahr auf eins für einige unserer Schützlinge.
Denn gerade die Alten haben es besonders schwer im Tierheim und in der kalten Jahreszeit kommen sie schnell an ihre Grenzen, Und gerade für sie würden wir uns so sehr ein Zuhause, einen warmen, behüteten Platz wünschen.
Zumindest möchten wir sie sichtbar machen, ihnen eine kleine Bühne einräumen. So haben wir auf unserer Homepage den Bereich " Senioren", vielleicht schaut der ein oder andere mal vorbei und sieht ihnen in die Augen, erfährt etwas über ihre Geschichte.
Denn auch sie hoffen auf ein Wunder, immer noch.
Einen schönen, friedlichen ersten Advent wünscht euch das gesamte Team von kettenlos!